„Kleiner Bub“ mit großer Komik

Das Leben ist verrückt, er auch: Faisal Kawusi hatte im JuKuZ ein echtes Heimspiel

FAISAL KAWUSI ist eine wahre Stimmungskanone. (Foto: Dormehl)

Mörfelden-Walldorf. Faisal Kawusi bezeichnet sich selbst als „kleiner Bub aus Mörfelden-Walldorf“, dabei ist er etwa 1,90 Meter groß und recht kräftig gebaut. Daraus schlägt er Kapital. Kawusi ist nämlich ein aufstrebender Stern am Comedy-Himmel und macht gerne Witze über seine Figur. Am Freitagabend zeigte er vor 300 Zuschauern im Jugend- und Kulturzentrum (JuKuZ) zum ersten Mal sein Programm „Das Leben ist verrückt – Ich aber auch“.

 Im Rahmen seines Bürgermeisterwahlkampfs hatte Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD) das junge Comedytalent ins JuKuZ eingeladen. Doch Becker schwang keine große Rede. Er betonte nur, dass Bürger wie der 21-Jährige mit afghanischen Wurzeln die Doppelstadt bunter und vielfältiger machen. Wenig später überließ er Perschya Chehrazi und seiner Gitarre die Bühne. Der Singer und Songwriter aus Darmstadt verzauberte das Publikum mit seinen melancholischen Liedern über Liebe und Leid.
Und dann betrat Faisal Kawusi die kleine Bühne und war überwältigt:„Ich hab vorhin so geschwitzt, weil ich so aufgeregt war. Ich hab mir nur gedacht: Hoffentlich kommen meine Eltern. Und jetzt seid ihr alle da.“ Er lehrte sein Publikum, dass man bei Standup-Comedy besser nicht in der ersten Reihe sitzt und machte mit seinem Improvisationstalent so einige Witze auf Kosten der Besucher.
„Mein Papa wollte immer, dass ich was Anständiges lerne. Das habe ich natürlich gemacht. Was denkt ihr, was ich beruflich mache?“, fragte Kawusi in die Runde. Lkw-Fahrer oder Metzger rief man ihm zu. „Nee, ich bin Ernährungsberater“, witzelte der junge Komiker und fasste sich an seinen mächtigen Bauch. Tatsächlich macht Kawusi eine Ausbildung zum Bankkaufmann, doch sein Traum ist es, die großen Bühnen zu erobern.
Besonders gerne spielt er mit Klischees und Vorurteilen. Schon ein Klassiker ist sein Gag über seinen Freizeitjob. Er biete nämlich Führungen durch die Commerzbank-Arena an. Dabei kam eine ältere Dame auf ihn zu und meinte „Sie sprechen relativ gut Deutsch. Woher kommen Sie denn?“. Mit keiner seiner Antworten gab sich die Frau zufrieden. Aus dem Raum Frankfurt wurde Mörfelden-Walldorf. Er nannte ihr sogar die Straße, in der er wohnt. Sie wollte es aber so genau wissen, dass Kawusi ihr schließlich mitteilte: „Aus meiner Mutter.“
Ebenfalls zeigte er die Unterschiede zwischen deutschen und afghanischen Erziehungsmethoden auf und witzelte: „Liebe Deutsche, ihr müsst eure Kinder schlagen. Denn eure Kinder gehen mit ausländischen Kindern zur Schule. Und die werden alle geschlagen. Wollt ihr, dass sich eurer Kind ausgeschlossen fühlt?“ Egal welches Thema er aufgriff erntete er lautes Gelächter und tosenden Applaus.
Während der Pause waren die Besucher dazu angehalten, ihm die peinlichsten oder lustigsten Geschichten ihres Lebens per SMS zu schicken. Nach der Pause las Kawusi seine Favoriten vor und ließ das Publikum abstimmen, welche Story am besten war. Der Gewinner erhielt für den ganzen Abend Freigetränke.
Für Kawusi war es ein gelungener Abend, denn er hatte die Unterstützung seiner Freunde und Familie: „Ich muss hier niemandem etwas beweisen. Die Leute kommen, weil sie mich gut finden.“ Da er in Mörfelden groß geworden ist, verbindet Kawusi auch viele Erinnerungen mit dem alten JuZ: „Teeniedisco war cool. Die Mädchen haben getanzt, und wir standen von 17 bis 20 Uhr cool in der Ecke rum.“ Bei der Neueröffnung des JuKuZ merkte er, dass er dort gerne mal auftreten würde. Und das hat er nun geschafft. Doch Bürgermeister Becker ist sich sicher: „Das nächste Mal gehen wir in einen größeren Saal.“ (dor)

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