Historischer Spaziergang durch Mörfelden

Teilnehmer erfahren viel Wissenswertes aber auch Kurioses

Claudia Battistella (Vierte von rechts, mit Sonnenbrille) streute auf dem historischen Rundgang durch die Altstadt von Mörfelden lustige Anekdoten ein. (Foto: Koch)

Mörfelden-Walldorf (ako). Wer interessante Informationen und lustige Anekdoten über Mörfelden erfahren wollte, konnte am Montagmorgen an einem historischen Stadtrundgang durch die Altstadt teilnehmen. Zu diesem hatte Claudia Battistella, die Leiterin der städtischen Heimatmuseen in Mörfelden und Walldorf, in Kooperation mit der Fachstelle Altenhilfe eingeladen. 

Für Letztere nahmen Anja Jourdan und Priska Eck am Rundgang teil. Dieser begann am Heimatmuseum Mörfelden in der Langgasse, wo er etwas mehr als eine Stunde später auch wieder endete. An der Veranstaltung durften zehn Personen teilnehmen. Claudia Battistella konzentrierte sich hierbei insbesondere auf die Langgasse, die ehemalige Unter- und Oberpforte, die alte Burg sowie den Wallgraben. „Alle wichtigen Gebäude, wie die Kirche, lagen entlang der Hauptstraße“, erläuterte Battistella gleich am Beginn der Führung zur Entstehungsgeschichte Mörfeldens. Das Bestehen des Ortes kann bereits für die Zeit zwischen 830 und 850 nach Christus nachgewiesen werden. Mit der Hauptstraße ist übrigens die heutige Langgasse gemeint. Straßennamen und Hausnummern wie heute gab es damals natürlich noch nicht, was aber bei einem kleinen Ort noch keine Rolle spielte. „Jeder kannte jeden. Historische Mörfelder Geschichten aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit konzentrieren sich alle auf einen relativ kleinen Raum“, so die Stadthistorikerin. Zu seinem eigenen Schutz war Mörfelden über Jahrhunderte nur über zwei Stadteingänge erreichbar, die Oberpforte am Dalles (Marktplatz) und die Unterpforte am Lehnsgut. Die Oberpforte wurde hierbei auch „Frankfurter Pforte“ genannt, da sie entlang der wichtigen Handelsroute nach Frankfurt lag. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde Mörfelden vom damaligen Landgrafen der Wehrturm an der Oberpforte überlassen.

Von Burgen und Wildhuben

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die nördliche Brücke an der Oberpforte von kurbayerischen Truppen abmontiert und weggeschafft. Auch die Zugbrücke an der Unterpforte wurde in diesem Krieg zerstört. Beide Zugbrücken wurden später durch feste Brücken ersetzt. Erst nach den Schrecken des Krieges konnte Mörfelden wieder aufblühen.
Ein weiterer Schwerpunkt im Vortrag von Claudia Battistella war die alte Burg. In der südlichen Biegung der Langgasse stand ein größeres Haus, das Lehnsgut, einst ein königlicher Nebenhof. „Mörfelden war eine von über 30 kaiserlichen Wildhuben im Bereich des Waldbannes Dreieich“, erläuterte Battistella. Eine „Wildhube“ war eine mittelalterliche Bezeichnung für ein Landgut. Der Eigentümer („Hübner“) hatte die Pflicht, die kaiserlichen Jagdrechte zu wahren. Nachweislich haben deutsche Kaiser die Burg in Mörfelden insbesondere im 11. Jahrhundert als Übernachtungsort genutzt. Die Nähe zu Frankfurt, dem Wahl- und Krönungsort der deutschen Kaiser (Kaiserdom St. Bartholomäus), war hier ausschlaggebend. In Bezug auf die Mörfelder Burg machte Battistella auf ein sprachliches Missverständnis aufmerksam. So hat man heute bei dem Begriff „Burg“ hohe Mauern, Türme und Zinnen im Kopf – jedenfalls ein spektakuläres Bauwerk. „Eine solche Burg gab es in Mörfelden nicht.“ Diese war aus heutiger Sicht eine Herberge für den Kaiser auf der Durchreise nach Frankfurt. Bereits im 10. Jahrhundert wurde Mörfelden mit einem Wallgraben zu seinem Schutz ausgestattet. Im Verlauf der Jahre wurde der Wallgraben immer weiter ausgebaut.

Als Goethes Großmutter ins den Graben fiel

Am Ende des Rundgangs zeigte Battistella den Teilnehmern Reste des Wallgrabens im Garten des Heimatmuseums. Die Stadthistorikerin erläuterte dessen Aufbau. So gab es auf dem Wall eine ausgesprochen dichte Bepflanzung aus Büschen und Bäumen. „Auch Palisaden sind erwähnt“, so Battistella. Zudem gab es Zugbrücken an den Pforten und einen Fluchtweg nach Westen. Ober- und Unterpforte sowie der Wallgraben sollten Mörfelden vor feindlichen Truppen schützen, was aber im 30-jährigen Krieg nicht gelang. Der Wallgraben sorgte zudem für eine der lustigsten Anekdoten der Mörfelder Stadtgeschichte, die Claudia Battistella den Teilnehmern zu deren Erheiterung berichtete. So fiel im 18. Jahrhundert Johann Wolfgang von Goethes Großmutter Anna Margarete Textor aus Frankfurt bei einer Reise nach Mörfelden in den Graben. „Die Städter haben damals das Landleben stark idealisiert“, erläuterte Battistella. Die Reise nach Mörfelden dürfte sich Goethes Großmutter allerdings anders vorgestellt haben.

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