Möglichst nahe dran am Motiv

Walter Keber präsentiert im Rathaus seine Fotos von prominenten Zeitgenossen

WALTER KEBER zeigt unter dem Motto „Promis vor meiner Kamera” von ihm fotografierte Begegnungen mit Politikgrößen, Stars und Sternchen. (Foto: Dormehl)

Mörfelden-Walldorf. Ob Willy Brandt bei einer Autogrammstunde 1982 in Kelsterbach oder Joy Flemming als Mini-Mädchen 1949 bei einem Auftritt in Viernheim – Walter Keber hatte viele Politikgrößen, Prominente und Lokalhelden vor seiner Linse. Doch diese beiden Fotografien gehören zu seinen persönlichen Highlights. Unter dem Titel „Promis vor meiner Kamera” zeigt er bis Ende Februar fast 200 Fotografien in Farbe und Schwarz-weiß im Mörfelder Rathaus. 

Zu sehen sind Bilder von Udo Jürgens bei einem Konzert 1984 in Rüsselsheim, Oskar Lafontaine als Ministerpräsident des Saarlands 1987 bei einem Auftritt in Trier und Reinhard Mey bei einem Konzert in Kelsterbach 1977.
Walter Keber wollte immer ganz nah dran sein. Obwohl die meisten Prominenten auch Personenschützer dabei hatten, habe er nie schlechte Erfahrungen gemacht. „Das liegt vielleicht an meiner schmächtigen Statur”, witzelte er. Der Besuch von Bundeskanzler Gerhard Schröder 1999 in den Opelwerken ging Keber etwas an die Substanz. Dicht an dicht drängten sich Journalisten und Werksmitarbeiter um Schröder, was Keber auf einem Bild dokumentierte. „Ich war froh, dass ich da heil wieder rausgekommen bin.”
Manche Promis waren ihm sympathischer als andere. „Es sind eben auch nur Menschen. Vor der Kamera waren sie aber Profis”, sagte Keber. Er achtete beim Fotografieren darauf, die Menschen so gut wie möglich aussehen zu lassen. „Mit Bildern kann man ja ganz schönen Unfug anstellen. Das wollte ich aber nicht.” Insgesamt hat er rund zwölf Kameras in seiner Zeit als Journalist verschlissen. Dabei hat Walter Keber mit dem professionellen Fotografieren eher notgedrungen angefangen, weil häufig kein Fotograf vor Ort war, wenn er das richtige Motiv zu seinem Artikel sah.
„Wenn die Leute morgens die Zeitung aufschlugen, wollte ich, dass sie das Gefühl hatten, dabei zu sein”, sagte Keber. Mit diesem Anspruch ging er an seine Arbeit. Deshalb beschreibt er sich eher als „Action”-Fotograf. Er wollte in seinen Bildern die Spannung des Moments und die Personen bei ihrem Wirken festhalten, was ihm auch gelang. „Früher hatte ich dann immer noch die Frage: Habe ich das richtige Bild erwischt?”, erzählte der Pensionär. Das zeigte sich meist erst bei der Entwicklung in der Dunkelkammer. Ab 2003 fotografierte er digital.
Mit 20 Jahren hat Walter Keber seine Ausbildung zum Redakteur bei der Allgemeinen Zeitung Mannheim angefangen. „Ich wollte schon immer Journalist werden. Also habe ich das auch gemacht”, meinte der 71-Jährige. Im Alter von zehn Jahren bekam er seine erste Kamera, eine Agfa-Box, zur Kommunion geschenkt. Die besitzt er heute noch.
1979 zog er mit seiner Frau nach Rüsselsheim und fing bei der „Frankfurter Rundschau” an, mit der er sich auch identifizieren konnte. Diese hatte in der Mörfelder Langgasse einen Redaktionssitz. 33 Jahre lang arbeitete Keber dort als Redakteur und Fotograf, wodurch er sich gerade der Doppelstadt sehr verbunden fühlt. Viel erlebt habe er hier – gerade, wenn man auf die bewegte Geschichte der Startbahn West blicke. Dazu gibt es auch ein Foto mit Joschka Fischer vor Ort. 
In seiner langen Zeit als Fotograf und Journalist sammelte sich ein Stück Zeitgeschichte an, die er mit Beginn seines Ruhestandes anfing zu digitalisieren. „Ich wollte nicht, dass die Bilder bei mir im Keller verschimmeln. Ich wollte sie den Menschen zur Verfügung stellen”, erklärte Keber. Das macht er auch kostenlos für Städte und Gemeinden. „Ich möchte das kollektive Gedächtnis der Region erreichen”, sagte Walter Keber. (dor)

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