„Kleiner Marktplatz“ in der Doppelstadt als Startschuss

Gewerbegemeinschaft Mörfelden-Walldorf hofft auf Aufschwung

Kuschelzeit: Montra und Jessica Waldhoff mit Baby Sumalee finden Zeit für ein Familienfoto. Die junge Frau hat trotz Coronapandemie ein Fachgeschäft rund ums Kind eröffnet – ein Erfolgsmodell. (Foto: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf (ula). Feine Weine, Babyausstattung, neuer TV oder gar eine Familienkarosse – die Doppelstadt hat viel zu bieten. Und zeigt das auch. Am Wochenende präsentierten Dienstleister und Gewerbe erstmals seit langer (Corona-)Pause einen Ausschnitt ihres Leistungsspektrums. Die Hofreite des Goldenen Apfels und der Rathausvorplatz wurden zur Marktfläche. Das neue Format „Der kleine Marktplatz 2021“ der Gewerbegemeinschaft Mörfelden-Walldorf (GGMW) hätte noch mehr Publikum verdient. Denn alle sendeten ein Signal aus: Der lokale Einzelhandel bietet vieles am Ort und hat jede Menge Stärken.

Traumwetter flankierte die Eröffnung: Auf dem Grillrost des Lions Clubs nahmen die ersten Würstchen Farbe an. „Schön, dass wir endlich wieder solche Aktionen machen können“, freute sich Lions-Präsidentin Rosanna Stöhr. Der Club der wohltätigen Löwen hat just eine neue Kollektion Adventskalender aufgelegt, um soziale Projekte vor Ort, diesmal aber auch im Ahrtal zu unterstützen. „Wir haben 2000 Kalender –  und jede Menge Gewinne“, warb die Club-Präsidentin. Werbung für das eigene Unternehmen, gebündelt und zentral im Ort, das war das Anliegen auf dem kleinen Marktplatz, wo Unternehmer das direkte Gespräch suchten. Ein weiteres Mal hatte die große Erlebnismesse der GGMW im Frühjahr abgesagt werden müssen, nun wurde eine kleinere Alternative angeboten. „Ein toller Mix“, fand der Vorsitzende der Gewerbegemeinschaft Mörfelden-Walldorf, Andreas Guthke, die meisten Teilnehmer hatten im Nu zugesagt.

Haarschnitte zum kleinen Messepreis

„Eine richtig gute Aktion – wann hatten wir unser letztes Event?“ Patricia Feger vom Reisebüro Feger hatten Coronapandemie und Lockdown hart getroffen. Jetzt geht es langsam wieder aufwärts. „Kanaren, Griechenland und Kreuzfahrten sind im Trend“, berichtete die Geschäftsfrau – und auch der persönliche Draht zum Reisebüro des Vertrauens. Ein Nebeneffekt der unsicheren Situation sei, dass viele nun lieber bei einem zuverlässigen Partner eine Reise planten statt im Internet.
Die Aussteller boten attraktive Aktionen, um Kunden anzusprechen: Bei Friseur Salva etwa wurden Haarschnitte zum kleinen Messepreis geboten, und Schmerzspezialist Dennis Schäfer gewährte Einblicke in sein therapeutisches Konzept. „Oft kommen die austherapierten Leute zu mir“, berichtete der Heilpraktiker. Einblicke in die Arbeit des Spezialisten gab es vor Ort. Und Auskünfte von Menschen, die auf seine Hilfe schwören: „Mein Knöchel war irrsinnig dick“, erzählt etwa Motorrad-Stuntman Ronny Schumann, der nach einem Beinbruch erfolgreich therapiert worden ist. Aktuell ist der befreundete Schmerztherapeut mit dem nächsten Bruch am Handgelenk beschäftigt – noch ist es dick.
Mode, Frisurentrends, Gesundheit, Technik, Reisen und Mobilität, vieles wurde präsentiert – nicht überall war die Nachfrage groß. Die drei lokalen Autohäuser hätten sich mehr Publikum erwartet, auch in der Hofreite hätte der Zuspruch durchaus größer sein können. „Aber uns war es wichtig, generell wieder etwas auf die Beine zu stellen“, sagte Guthke. „Toll gelaufen ist unsere Aktion ,Heimat shoppen‘. Und auch die 3G-Regeln wurden gut akzeptiert. Der kleine Marktplatz war ein Versuch und ein ganz anderes Format als unsere Erlebnismesse.“ Und das große Event mit erfahrungsgemäß mehreren Tausend Besuchern soll es im September 2022 wieder geben.

Wunsch ist „Einstieg in einen neuen Aufschwung“

Pandemie und Lockdown bringen mitunter gar Erfolgsgeschichten hervor. „Mein Kuschelkind“ etwa ist ein neues Mitglied der Gewerbegemeinschaft. Jessica Waldhoff präsentierte nun einen Teil des Sortiments auf dem Marktplatz. „Ich habe erst im Oktober 2020 aufgemacht“, berichtete die junge Unternehmerin, „hatte aber das Glück, dass ich ein Babyfachmarkt bin und nicht schließen musste.“ Ihr Traum vom eigenen Geschäft ist auch in schwierigen Zeiten wahr geworden.
Einen „Einstieg in einen neuen Aufschwung“, wünschte Wirtschaftsdezernent Karsten Groß dem Einzelhandel, und Bürgermeister Thomas Winkler präzisierte etwas salopp: „Dass wieder Leben in die Bude kommt.“ Mit zwölf Ständen in der Hofreite und dreien der Autohäuser am Rathausplatz hatte die GGMW das Maximum der Möglichkeiten unter derzeitigen Bedingungen ausgeschöpft, viel Herzblut eingebracht und die direkte Kommunikation zu den Menschen gesucht. Mutig plant man derzeit bereits die Ausrichtung eines Weihnachtsmarktes. „29 Teilnehmer haben schon zugesagt“, so Guthke, der jetzt in die Gespräche mit der evangelischen Kirchengemeinde Walldorf einsteigt. Das populäre Vorweihnachtsevent soll ebenfalls mit Einlasskontrollen und Abstand auf dem Kirchplatz und in der Langstraße ausgerichtet werden. Die Nachfrage ist da. 

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