Kläranlage muss saniert werden

Die Kosten von über 20 Millionen Euro werden den Wasserpreis in die Höhe treiben

IN DIE JAHRE GEKOMMEN: Die Mörfelder Kläranlage soll aufwendig saniert werden. Wie im Umweltausschuss zu erfahre war, sind dafür drei Bauabschnitte in den nächsten acht bis zehn Jahren vorgesehen. Die Kosten wurden mit 20,6 Millionen Euro angegeben. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Die Mörfelder Kläranlage wurde vor rund 60 Jahren eingeweiht und ist mittlerweile an vielen Stellen dringend sanierungsbedürftig. Im Umweltausschuss stellte nun ein Ingenieurbüro die Entwurfsplanung für eine Sanierung und Erweiterung vor. Demnach kommen Kosten von rund 20,6 Millionen Euro auf die Stadt zu. Als Folge ist mit einem höheren Wasserpreis zu rechnen.
Der Zustand der Kläranlage beschäftigt die Lokalpolitik schon seit einigen Jahren. Um eine teure Sanierung zu vermeiden, habe die Stadt zwischenzeitlich eine Zusammenarbeit mit Frankfurt geprüft, erklärte der Erste Stadtrat Franz-Rudolf Urhahn (Grüne) am Montagabend im Umweltausschuss. Dabei habe sich gezeigt, dass die Verlegung eines Rohrsystems ebenfalls hohe Kosten verursache und nicht sicher kalkuliert werden könne. Die Verwaltung habe sich daher dafür entschieden, eine Sanierung vorzubereiten.

„Es bleibt nichts wie es ist. Alle Bereiche werden angefasst“, kam Uwe Biermann vom Büro „Harzer Ingenieure für Umwelttechnik“ auf die Entwurfsplanung zu sprechen. Die einzelnen Bereiche der Kläranlage seien zwischen 20 und 60 Jahre alt, was dazu führe, dass nahezu alles von der Sanierung betroffen sein wird, so Biermann. Leitungen müssten ausgetauscht werden, der Beton weise an vielen Stellen Risse auf, veraltete Technik und Heizungsanlagen sollten erneuert werden. Wo sich eine Sanierung wirtschaftlich nicht rechne, habe man einen Neubau eingeplant. Dies sei auch notwendig, um die Sanierung im laufenden Betrieb durchführen zu können, sagte Biermann vor dem Ausschuss.
Geplant sind drei Bauabschnitte, die laut dem Ingenieurbüro „eher sportlich“ in sechs Jahren umgesetzt werden könnten. Urhahn rechnet daher mit einem Zeitraum von acht bis zehn Jahren. Wenn alles auf den neuesten Stand gebracht ist, geht Biermann von einer Reduzierung der Betriebskosten um jährlich 300 000 Euro aus.
Wie er weiter ausführte, ist eine Sanierung bestimmter Anlagen ohnehin notwendig, um gesetzliche Vorgaben und Standards einzuhalten. Schon jetzt käme es immer wieder zu dringenden Reparaturen, ohne die ein Ausfall der Kläranlage drohe.
Bei der Entwurfsplanung habe sich das Büro darauf beschränkt, Vorschriften einzuhalten und Standards zu erfüllen, sagte Biermann auf Nachfrage der Ausschussmitglieder. Da sich eine Verschärfung der Wasserschutzgesetze abzeichne, habe das Büro auf dem Gelände der Kläranlage bereits den Platz für eine vierte Reinigungsstufe vorgesehen. Da noch nicht abzusehen sei, welche zusätzliche Endfiltration benötigt wird, fehlen diese Kosten in der aktuellen Berechnung.
„Bislang waren es zehn Millionen Euro, jetzt sollen es 20 Millionen Euro sein“, zeigte sich Berndfried Lupus (SPD) nach der Projektvorstellung überrascht. Biermann führte die Verdoppelung der Kosten auf die detaillierteren Planungen sowie allgemeine Preissteigerungen zurück. Als vor sieben Jahren ein erstes Konzept erstellt wurde, habe man noch nicht das ganze Ausmaß der Sanierung erfasst, sagte Biermann.
Um die zu erwartenden Ausgaben besser einschätzen zu können, warf Gerhard Loos (CDU) die Frage nach einer zweiten Kostenberechnung auf. Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD) und der Erste Stadtrat erklärten daraufhin, dass eine zweite Kostenaufstellung nicht eingeholt wurde, da sie extra bezahlt werden müsse. Statt ein weiteres Planungsbüro zu beauftragen, biete es sich eher an, eine Qualitätssicherung durchzuführen.
Mit Blick auf die Wassergebühren sagte Urhahn, dass derzeit noch nicht abzusehen sei, wann und um wie viel sie ansteigen. Da die Wasserversorgung aber kostendeckend organisiert werden müsse, werde das Wasser sicher teurer werden.
Eine Verrechnung über die Nutzer sei rechtlich vorgesehen, ergänzte Bürgermeister Becker. Als Alternative könne auch ein einmaliger Beitrag für die Sanierung erhoben werden, allerdings halte die Verwaltung davon nicht viel. „Ich möchte keinem eine Rechnung über ein paar Tausend Euro zustellen“, so Becker.
Einen Beginn der Arbeiten noch in diesem Jahr hält Biermann für unwahrscheinlich. Demnach könnte es frühestens 2016 losgehen. Bis dahin muss dem Stadtparlament aber noch ein entsprechender Antrag vorgelegt werden. Denn eine Abstimmung über die Kläranlage steht in der aktuellen Sitzungsrunde nicht an. Im Umweltausschuss gab es lediglich eine erste Information über den Planungsstand. (seb)

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