„Man braucht ja auch Freizeit“

Ehrenbürgermeister Bernhard Brehl ist jetzt 75 und lässt alles ruhig angehen

GANZ ENTSPANNT feierte Ehrenbürgermeister Bernhard Brehl gestern seinen 75.Geburtstag. Hier schaut er mit Enkelin Sarah-Lena nach dem Kaninchen Kitty. (Foto: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf. Viele Jahrzehnte stand er im Rampenlicht. Nun ist es ruhiger geworden um Ehrenbürgermeister Bernhard Brehl, der gerne entspannt im Garten die Zeitung studiert.

Dass zu seinem gestrigen 75. Geburtstag dann doch etliche Freunde und Bekannte klingelten, kam zumindest für Gattin Ursula nicht unerwartet. „Ich habe überhaupt niemanden eingeladen“, schmunzelt der Altbürgermeister, der insgesamt 31 Jahre lang als Verwaltungschef zunächst die Geschicke Mörfeldens, später die der frisch fusionierten Doppelstadt lenkte. Und dieses Amt mit ganzer Kraft, unbeugsamem Willen und mitunter eigenwilliger Regie lebte – Charakterzüge, die man seinem Sternzeichen Löwen bescheinigt.
Bernhard Brehl ist ein „Eingeplackter“, stammt eigentlich aus dem kleinen Örtchen Lütter nahe der Wasserkuppe. Am 17. August 1941 erblickte er im Krankenhaus in Fulda das Licht der Welt. Er ist der Älteste von drei Geschwistern. 
„Aber ich habe das Weite gesucht“, erzählt er. Nicht etwa, weil es im elterlichen Haus wegen der unterschiedlichen politischen Gesinnung zu Reibereien gekommen wäre. Die Eltern Bertha und Josef, konsequente CDU-Wähler, der einzige Sohn seit 1966 Mitglied der SPD, das führte nicht zu Kontroversen. „Aber ich wollte die höhere Beamtenlaufbahn einschlagen“, und hier trat der junge Verwaltungsfachangestellte im Landratsamt Fulda auf der Stelle.
In der Frankfurter Verwaltung habe er dann in unterschiedlichen Ressorts viel gelernt. Und vielleicht wäre es bei einer Führungsposition geblieben („Ich hatte nicht vor, Bürgermeister zu werden“), wäre nicht die Liebe ins Spiel gekommen. Der Hochzeit mit seiner Frau Ursula folgte der Umzug nach Mörfelden. Der junge Sozialdemokrat wurde Mitglied der SPD-Stadtverordnetenfraktion. Eine Position, nach der er heute nicht mehr strebt, dafür jedoch im Kreistag weiterhin aktiv Politik mitgestaltet. 
„Aus den Entscheidungen vor Ort halte ich mich heraus“, erklärt der Ehrenbürgermeister, der in Heinz-Peter Becker (SPD) seinen Wunschkandidaten als Nachfolger sieht. Bernhard Brehl bleibt scharfer Beobachter (kommunal-) politischer Entwicklungen, die Politik liegt ihm im Blut. Am 6. März wurde er ein weiteres Mal in den Kreistag Groß-Gerau gewählt, wo er sich primär der Sozialpolitik widmet. 
„Aber in Mörfelden-Walldorf nehme ich alles schlicht zur Kenntnis, Entscheidungen treffen jetzt die jungen Leute“, so der Jubilar, der am 15. Juli 2007 in den Ruhestand verabschiedet wurde. Noch vertritt er den Kreis im Landeswohlfahrtsverband, will hier jedoch Ende des Jahres ausscheren. „Ich will nach und nach etwas reduzieren, man braucht ja auch Freizeit“, lächelt einer, der früher auch eine 70-Stunden-Woche nicht scheute.
Da die Familie häufig zu kurz kam, wird nun vieles nachgeholt. Bernhard Brehl hat zwei erwachsene Töchter und eine Enkeltochter. Sarah-Lena (9) flitzt durch den Garten, den der Opa mit vollem Einsatz pflegt und der Enkelin routiniert ein geflecktes Kaninchen aus dem Gehege fischt. Ob er einen Geburtswunsch hat? Nach kurzem Überlegen erklärt sich der Jubilar als „wunschlos glücklich“. (ula)

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