Lernen auf der Baustelle

Schweitzer Schule: Lehrer und Schüler halten Sanierungsarbeiten seit zwei Jahren aus

GEHÖRT ZUM ALLTAG: Neue Kabel hängen von der Decke. Die Brandschutzsanierung soll im Herbst abgeschlossen sein. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf (seb). Ein Kran vor dem Klassenzimmer, lautes Bohren und Handwerker in den Fluren: Baulärm, Dreck und Baustellenatmosphäre gehören für die Kinder der Albert-Schweitzer Schule mittlerweile zum Alltag. Und das schon seit zwei Jahren, denn die Brandschutzsanierung zieht sich in ungeahnte Längen.

Für Lehrer wie Schüler ist das eine besondere Belastung. Entsprechend genervt und frustriert reagiert Rektorin Barbara Prestel, spricht man sie auf die Situation an. „Wäre das von Anfang an klar gewesen, hätte die Schule eigentlich geschlossen werden müssen.“ Den Unterricht hätte man dann auslagern können, Kindern und Lehrern so die Dauerbaustelle erspart. Wie es derzeit auszieht, konnte man bei der Bürgermeisterwahl erleben. Gleich mehrere Wahllokale waren dort eingerichtet. Kabel hingen von den Decken, teilweise fehlte die Tapete, provisorische Holzwände trennten Baustelle und Schulbetrieb. In nahezu allen Wänden waren Löcher zu sehen, um Rauchmelder anzuschließen. Außerdem gibt es neue Feuerschutztüren und zu guter Letzt ist der Denkmalschutz involviert. „Es wird ständig irgendwo mit etwas Neuem angefangen“, berichtet die Rektorin im Gespräch mit dem Freitags-Anzeiger.

„Es wird ständig irgendwo mit etwas Neuem angefangen“

Neben den Veränderungen in Fluren, Klassen- und Verwaltungsräumen wird auch im Außenbereich gearbeitet. Da jeder Raum zwei Fluchtwege ins Freie braucht, lässt der Kreis an der Nordseite einen Treppenturm hochziehen. Über kleine Brücken wird das Dachgeschoss sowie die restlichen Stockwerke angebunden. Um einen behindertengerechten Zugang zu ermöglichen, kommt ein Aufzug in den Turm.
Parallel werden an der Südseite eine Notausgangstreppe und ein Zugang für die Kellerräume angelegt. Eigentlich wollte man damit schon im Oktober 2017 fertig sein. Immer wieder komme es vor, dass Fachfirmen über längere Zeiträume gar nicht vor Ort seien, berichtet die Rektorin. 
Wenn gearbeitet werde, mache Lärm das Unterrichten schwierig. Auch komme es vor, dass plötzlich Räume nicht mehr genutzt werden könnten und man improvisieren müsse. „Für unser Kollegium ist es sehr belastend.“ Die letzten Nerven scheint der Denkmalschutz zu rauben, der bei den Arbeiten am 1905 errichteten Gebäude mitredet.
Dabei geht es nicht um den Brandschutz, sondern um eine möglichst authentische Gestaltung der Innenräume. So sei man unter anderem dabei, Fenster und Türen möglichst originalgetreu aufzuarbeiten und wiederherzustellen. Bei Untersuchungen sei festgestellt worden, dass nachträglich angebrachte Türrahmen nicht dem Altbestand entsprechen, führte Barbara Prestel aus. Nun würden Rahmen abmontiert und dekorative Ecken um einige Zentimeter versetzt. Die denkmalschutzgemäßen Fenster seien schlecht isoliert, weshalb in einem Zimmer hinter alten Fenstern zusätzliche neue Fenster gekommen seien. Im Treppenhaus dagegen müsse man mit der schlechteren Isolation leben.
Den Verzug auf der Baustelle erklärt der Kreis als Schulträger mit der Insolvenz einer Elektrofirma, weshalb die Arbeiten etwa ein Dreivierteljahr pausiert hätten. Die Pressestelle schreibt auf Anfrage des Freitags-Anzeigers weiter, dass während der Bauphase eine Anpassung des Brandschutzkonzepts notwendig wurde.

Aktuell sind Schlosserarbeiten an den Treppen und im Treppenturm ein Problem 

Infolge dessen musste umgeplant und in jeden Raum Brandmelder installiert werden. Aktuell stellten Schlosserarbeiten an den Treppen und im Treppenturm ein Problem dar, da die ausführende Firma offensichtlich nicht in der Lage sei, die Arbeiten abzuschließen.
Die ursprünglich erwarteten Kosten lagen bei 700 000 Euro, mittlerweile spricht die Pressestelle von 1,1 Millionen Euro. Rund fünf Prozent davon sollen auf den Denkmalschutz entfallen. Aufgrund des Eingriffs in die Bausubstanz habe der Kreis notwendige Renovierungen in Auftrag gegeben, die mit 150 000 Euro zu Buche schlagen sollen. Aktuell geht man davon aus, dass die an Ostern 2017 angelaufenen Arbeiten in den Herbstferien abgeschlossen sind. Um schneller fertig zu werden, habe man den anfänglich Plan aufgegeben, Handwerker nur in den Ferien arbeiten zu lassen. In Abstimmung mit der Schulleitung sei dies nun auch während der Schulzeit möglich. Wenn Handwerker leise vorgehen könnten und sie anfallenden Schmutz sofort beseitigen. Fragt man Rektorin Prestel, scheint dies nicht wirklich zu funktionieren.

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