Lange Fahrt im überfüllten Bus

Eltern, deren Kinder in Rüsselsheim zur Schule gehen, finden die Situation untragbar

Schnell rein in den Bus: Damit der Fahrplan eingehalten wird, hält er nur sehr kurz. (Fotos: Schmidt)

Mörfelden-Walldorf. Volle Schulbusse sind keine Seltenheit. Unter dem täglichen Gedränge leiden derzeit besonders Schüler, die mit dem Bus aus Mörfelden-Walldorf nach Rüsselsheim zu weiterführenden Schulen fahren.

„Die Situation ist so nicht mehr tragbar“, sagt Nadja Seymour, Mutter einer Siebtklässlerin aus Mörfelden, die das Neue Gymnasium in Rüsselsheim besucht. Viele Eltern aus Mörfelden-Walldorf, so berichtet Seymour dem Freitags-Anzeiger, machten sich Sorgen um ihre Kinder, die jeden Tag eng gequetscht im fahrenden Bus stehen müssten, um zur Schule zu gelangen. Einige Mütter hätten sich gar schon zu Fahrgemeinschaften zusammengeschlossen, um ihre Sprösslinge mit dem Pkw zur Schule zu bringen. Andere chauffierten ihre Kinder zu einer früheren Haltestelle, damit sie noch einen sicheren Sitzplatz ergattern könnten.
Betroffen sind etwa 65 Schüler aus Mörfelden und Walldorf, die derzeit das Neue Gymnasium in Rüsselsheimer Bahnhofsnähe besuchen. Dazu kommen rund 20 Kinder, die im Rüsselsheimer Max-Planck-Gymnasium die Schulbank drücken. Für diese Schüler heißt es jeden Morgen, eine beträchtliche Zeit im engen Bus hinter sich zu bringen: Die Fahrtzeit vom Walldorfer Bahnhof bis zur Endstation am Rüsselsheimer Bahnhof beträgt 40 Minuten, denn die Regionallinie ist kein Schulbus und hält unterwegs an vielen Stationen.
Für die Heimfahrt nach der sechsten Stunde wird es noch enger: Hier verkehrt derzeit bloß ein kleinerer Zwölf-Meter-Bus, der dann alle Kinder aufnehmen soll. Zumindest für dieses Problem scheint Abhilfe in Sicht. Auf Nachfrage erklärte Jens Untermann, zuständiger Planer bei der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft (LNVG) des Kreises Groß-Gerau, dass voraussichtlich ab Dezember für die Fahrt nach der sechsten Stunde ein größerer Bus eingesetzt werde. „Die endgültige Zusage des Busunternehmens, der Firma Walter, steht allerdings noch aus“, so Untermann.
Generell ist Untermann das Problem der überfüllten Busse längst bekannt. Zahlreiche Beschwerden wurden an ihn herangetragen. Er überprüft deshalb die Busse persönlich vor Ort, fährt mit und macht sich ein Bild. Das hat er auf der betroffenen Linie 752 zuletzt nach Schuljahresbeginn im August/September getan. „Die Busse sind voll, aber nicht überfüllt“, so sein Urteil. Es gehe hier allen Schülern ähnlich. Auch auf dem Weg zur Bertha-von-Suttner-Schule werde es in den Wintermonaten eng im Bus, weil viele vom Fahrrad auf selbigen umsteigen. Das Problem der hinzukommenden Radfahrer immerhin sei auf dem Weg nach Rüsselsheim nicht gegeben.
Jedes Jahr zum neuen Schuljahr werden der LNVG und dem RMV die Schülerzahlen von den entsprechenden Schulen übermittelt, sodass der Bedarf an Bussen neu überdacht wird. „Wir reagieren natürlich auf steigende Schülerzahlen“, erklärte Untermann. Seit Ostern sei deshalb gelegentlich der Gelenkbus für die Fahrt nach Rüsselsheim am Morgen eingesetzt worden, und seit diesem Schuljahr verkehre der größere Bus nun standardmäßig zur betreffenden Zeit vor Schulbeginn.
Platz finden darin rund 120 bis 140 Fahrgäste. Je nach Modell gibt es zwischen 45 und 55 Sitzplätze, die restlichen Plätze sind Stehplätze. „Wir laden die Busse aber nicht ganz voll“, erklärte Untermann. „Es fahren höchstens 100 Passagiere mit.“
Besonderes Ärgernis für die Mörfelden-Walldorfer Eltern ist, dass auch in Rüsselsheim noch Passagiere zusteigen. „In Haßloch kommen Schulkinder dazu, die auch einen Stadtbus nehmen könnten“, schildert Nadja Seymour die Situation. So werde es im Bus dann so eng, dass kaum noch jemand aussteigen könne. „Wir können den Haßlocher Kindern nicht verbieten, diesen Bus zu nehmen“, sagt Untermann dazu.
Brigitte Küchler, deren Tochter seit kurzem die fünfte Klasse am Neuen Gymnasium besucht, findet besonders die häufigen Verspätungen des Busses nicht hinnehmbar: „Die Kinder sind dann nicht rechtzeitig zum Schulbeginn um 8 Uhr in der Schule“. Diese Nöte versteht auch Jens Untermann – eine Lösung gibt es aber bisher nicht. „Wir haben bereits mehr Fahrplanzeit hineingegeben und sind im Gespräch mit dem RMV – bisher ohne befriedigendes Ergebnis“, bedauert er. (evs)

Die regionale Buslinie 752 fährt vom Frankfurter Flughafen über Walldorf und Mörfelden bis zum Rüsselsheimer Bahnhof und zurück. Betreiber ist der RMV, aber auch die Lokale Nahverkehrsgesellschaft (LNVG) des Kreises Groß-Gerau ist mit im Boot, trägt einen Teil der Finanzierung und Organisation. Die betreffende Strecke wird von Bussen der Firma Walter befahren.

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