Job- und Ausbildungsmesse im Bürgerhaus Mörfelden

31 Unternehmen präsentieren sich / Trend geht zum dualen Studium

Ausbilder Thomas Neumann und Student Daniel Meier (von links) stellen Berufsbilder in ihrer Firma vor. (Foto: Koslowski) 

 Mörfelden-Walldorf (rko). Flyer, Kugelschreiber und als Zugaben ein paar Süßigkeiten: Die 31 Firmen und Institutionen haben aber nicht nur Infomaterial und kleine Geschenke zur „MöWa Support – die Job- und Ausbildungsmesse 2023“ ins Bürgerhaus mitgebracht, sondern stehen ihren Besuchern auch persönlich zur Verfügung und informieren über Ausbildungsplätze und Voraussetzungen.

Die Stadt Mörfelden-Walldorf hatte zum ersten Mal in Kooperation mit der Bertha-von-Suttner-Schule zu dieser Messe eingeladen. Zwar gab es im vergangenen Jahr schon einmal eine ähnliche Veranstaltung unter dem Titel Job-Workout – sie fand jedoch unter freiem Himmel statt, und mit 18 Betrieben und Firmen waren weitaus weniger Anbieter vor Ort, als es heuer sind. 31 Firmen stellen sich am Freitag auf der „MöWa Support“ vor. „Vor Euch liegt ein großer Strauß an Möglichkeiten. Es gibt so viele Optionen und Wege, den richtigen Pfad im Berufsleben zu finden. Wir wollen Euch mit MöWa Support die Suche erleichtern und Euch unterstützen“, sagt Erster Stadtrat Karsten Groß und fasst damit das Angebot bei der Messe zusammen. Wie meint Alexandra Pfeiffer, Koordinatorin für die Berufs- und Studienorientierung der Bertha-von-Suttner-Schule denn auch? „Das ist Luxus vor Ort. Ich bin sehr begeistert von diesem breit gefächerten Angebot. Da dürfte für jeden etwas dabei sein.“

Zeitweise zurückhaltender Zuspruch der Schüler

Für die zehnten Klassen ist der Ausflug von der Integrierten Gesamtschule mit Gymnasialer Oberstufe zum Bürgerhaus verpflichtend. Die anderen Schüler dürfen sich freiwillig informieren. In den ersten Stunden am Vormittag haben auch Klassen anderer Jahrgangsstufen vorbeigeschaut, berichtet Pfeiffer. Danach ist der Zuspruch aber eine Zeit lang sehr verhalten. Als ab 11 Uhr der Zugang auch für die breite Öffentlichkeit möglich ist, wird der Saal allmählich wieder voller, auch nun lassen sich ein paar Schüler blicken. In der Mehrzahl aber sind es junge Erwachsene mit Migrationshintergrund, welche die Gelegenheit nutzen, sich über Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu informieren.
Pfeiffer und Marija Krizan von der städtischen Jugendförderung nehmen den zumindest zeitweisen zurückhaltenden Zuspruch der Schüler wohl war. Im vergangenen Jahr hatte die Messe an einem Samstag stattgefunden, diesmal habe man einen Werktag ausprobieren wollen. Vielleicht sei der letzte Tag vor den Osterferien aber auch nicht ganz glücklich gewesen, weil nach der dritten Stunde Schulschluss war, so Pfeiffer. Sie macht gleichwohl darauf aufmerksam, dass auch die Eltern über die Messe informiert worden waren. Es sei am Ende also eine Entscheidung von Lehrern, Schülern und Eltern gewesen, ob sie das Angebot annehmen wollen. 

