Kontinuität in der Landschaftspflege

Bei Kelterfest über Kooperationsprojekt informiert – Pech mit dem Wetter

FRISCH GEPRESST: An der Hüttenkirche befüllte Michael Theis die mobile Kelteranlage mit Äpfeln von den Streuobstwiesen. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. An der Hüttenkirche wurde zum Kelterfest eingeladen. Schafe grasten die Wiese ab, langsam drehte sich die Presse und sorgte für frischen Apfelmost. Zudem wurde über das erste Jahr des Landschaftspflegeprojekts in der Feldgemarkung zwischen Mörfelden und Walldorf informiert. Leider spielte das Wetter nicht mit, weshalb nur wenige Besucher an die Hüttenkirche kamen.

Die Streuobstwiesen zwischen den Stadtteilen brauchen besondere Pflege. Zum einen sind sie als Fauna-Flora-Habitat ausgewiesen, was eine Schutzgebietsklasse der Europäischen Union ist, zum anderen stehen die Wiesen auch nach deutschem Gesetz unter Naturschutz. Vor einem Jahr starteten daher die Stadt, der Ortsverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz, verschiedene Landwirte, Naturschutzbehörden, sowie der Ausbildungsverbund Metall Rüsselsheim (AVM) ein Gemeinschaftsprojekt.
Über das letzte Jahr hinweg betreute der AVM dabei rund 20 Arbeitslose, die im Feld unterwegs waren und sich Kenntnisse und Fähigkeiten im Gartenbau aneigneten, berichtete Egbert Friedrich. Der AVM-Projektleiter organisiert theoretischen Unterricht und Arbeitseinsätze. Baumpflanzungen und Schnittkurse, Bodenkunde, der Umgang mit Maschinen, Holz- und Steinarbeiten sowie Botanik stehen auf dem Lehrplan. Nach dem achtwöchigen Programm geht es in ein Betriebspraktikum. Die Arbeitslosen helfen so bei der Pflege des Naturschutzgebiets, bekommen eine Qualifikation und schaffen im besten Fall den Sprung zurück in ein Arbeits- oder Ausbildungsverhältnis, erklärte Friedrich.
Das Engagement des Ausbildungsverbunds Metall begann aber nicht erst im letzten Jahr. Seit 2010 sind Arbeitslose mit dem AVM im Einsatz. Dabei entwickelte sich das Programm von einer reinen Beschäftigungs- zu einer Qualifizierungsmaßnahme, berichtete Friedrich weiter. Im letzten Jahr rückte die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten in den Vordergrund.
Anfangs wurde die Landschaftspflege eher skeptisch betrachtet, erinnerte sich der Projektleiter. Als die Ergebnisse zu sehen waren, gab es dann viele positive Rückmeldungen. „Das ganze erste Jahr haben wir eigentlich nur Büsche und Totholz entfernt.“ Meterhohe Brombeerhecken wucherten die Wiesen zu. „Die Kontinuität ist wichtig, sonst sieht es schnell wieder so aus“, betonte Friedrich.
Neben dem AVM sind auf den Streuobstwiesen regelmäßig Helfer vom Bund für Umwelt und Naturschutz im Einsatz. Außerdem ist der Schäfer Benjamin Klepp mit rund 270 tierischen „Mäh-Hilfen“ zwischen Mörfelden und Walldorf unterwegs. Die Schafe fressen kleinere Büsche und Sträucher. So sorgen sie dafür, dass die Landschaft offen gehalten wird. Außerdem ist ihr Mist ein guter Dünger für den sandigen Boden.
Auf einer eingezäunten Wiese an der Hüttenkirche konnten die Schafe beim Kelterfest aus der Nähe betrachtet werden. Etwas weiter in Richtung Vitrolles-Ring war eine mobile Kelteranlage aufgebaut. Hier wurden Äpfel von den Streuobstwiesen zerhäckselt und anschließend ausgepresst. Heraus kam ein wunderbar frischer Apfelmost, der auch für das verregnete Wetter entschädigte. (seb)

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