Maria Pourbakhshi und Hamid Mohamadkhari warten auf das Richterurteil

Drohende Abschiebung in den Iran

SOLLEN ABGESCHOBEN WERDEN: Hamid Mohamadkhari (links) und Maria Pourbakshi. (Foto: Friedrich)

 

Mörfelden-Walldorf (ula). Warten. Warten und hoffen. Maria Pourbakshi und Hamid Mohamadkhari lernen eine schwere Lektion, die Geduld. Vergangene Woche, am 18. September, trugen die beiden aus dem Iran Geflüchteten vor Gericht ihre Argumente vor. Argumente, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) so nicht teilt und vor Kurzem die Abschiebung des jungen Ehepaares anordnete. 

Beide leben seit fünf Jahren in der Doppelstadt

Im Margith-Horváth-Zentrum nahmen am Sonntagabend etwa 50 Menschen aus dem Unterstützerkreis und dem Horváth-Zentrum Platz, um vom Fortgang der juristischen Auseinandersetzung zu erfahren. Maria Pourbakhshi und Hamidreza Mohamadkhari leben seit fünf Jahren in der Doppelstadt. Hervorragend integriert, in Beruf und Ausbildung, mit sehr guten Deutschkenntnissen und ehrenamtlichem Engagement in der Flüchtlingsarbeit und der Vereinswelt, gelten die beiden als „Vorzeigeflüchtlinge“. Wie ein Keulenschlag traf sie die Entscheidung des BAMF, als die Behörde im August das Asylverfahren als unbegründet ablehnte und die beiden Iraner innerhalb einer Woche zur Ausreise aufforderte. Nun droht die Abschiebung (wir haben berichtet).

Petition gegen Abschiebung zählt aktuell über 1700 Unterschriften

Der Frankfurter Anwalt des Ehepaares reichte im Eilverfahren den Einspruch gegen das Urteil ein. Kürzlich stand dazu die Verhandlung an. Und die stand unter einem schlechten Stern: „Der Anwalt hatte Urlaub und seine Vertretung einen Autounfall“, schilderte Cornelia Rühlig, Vorstandsvorsitzende der Margith-Horvath-Stiftung, den nervenaufreibenden Gerichtstermin, zu dem der juristische Beistand dann verspätet doch noch eintraf. Nun wird mit Hochspannung das Urteil des Richters erwartet, der über die Wiederaufnahme des Asylverfahrens entscheidet. Unterdessen schließen sich immer mehr Menschen dem Unterstützerkreis an. Die am 22. August auf den Weg gebrachte Petition liegt bei derzeit 1730 Unterschriften. Mit Behrouz Asadi aus Mainz war am Sonntag ein Fachmann auf dem Podium, der von der gesellschaftlichen und politischen Situation in seiner ehemaligen Heimat berichtete. „Im Iran herrscht ein System der Unterdrückung, eine Abschreckungspolitik“, sagte der Exil-Iraner, „sie werden dort wegen Peanuts hingerichtet.“ Asadi: „Ein barbarisches System im Namen der Religion.“ Ethnische Minderheiten, Blogger, Gewerkschaftler, Menschen, die Inliner fahren oder öffentlich singen: Wer durchs Raster fällt, wird inhaftiert, gefoltert, vergewaltigt oder hingerichtet. Eine Erfahrung, die auch Maria Pourbakhshi machte, die als Angestellte Taekwondo-Trainerin in einem staatlichen Studio nach einer regimekritischen Äußerung politisch verfolgt wurde, mehrfach inhaftiert und dort misshandelt wurde. Pourbakhshi und ihr Ehemann flohen.

Benefizkonzert geplant

Ein Geschenk der Freiheit, die das Ehepaar nach monatelanger Flucht über Bulgarien nach Deutschland kostete, war das des Singens: Sie traten in den Gospelchor ein. Der wird am Freitag, 1. November, zu erleben sein, wenn das Benefizkonzert für Pourbakhshi und Mohamadkhari in der evangelischen Kirche Walldorf mit vielen weiteren Interpreten stattfindet. Weitere Aktionen des Unterstützerkreises sind angekündigt, um die Abschiebung des Paares zu verhindern. Asadi optimistisch: „In ein Land wie den Iran kann man nicht einfach abschieben.“ Auch Cornelia Rühlig sagte: „Ich gehe fest davon aus, dass ihr bleiben könnt. Aber man muss viel dafür tun.“ Das erfordere finanzielles Rüstzeug, um den juristischen Einspruch zu finanzieren. Allein das Eilverfahren verschlang 2000 Euro. Blieben alle Anstrengungen ohne Erfolg, so Rühlig, bleibt als letzte Instanz die Härtefallkommission in Wiesbaden.

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