Livestream-Konzert im Bürgerhaus Mörfelden

Fado-Musiker Manuel Campos hat sich auf die Situation ohne Publikum gut eingestellt

Manuel Campos nahm das Publikum beim Livestream-Konzert im Bürgerhaus auf eine musikalische Reise nach Portugal mit. (Screenshot: Koch)

Mörfelden-Walldorf (ako). Ein Konzert mit vielen Emotionen bekamen die Zuhörer am Mittwoch vergangener Woche geboten. Im Rahmen der Geisterkonzerte des städtischen Sport- und Kulturamts trat der Musiker Manuel Campos aus Walldorf auf.

Mit seiner Gitarre und seiner gefühlvollen Stimme nahm er sein Publikum auf eine rund einstündige musikalische Reise nach Portugal. Campos sang auf Portugiesisch, erläuterte jedoch jedes seiner Lieder auf Deutsch. Sein Publikum forderte er auf: „Tauchen Sie mit mir in die Tiefe des Fado ein.“ Campos bedankte sich bei Ralf Baitinger, der in Zusammenarbeit mit Event-Techniker Rene Papp (Ton) sowie Joachim Sonnabend und Sebastian Greiner (beide Streaming über „Livestream.watch“) das Kulturprogramm im Bürgerhaus Mörfelden organisiert. Er trat wie alle Künstler ohne Gage auf. Ralf Baitinger, der Campos schon seit rund 25 Jahren kennt, freute sich bei seiner Begrüßung, mit Campos einen besonderen Musiker für einen Auftritt gewonnen zu haben.

 „Der Fado lebt vom Gefühl“

Die Zuhörer konnten viel über Portugal lernen und das Land förmlich spüren. Denn Campos sang Lieder im berühmten Musikstil des Landes, dem Fado. „Der Fado lebt vom Gefühl“, erläuterte Campos nach dem Konzert im telefonischen Interview. Der Musiker, der über eine klassische Gesangsausbildung verfügt, spielte dabei so souverän auf, als habe er schon immer Online-Konzerte gegeben. „Ich habe mich vorher auf die Situation eingestellt“, erklärt Campos. Zudem hatte er sich einen Trick ausgedacht, bei dem ihn der leere Saal nicht irritierte: „Ich habe die Augen geschlossen und bin ganz in der Musik aufgegangen.“ Die Augen zu schließen, das war auch ein guter Trick für die Zuhörer. Wer dies ausprobierte, der fand sich gedanklich schnell am Atlantik und in den Straßen Lissabons wieder. 

Lieder zur Nelkenrevolution von 1974

Die reiche portugiesische Musikkultur hat zu fast jedem Thema mindestens einen Fado zu bieten, zu den meisten sogar eine Vielzahl. Insbesondere das Meer ist in der Seefahrernation ein wichtiges Thema. Auch Campos sang hierzu, denn: „Das Meer war unser Schicksal.“ Vor allem jedoch kann mit dem Fado jedes Gefühl ausgedrückt werden, erst recht die Liebe. Der Klang der Lieder ist nicht immer, aber meistens melancholisch und stets mit einer gehörigen Portion Tiefgang. Campos ist ein Repräsentant dieser Musik, der es versteht, sie auch dem deutschen Publikum authentisch näher zu bringen.
Campos präsentierte auch Lieder zur Nelkenrevolution von 1974. Diese markiert den Wandel des Landes von der Diktatur zur Demokratie und von der Angst zur Freiheit. Hier zeigte sich Manuel Campos besonders emotional, war er doch selbst vor der Diktatur 1972 nach Deutschland geflohen. Eine wichtige Brücke ins neue Land war die Musik. „Musik ist ein Teil meines Lebens und eine ganz besondere Form der Kommunikation“, so Campos.
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