Malen mit dem ganzen Körper

Graffiti-Workshop der Jugendpflege mit „Bad Breath“ – Freie Flächen zum Sprühen sind stets gesucht

GESTALTEN MIT SPRÜHFARBE: Am Walldorfer Jugendzentrum lernten Emil (hinten) und Simon wie ein Graffiti entsteht und auf was man beim Umgang mit der Sprühdose achten muss. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Wie man ein Graffiti entwirft und richtig mit Sprühdosen umgeht, lernten zehn Teilnehmer bei einem Workshop der Jugendförderung. Am Wochenende gab das Kunst-Kollektiv „Bad Breath“ eine Einführung am Jugendzentrum in Walldorf.

„Viele denken immer noch, Graffiti sei immer illegal und fragen mich, wo ich überhaupt meine Dosen herbekomme“, erzählte Teamer Simon Jung schmunzelnd. Dabei hat sich das Sprühen längst zu einer eigenen Kunstform entwickelt und passiert nicht nur nachts in dunklen Ecken und Unterführungen. Im Stadtbild von Mörfelden-Walldorf finden sich an vielen Stellen Auftragsarbeiten von Graffiti-Künstlern. Und um dem Nachwuchs Platz zum Ausprobieren zu geben, sind am Jugendzentrum extra Übungsflächen vorgesehen.
Hier zeigten Simon Jung und Samuel Woodhall während des Wochenendworkshops Schritt für Schritt, worauf es beim Sprayen ankommt. Dabei legten die beiden von „Bad Breath“ besonderen Wert darauf, dass ein gutes Graffiti mit einer detailliert ausgearbeiteten Skizze beginnt. Auf einem Blatt Papier entsteht der Entwurf, der dann mit Sprühdosen auf eine Wand übertragen wird. „Das ist anstrengender als ich dachte“, sagte Michalis, einer der Teilnehmer, in der Mittagspause. Ständig müsse die Dose gedrückt gehalten werden, was man schnell im Finger merke.
„Graffiti ist ein Spielen mit Buchstaben und Wörtern“, erklärte Simon Jung weiter. Einzelne Buchstaben werden betont, bekommen besondere Formen und Effekte verpasst. Emil hatte sich dafür die Zeile „All you need is love“ von den Beatles ausgesucht. „Das passt ganz gut zum aktuellen Zustand der Welt“, meinte Emil, der bereits im letzten Jahr beim ersten Workshop der Jugendförderung dabei war.
Schon damals hatte Emil gelernt, wie spezielle Aufsätze für Sprühdosen die Linienführung bestimmen. Ob Linien dick, dünn, weich oder hart sind, liegt am Aufsatz. Außerdem kommt es darauf an, wie nah man beim Sprühen an der Wand steht und in welchem Winkel die Dose gehalten wird. „Es ist ein Malen mit dem ganzen Körper, man ist immer in Bewegung“, sagte Simon Jung. Ist man zu langsam, verläuft die Farbe auf einer Stelle und ruiniert das Werk.
Neben dem kreativem Aspekt weiß Simon Jung auch um den pädagogischen Effekt von Graffiti. Als angehender Lehrer arbeitet er an zwei Schulen in Darmstadt und bringt den Jugendlichen auch dort den Umgang mit der Dose näher. Dabei lernten die Schüler fokussiert zu arbeiten. Beim Erstellen der Skizzen komme man zur Ruhe und müsse sich konzentrieren. „Ich erkläre immer wieder, dass ein Graffiti nicht spontan aus dem Kopf heraus entsteht“. Ein guten Entwurf brauche viel Zeit und Übung.
Damit der Nachwuchs seine Skizzen auch umsetzen kann, werden immer freie Flächen zum Sprühen gesucht. Wer etwa seine Garage verschönern lassen möchte, kann mit dem Streetworker Philipp Gempe Kontakt aufnehmen. Er ist unter Telefon 06105-404294 und der E-Mail-Adresse philipp.gempe[at]moerfelden-walldorf[dot]de zu erreichen.

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