Große Schnäppchenjagd in Mörfelden

Hofflohmärkte mit über 80 Teilnehmern im Wasserturmviertel voller Erfolg

Ungewöhnlich: Brett Swanke sucht beim Hofflohmarkt Abnehmer für eine Harley Davidson und einen Chevy. (Foto: Koslowski)

 

Mörfelden-Walldorf (rko). Gemeinhin weisen Luftballons den Weg zu Feiern, wie etwa Geburtstagen und Hochzeiten. Am Sonntag allerdings war im Wasserturmviertel weder die eine, noch die andere Feier zu finden – und dennoch waren zig bunte Luftballons an Laternen und Zäunen befestigt. Auch sie wiesen einen Weg, und zwar den zu jenen zahlreichen Familien, die sich an den Hofflohmärkten im Wasserturmviertel beteiligt haben. In insgesamt 80 Höfen fanden Schnäppchenjäger die Gelegenheit, für ein paar Euro von Kleidung über Spielzeug und Geschirr alles mögliche zu erwerben.

Eher selten bei einem Flohmarkt sind Chevrolets und Harley Davidsons zu finden. Als Spielzeug- oder Modellauto beziehungsweise -motorrad vielleicht, aber in echt und voller Größe? In diesem Fall hat Brett Swanke die Gelegenheit genutzt, beides anzubieten. Und er ist sich sicher, dass er beides auch im Lauf des Tages loswerden wird. Für den Chevrolet muss ein Käufer allerdings schon 23 000 Euro in der Tasche haben. Swanke war 28 Jahre Soldat bei der US-Army. Und so können Schnäppchenjäger an seinem Stand auch allerlei Militärklamotten kaufen. Er habe das Lager ausgeräumt, sagt seine Frau, Marisa Hermsdörfer, schmunzelnd. Gemeinsam mit Silke Haase sitzt sie im Organisationsteam der Hofflohmärkte im Wasserturmviertel. Nach der pandemiebedingten Pause gibt es diese nun zum dritten Mal. Schon zum Auftakt hatten sich 50 Hauseigentümer und Mieter beteiligt. Geburtshelfer waren die Hofflohmärkte in Rüsselsheim – man habe so etwas auch machen wollen, sagt Haase, die von Anfang an dabei ist. Dass die Beteiligung so enorm ist, liege wohl an der guten Werbung, aber auch an den hervorragenden nachbarschaftlichen Verhältnissen im Wasserturmviertel. Unter Hermsdörfer und Swanke hat sich der Hofflohmarkt zu einem Stelldichein mit Party entwickelt, denn auch die örtliche Hausbrauerei Faselbräu ist mit einen Stand im Garten vertreten. In visueller Begleitung mit der Harley Davidson und dem Chevrolet zeichnet dies ein durchaus angenehmes Bild. 

Kleidung, Spielzeug, einen Schrank aus der Gründerzeit und Kristallgläser 

Auch Joachim und Ute Hechler machen bereits zum dritten Mal mit. Bevor das „Zeugs“ in die Mülltonne wandere, wollen sie es lieber den Leuten anbieten. Die Stimmung sei gut, es seien viele Menschen unterwegs, berichtet das Ehepaar. Sie selbst haben bereits einige Koffer an Flüchtlinge aus der Ukraine verkauft, und einem Jungen, der eine irische Metallflöte haben wollte, habe er diese geschenkt, so Hechler. Benjamin bietet eine ganze Ladung Playmobilteile an. Der Junge spielte früher selbst mit dem attraktiven Systemspielzeug, die Polizei und das U-Boot findet er klasse. Nun gehen einige Polizeiteile in die Hände anderer Kinder über. Hübsche Kristallgläser und Porzellan gibt es bei Linda Holley zu sehen. Die Engländerin sagt, sie gehe hier ihrem Hobby nach, nämlich, hochwertige Ware einzukaufen, um sie dann weiterzuveräußern. Sie habe eher kostspielige Dinge in ihrem Sortiment, gleichwohl schon einiges verkaufen können. 
„Das ist ja so eine Art Straßenfest“, stellt Gerald Bamberg fest. Ihm bereite der Hofflohmarkt gerade nach der Pandemie große Freude. Es sei schön, wieder mit Menschen in Kontakt zu kommen. Er hat bereits einen Schrank aus der Gründerzeit verkaufen können und ist froh, ihn losgeworden zu sein. An seinem Stand ist zudem nostalgisches Spielzeug aus den 1960er und 70er Jahren zu finden. 
Christine Toppmöller dagegen hat einen riesigen Tisch mit Bausätzen für Modellflugzeuge und -schiffe vollgepackt. Der Hintergrund ist ein trauriger: Ihr Mann hatte die Modelle zusammenbauen wollen, wenn er in Rente geht. Leider war es dazu aber nicht mehr gekommen – und die Modellbaukästen verstaubten fünf Jahre im Keller. „Das ist ein Superflohmarkt“, freuen sich Sohn Corbinian Toppmöller und dessen Frau, Vanessa Preusch. Die beiden haben ihren Hof zur Verfügung gestellt, die Mutter lebt ein paar Straßen weiter. 
Anita und Simon Sperr schlendern unterdessen mit ihren Kindern Johanna und Jakob durch das Wasserturmviertel. Sie besuchen die Hofflohmärkte das erste Mal und sind begeistert. Erst Mittagessen, dann Besichtigung des Wasserturms, und dann einen Blick in die Höfe werfen: „Wenn man alles ablaufen will, ist das schon viel“, stellt die junge Mutter fest. Für die Kinder finden die Eltern Schuhe, Johanna kann sich zudem über ein Prinzessinnenkleid freuen. In Abstimmung mit der Organisation der Hofflohmärkte hat der Verein Projekt Wasserturm das Wahrzeichen an diesem Tag zur Besichtigung geöffnet – eine Gelegenheit, die laut Vereinsmitglied Christina Jonczy-Seeliger viele Menschen nutzen. Und zur Stärkung für den weiteren Hofflohmarktgang bietet die Feuerwehr am Fuß des Turms Bratwurst und Hamburger, aber auch Kuchen an.

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