In der Langgasse 44 ist immer viel los

Beratungszentrum des Sozialpsychatrischen Vereins wurde vor 15 Jahren eröffent

GEBURTSTAGSFEIER: Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Sozialpsychiatrischen Vereins Groß-Gerau, Gabriele Leinberger, Willi Opp, Ute Behring, Anke Creachcadec, Marita Juraschka, Karoline Kress-Klausmann und Albrecht Gröthel (von links) feierten am Dienstag die Eröffnung des Zentrums in der Langgasse vor 15 Jahren. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Mit dem Kaminclub in Walldorf fing es an. Als der Platz nicht mehr ausreichte, zog der Sozialpsychiatrische Verein Groß-Gerau (SPV) in das Fachwerkwerkhaus in der Langgasse 44.

Das ist nun schon 15 Jahre her und langsam wird es auch hier eng. Am Montag feierte der Sozialpsychiatrische Verein diesen runden Geburtstag mit einem Sommerfest. Eingeladen waren alle Helfer, Klienten und Kooperationspartner.
Als schönstes SPV-Zentrum lobte Geschäftsführer Siegfried Schwaab die Einrichtung in dem alten Fachwerkhaus in der Mörfelder Altstadt. Weitere Standorte betreibt der Verein in Biebesheim, Groß-Gerau und Rüsselsheim. Klein gestartet, habe sich in Mörfelden viel entwickelt. Möglich sei dies nur dank der Hilfe der Kooperationspartner gewesen. „Und in den nächsten Jahren wird der Unterstützungsbedarf noch weiter ansteigen“, kündigte Schwaab an.
Dass in der Langgasse viel los ist, zeigen schon die Mitarbeiterzahlen. Sechs Hauptamtliche und 30 ehrenamtliche Helfer der Speisekammer arbeiten in dem Zentrum. Zwei Mitarbeiter sind für technische Angelegenheiten und den Fahrdienst zuständig.
„Am Anfang gab es nur die Kontakt- und Beratungsstelle für psychosoziale Erkrankungen in Walldorf, über die Jahre ist immer mehr dazu gekommen“, erklärte der SPV-Bereichsleiter Willi Opp. Als jüngster Baustein im Angebot startete vor rund einem Jahr das Familienpaten-Projekt. Hier werden gemeinsam mit der Diakonie Paten ausgebildet, die Familien zuhause besuchen und beispielsweise bei psychischen Erkrankungen, Mehrlingsgeburten oder sozialer Isolation weiterhelfen. „Wir werden präventiv tätig und wollen so eine gesunde Entwicklung von Kindern ermöglichen“, berichtete Opp.
Neben dem Paten-Projekt und der Kontakt- und Beratungsstelle werden in der Langgasse noch das betreute Wohnen und eine sozialpädagogische Familienhilfe koordiniert. Auch das Bündnis gegen Depressionen hat hier sein Zuhause. „Das Kernstück ist immer noch die Beratungsstelle. Die Einrichtung der Speisekammer hat unserem Haus aber einen gewaltigen Schub gegeben“, führte Opp aus. Seitdem sich Bedürftige wöchentlich Lebensmittel abholen können, seien die Beratungszahlen stark angestiegen. Das Zentrum habe sich weiter geöffnet und in die Stadt integriert. „Die exponierte Lage ist dabei natürlich ganz toll“, betonte der Bereichsleiter.
Mit seiner Arbeit sorge der SPV dafür, dass sich Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht mehr verstecken müssten, lobte Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD). Über die Jahre sei ein breites Netzwerk entstanden, das geholfen habe, einen Bewusstseinswandel einzuleiten. Psychische Erkrankungen seien kein Tabuthema mehr, sondern würden offensiv angegangen, freute sich Becker.
„Es ist ein richtiger Ort der Begegnungen, auch dank der vielen Ehrenamtlichen“, erklärte Willi Opp. Und da mittlerweile so viel los sei, könne man auch nicht mehr unterscheiden, wer zum Arbeiten und Helfen komme, und wer wegen einer Erkrankung das Zentrum besuche. Das mache die Arbeit einfacher und senke die Hemmschwelle, so Opp.
Der große Erfolg sorgt aber auch für Probleme. Mittlerweile stößt das Zentrum an seine Kapazitätsgrenzen, weshalb in Zukunft zusätzliche Räume in der Nähe angemietet werden sollen, berichtete SPV-Geschäftsführer Schwaab. Aufgeben wolle man den Standort in der Langgasse aber sicher nicht. „Wir wollen hier auf gar keinen Fall raus“, sagte Schwaab lachend. Nachdem sich das Zentrum über 15 Jahre hinweg hervorragend bewährte, soll die Erfolgsgeschichte nicht enden. (seb)

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