„Ich will lieber direkt ins Arbeitsleben“

Ausbildungsplätze würden für die Schüler wieder interessanter, so ihre Erfahrung. Die Unternehmen öffneten sich und kämen auch an die Schulen. Der Trend hin zur Ausbildung müsse aber noch stärker werden. Krizan meint, dass derzeit noch viele Schüler zum Abitur tendierten, weil sie sich über ihre weitere Laufbahn noch unsicher sind. Rachid Mabrouki von der städtischen Sozialberatung findet die Job- und Ausbildungsmesse sehr wichtig, denn die Firmen vor Ort böten viele Ausbildungsplätze an. Zudem gebe es hier individuelle und passgenaue Informationen über Ausbildung und Arbeit sowie Einblicke in die verschiedenen Berufe. In seiner Beobachtung entwickle sich ein Trend hin zum dualem Studium – die Verbindung des Studiums mit einer Ausbildung. Nach dem Fachabitur suchten sich viele Schüler einen dualen Studienplatz, weil sie etwas lernen und zugleich Geld verdienen wollten. Dies sei durchaus auch eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel zu begegnen.
Lenny Winson und Tarik Ljajie besuchen die zwölfte Jahrgangsstufe der Bertha-von-Suttner-Schule. Beide wollen weder studieren, noch streben sie ein duales Studium an. Vielmehr wollen sie nach dem Fachabitur eine Ausbildung absolvieren. „Ich will lieber direkt ins Arbeitsleben“, sagt Winson. Er sieht seinen Platz in der Luft- und Seefracht. Die Job- und Ausbildungsmesse findet er gut, weil er dort eine grobe Vorstellung von verschiedenen Berufen erhalte. Ljajie findet den Beruf eines Zerspanungsmechanikers sowie Informatik attraktiv. Er macht deutlich: „Ich will gleich Geld verdienen.“
Das Unternehmen Rudolf Fritz stellt ein paar Schaustücke aus, Motoren und Spulen. Ausbilder Christian Fruhen stellt fest, dass schon noch viele Schüler das Abitur anstreben. Das Unternehmen bietet in der großen Mehrzahl Ausbildungsberufe für Haupt- und Realschüler an, beschäftigt jedoch auch ein paar Azubis mit Fachabitur. „Der Trend ist das duale Studium“, sagt er. Zum Thema Fachkräftemangel äußert er, dass sich in dem Unternehmen jeder fortbilden könne, wenn er es wolle, die Möglichkeiten seien vorhanden. 

Studium, mit dem sich Theorie und Praxis verbinden lassen

Die Firma Kanthal produziert Industrieöfen, Legierungen und Isolationen. Ausbilder Thomas Neumann erkennt nach wie vor einen Trend der Schüler hin zum Studium, aber inzwischen auch in Richtung dualem Studium, mit dem sich Theorie und Praxis verbinden lassen. Die Schüler vermuteten wohl, dass sich mit einem abgeschlossenen Studium mehr Geld verdienen lasse. Daniel Meier befindet sich im ersten Ausbildungsjahr des dualen Studiums zum Wirtschaftsingenieur. Er möchte Theorie und Praxis verbinden, studieren und Erfahrungen im Berufsleben sammeln. Bereut habe er seine Entscheidung nicht, betont er. Erkan Polat und Denis Jarak sind aktuell in der außerbetrieblichen Berufsausbildungseinrichtung Grone in Groß-Gerau. Sie haben beide noch keinen Ausbildungsplatz und suchen dringend einen, weshalb sie die Ausbildungs- und Jobmesse sehr gut finden. 
Das Unternehmen Biotest AG bildet sowohl in handwerklichen Berufen als auch im dualen Studiengang aus. Melisa Herrmann, Praktikantin in der Personalabteilung, vermutet, dass etliche Azubis zuvor bereits ein Studium abgebrochen haben, weil sie schon über 20 Jahre alt sind. Der ursprüngliche Trend gehe wohl in Richtung Uni, viele Studenten wollten dann aber doch eine Ausbildung beginnen. Und dies durchaus auf dem dualen Bildungsweg, wie etwa Mohammed Abdullah, Chemielaborant im ersten Semester. Er findet, dass die Aufstiegsmöglichkeiten mit einem Abschluss im dualen Studium besser sind. 

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