„Es macht Spaß, anderen zu helfen“

Evangelische Frauenhilfe feierte ihr hundertjähriges Bestehen – Festgottesdienst

ZEHN SYMBOLISCHE GEGENSTÄNDE, einer für jede Dekade, wurden während des Festgottesdienstes nach vorne gebracht. (Foto: A. Keim)

Mörfelden-Walldorf. „Der soziale Gedanke ist es, der uns alle verbindet. Das ist es, was die Frauenhilfe ausmacht“, betonten Ulrike Nicodem und Bianca Bürkle übereinstimmend. Beide gehören zum Vorstand der evangelischen Frauenhilfe Mörfelden und hatten am Sonntag nur wenig Zeit für Pressegespräche. Schließlich galt es, das 100-jährige Bestehen der Frauenhilfe gebührend zu feiern.
 

An allen Ecken wurde am Sonntag rund um Kirche und Gemeindehaus geschafft und gefeiert. Los ging es am Vormittag mit einem Festgottesdienst, der unter dem Motto „Helfen mit Herz und Hand“ stand. Sylvia Puchert, die geschäftsführende Pfarrerin der Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau, war eigens angereist, um an diesem besonderen Tag eine Predigt zu halten.
Auch die Pfarrer Andrea Schätzler-Weber und Markus Buss beteiligten sich an der Gestaltung des Gottesdienstes, ebenso der Kinderchor und der Posaunenchor der Gemeinde. Um jede einzelne Dekade der hundertjährigen Geschichte der Frauenhilfe zu würdigen, wurden zehn verschiedene Gegenstände zum Altar gebracht und entsprechend kommentiert. Alle standen symbolisch für die Frauenhilfe und ihr Wirken, etwa ein Glas selbst gekochte Marmelade, gestrickte Strümpfe, ein Kinderspielzeug für die Unterstützung des Kindergartens, ein Auto für die Diakoniestation oder ein Globus für die weltweite Unterstützung sozialer Projekte.
Nach dem Gottesdienst lockte ein Sektempfang die Gäste ins benachbarte Gemeindehaus. Dort übernahmen Drehorgelspieler die musikalische Unterhaltung, und viele Grußworte wurden gesprochen. Walter Schulmeyer las zudem einige Mundart-Anekdoten vor.
Ein großes Büfett stillte den Hunger zur Mittagszeit und ließ kaum Platz für die legendären Kuchen der Frauenhilfe am Nachmittag zum Kaffee. Im Hof wurde anlässlich des Jubiläums fleißig Latweje gerührt – eine Aufgabe, die die Männer übernommen hatten. Gleichwohl hatten die Frauen zuvor die 170 Kilo Pflaumen entkernt. Die fertige Latweje kann beim Weihnachtsmarkt gekauft werden.
Ulrike Nicodem ließ als Vorsitzende der Frauenhilfe nur kurz die 100-jährige Geschichte Revue passieren und verwies auf die aktuelle Ausstellung dazu im Heimatmuseum. Sie erinnerte an den Mai 1912, als 20 Frauen und Männer gemeinsam mit Pfarrer Becker im Goldenen Apfel einen Frauenverein gründeten. Als passendes Bibelzitat hatte Nicodem den Spruch „Suchet der Stadt bestes“ gewählt. „Dieses Wort könnte auch die Gründungsmitglieder motiviert haben“, meinte sie am Sonntag. Erstes Ziel der jungen Frauenhilfe sei es gewesen, eine Schwester für die Gemeinde bezahlen zu können.
Heute, zwei Weltkriege und hundert Jahre später, suche die Frauenhilfe wieder junge Frauen und Männer, um eine gute Sache weiterzuführen. Bianca Bürkle ist mit 44 Jahren im Vorstand die jüngste, wenn auch bei weitem nicht das jüngste Mitglied. „Wir wollen zusätzlich zu den bestehenden Gruppen eine junge Gruppe installieren, die sich trifft und gemeinsame Ausflüge unternimmt“, erklärte sie.
Derzeit zählt die Frauenhilfe in Mörfelden rund 360 Mitglieder, darunter etwa 100 Aktive, die bei Festen und Veranstaltungen dabei sind. Es gibt einen Montagskreis, der sich zum gemeinsamen Handarbeiten trifft, und einen Mittwochskreis. Mittwochs sei beinahe immer ein Pfarrer dabei, damit das Treffen einen christlichen Bezug habe. Hier gebe es zudem auch mal Vorträge oder einen Bingoabend. Zwei Mal im Jahr macht die Frauenhilfe einen Ausflug. Der nächste am 10. Oktober geht zum Modehaus „Adler“.
„Es ist das Spirituelle gemischt mit dem Pragmatischen, was die Frauenhilfe ausmacht. Das soziale Engagement ist wichtig, ebenso die Gemeinschaft“, betonte Ulrike Nicodem. Die Frauenhilfe sei alles andere als angestaubt, sondern vielmehr gerade wieder im Aufwind. „Es macht ja auch Spaß anderen zu helfen, und es ist eine innere Befriedigung etwas geschafft zu haben. Und wenn mal etwas nicht klappt, ist die Gruppe da und stärkt einen“, so Bianca Bürkle. (ake)

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