Am liebsten in den Kühlschrank

Bei 36 Grad macht Arbeit wenig Spaß – Andere schwitzen freiwillig im Fitness-Studio

ERFRISCHUNG suchten Jan (links) und Maximilian im Brunnen am Dorfplatz. Denn das Schwimmbad war den beiden Jungs zu voll. (Foto: Dormehl)

Mörfelden-Walldorf. Blitzschnell funktioniert der achtjährige Jan die Springbrunnen zu Wasserpistolen um und versucht, seinen gleichaltrigen Kumpel Maximilian zu treffen. Schnell steht der ganze Dorfplatz unter Wasser und Maximilian bekommt den Wasserstrahl mitten ins Gesicht. Dann nehmen beide ein erfrischendes Bad in dem kleinen Becken. Auf die Frage, warum sie nicht im Schwimmbad seien, antwortet Maximilian nur: „Da ist es jetzt zu voll. Das macht keinen Spaß.“ Und da hat er recht.

Es sind Sommerferien, 36 Grad Celsius und Freitag – das Wochenende ist zum Greifen nah. Doch ein paar Leute müssen bei diesen heißen Temperaturen arbeiten, so wie Schwimmmeister Reinhard Maul. Er hat nach eigener Schätzung die Aufsicht über rund 2500 Badegäste, und das ist eine schweißtreibende Angelegenheit.
Auf die Schwimmmeisterstation knallt die Sonne und treibt das Thermometer in die Höhe. Da bringt selbst der kleine Ventilator nichts mehr. „Die Hitze macht den Leuten zu schaffen. Sie sind oft aggressiv und da kommt es schon mal vor, dass es bereits in der Schlange vor der Kasse zu kleinen Rangeleien kommt“, sagt Maul. Unter der Hitze, dem hohen Lärmpegel und der sengenden Sonne leiden aber auch die Bademeister. „Da heißt es viel Wasser trinken.“
Nicht anders geht es seinen Kollegen am Walldorfer Badesee. Alle 900 Parkplätze sind belegt, so dass Autos bis zur Brücke der B 44 und der Aschaffenburger Straße stehen. Nach Schätzungen der Kassiererin planschen rund tausend Badegäste im See.
Von einer kühlen Erfrischung kann Hähnchenverkäufer Bruno Stein nur träumen. Er wird nicht nur von der Sonne gebrutzelt sondern auch vom Grill. Er steht mit seinem Hähnchenwagen von 9 bis 18 Uhr am Dalles. Während die Hähnchen auf dem Grill in seinem Rücken knusprig braun werden, bläst ihm der warme Wind des Ventilators entgegen. Bis zu 60 Grad Celsius herrschen in seinem kleinen Wagen. „Ich würde am liebsten ab und zu im Kühlschrank verschwinden. Aber der ist zu klein“, witzelt Stein. Dafür kühlt er sich seine Füße in seinen Pausen im Dalles Brunnen ab. Stein beobachtet, dass bei dem Wetter weniger Leute als sonst im Ortskern unterwegs sind und Hähnchen essen wollen.
Anders geht es da dem Eismann Roberto Selbiani. Er produziert bis zu 50 Liter Milcheis und bis zu 20 Liter Fruchteis am Tag. Bei ihm gibt es außergewöhnliche Geschmacksrichtungen wie Snickers oder Red Bull aber auch die Klassiker wie Schokolade, Vanille oder Erdbeere. Da könnte man denken, dass er einen richtig coolen Job hat. Doch bei großem Andrang kommt auch der gebürtige Italiener ins Schwitzen. „Wir haben circa 30 Eissorten und die meisten sind bis zum Abend leer“, erzählt Selbiani.
Richtig kühl ist es in einer Metzgerei am Dalles. „Jeder kommt rein und meint, dass er gern hier bleiben würde“, lacht Susanne Bihler. Bei wohltemperierten 19 Grad Celsius lässt es sich auch gut arbeiten.
Während einige versuchen, jede unnötige Bewegung zu meiden, legen es manche sogar aufs Schwitzen an, wie zum Beispiel Leon Abele. Er geht bei 36 Grad Celsius Außentemperatur noch ins Fitnessstudio. „Ich bin momentan motiviert. Da macht man hier halt ein Fenster auf, dann geht das schon“, lacht er. Auch Nadine Geiss stemmt Gewichte: „Ich mach jeden Freitag beim Zirkeltraining mit. Die Hitze macht mir nicht so viel aus. Nachher stell ich mich unter die kalte Dusche, dann passt das schon.“
Aber auch im SKV Fitnessstudio merke man, dass die meisten Leute bei diesen hitzigen Temperaturen sportliche Aktivitäten eher scheuen. „Im Vergleich zum Montag, da waren 200 Leute da, hatten wir bist jetzt etwa 40 Besucher“, erzählt SKV-Mitarbeiterin Kyra Thierolf. Selbst die beliebten Kurse wie Spinning werden gemieden, dafür seien „Sommerkurse“ – wie Thierolf sie nennt – wie Zumba und Bauch-Beine-Po weiterhin gut besucht. (dor)

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