In den Kirchen Mörfelden-Walldorfs wird es kälter

Auch die Gemeinden der Doppelstadt sparen Energie / Gottesdienste werden kürzer

Wohl nicht nur viele Masken, wie hier am beim ökumenischen Gottesdienst an Christi Himmelfahrt, sondern auch Mützen, Schals und dicke Winterjacken werden das Bild des Winters 2022/23 in der Christkönigkirche prägen. (Archivfoto: Koch)

Mörfelden-Walldorf (oh). Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine trifft die Energie- und vor allem Gasversorgung Deutschlands voll ins Mark. Ganz klar: Es herrscht – mit Blick auf den kommenden Winter – Ausnahmezustand. So hat die Stadt Mörfelden-Walldorf bereits einige Maßnahmen getroffen, wie sie in dieser Situation Energie sparen möchte, um einer Gas-Notlage zu entgehen.

Auf den gleichen Zug springen nun auch die Kirchengemeinden der Doppelstadt auf. Nach einem Aufruf der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sollen alle Kirchengemeinden sowie alle Gemeindeglieder Energie sparen, um somit ihren Beitrag zur Energieversorgungssicherheit sowie zum Klimaschutz zu leisten. So hat der Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde Walldorf in seiner September-Sitzung beschlossen, dass die meisten Gottesdienste aus der Neuen Kirche in den Gemeindesaal verlagert werden sollen. Und es wird kälter in den Räumen. Denn: Bei ausgesuchten Gottesdiensten und Veranstaltungen in der Neuen Kirche soll die Nutztemperatur 15 Grad und die Grundtemperatur in der Kirche 8 Grad betragen. „Die Besuchenden werden gebeten, warme Kleidung zu tragen und eine Decke mitzubringen“, erklärt Marion Meffert-Kreß, Vorsitzende der Walldorfer Kirchengemeinde. Außerdem werden laut Meffert-Kreß die Beleuchtungen in den Räumen reduziert und die Fassadenbeleuchtung der Alten Kirche ausgeschaltet.

Kerzenziehen fällt aus 

Im Gemeindezentrum gelten mit maximal 24 Grad die vorgegebenen Temperaturen für Versammlungsräume, in den Büros soll das Thermometer nicht höher als 20 Grad klettern und in den Fluren und auf Toiletten sind maximal 15 Grad angedacht. Bei Veranstaltungen im Gemeindesaal müssen sich die Besucher auf Temperaturen zwischen 20 und maximal 24 Grad einstellen. Zudem ist die Personenzahl im Gemeindesaal auf 50 Personen begrenzt. Eine weitere Änderung ist, dass das beliebte Adventsangebot „Kerzenziehen“ in diesem Jahr nicht stattfindet. „Der 24-Stunden-Betrieb der sechs Schmelztöpfe verursacht hohe Stromkosten und fällt auch unter die Sparmaßnahmen“, erläutert Meffert-Kreß diesen Schritt.
Die evangelische Kirchengemeinde Mörfelden will ebenfalls Energie sparen und setzt seit Anfang September laut Pfarrerin Andrea Schätzler-Weber unter anderem folgende Verordnungen der Landes-Kirchenleitung um: Sämtliche Heizungen in Treppenhäusern, Fluren und Eingängen sind ausgeschaltet. Im Gemeindehaus und Gemeindesaal soll die Thermostateinstellung etwa während der Chorproben auf maximal Stufe 2 stehen und beim Verlassen auf Stufe 1 gestellt werden. Heißt: Es wird während dieser Veranstaltungen maximal zwischen 19 und 20 Grad warm werden. Wenn möglich, sollen einzelne Räume, wie etwa die Jugendräume im Gemeindezentrum vorerst gar nicht genutzt werden. Und der Sitzungsraum soll nur bei Bedarf geheizt werden.

Dicke Jacken, Schal und Mütze während des Gottesdienstes

Um Strom zu sparen, gibt es derzeit keine Fassadenbeleuchtung oder zusätzliche Beleuchtung. Eine Ausnahme soll allerdings gemacht werden, wenn der Weihnachtsmarkt stattfindet. In der Kirche ist das Thermostat auch auf 15 Grad gestellt. Allerdings wird derzeit das Dach der evangelischen Kirche in Mörfelden renoviert und deshalb ist diese zur Zeit nicht für Gottesdienste und Veranstaltungen nutzbar. Die Renovierung ist laut Schätzler-Weber von Mitte Oktober bis Beginn Dezember geplant. „Während der Renovierung werden die Gottesdienste im Gemeindehaus stattfinden. Maßnahmen für die Weihnachtstage werden wir zu gegebener Zeit beschließen“, sagt die Pfarrerin.
Weitere Maßnahmen bespreche der Kirchenvorstand in seiner nächsten regulären Sitzung Mitte Oktober. Schätzler-Weber betont, dass weitere bauliche Maßnahmen im Blick seien. So würden zum Beispiel aktuell in der Pfarrwohnung weitere Fenster an die energetischen Vorgaben angepasst. Zudem soll ein Teil des Gewinns des diesjährigen Kerschfestes in zukünftige energetische Maßnahmen fließen, sagt Schätzler-Weber.
Auch Isabell Bienias, Gemeindereferentin der katholischen Pfarrgemeinde Christkönig bestätigt, dass sich ihre Gemeinde an Energie-Sparmaßnahmen aufgrund der besonderen Situation beteilige und es im Winter in der Kirche für die Besucher wohl merklich kälter werden wird.
Bienias verweist an die in dieser Woche ausgegebenen Weisungen des Generalvikars des Bistums Mainz. Diese besagt unter anderem, dass empfohlen wird, die Temperaturen im Kirchenraum so weit wie möglich zu reduzieren. Idealerweise soll vollständig auf eine Temperierung verzichtet werden. Weiter heißt es aus dem Mainzer Bistum an die Gemeinden: „Sollte eine Grundtemperierung dennoch zwingend notwendig sein, streben Sie eine Begrenzung der Temperatur auf maximal 5 Grad an und verzichten Sie auf Aufheizungen zur Nutzung.“
Demzufolge werden auch hier wohl dicke Jacken, Schal und Mütze während des Gottesdienstes das Bild auf den Kirchenbänken prägen. Bienias erklärte allerdings, dass aufgrund der Orgel die Kirche immerhin auf neun Grad beheizt wird. Als persönliche Maßnahme will die Gemeindereferentin vor allem ihren Gottesdienst unter diesen Umständen anders gestalten als üblich. „Er wird auf jeden Fall kürzer sein, solange die ganzen Maßnahmen gelten und es so kalt ist. Die Menschen können sich bei diesen Temperaturen doch gar nicht so lange konzentrieren und zuhören“, sagt Bienias abschließend.
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