Große Resonanz beim Live-Geisterkonzert mit Orange Box

Einmal musikalisch um den Erdball

GEISTER-LIVESTREAM von Orange Box auf dem Regie-Bildschirm. (Foto: Schüler)

Mörfelden-Walldorf (msh). Sonst erreichen sie mit ihrer Musik die Region, am Samstagabend die ganze Welt. Viel Lob gab es für die Musiker der bekannten Cover-Band Orange Box für ihr „Geisterkonzert“, das von Mörfelden-Walldorf aus dank Internet-Livestream um den ganzen Erdball ging.

Dass eine regionale Cover-Band wie Orange Box sicher kein Millionenpublikum erreicht und die Zuschauerzahlen eher überschaubar sind, war den Organisatoren vorher bereits klar. Daher war die Resonanz mit rund 2000 Zuschauern für Sänger Ralf Baitinger und Co überwältigend. „Wir haben gehofft, dass 100 Streams zusammenkommen bei diesem Konzert. Jetzt haben wir noch nicht einen Ton gespielt und sind schon bei 210“, freute sich Baitinger zu Beginn der Übertragung.

"Kultur und Musik waren in Krisenzeiten schon immer wichtig und haben den Menschen Hoffnung gegeben.“

So begrüßte der Sänger immer wieder sich zuschaltende Freunde, die Grüße an die Band über die sozialen Medien in die Doppelstadt schickten. Der Sohn von Bassist Gerd Keim sah aus Schweden zu, Freunde von Baitinger schalteten unter anderem aus dem belgischen Tielt und dem US-Bundesstaat Minnesota zu und auch aus der Schweiz, Italien und allen Ecken von Deutschland erreichten die Zurufe die Band.
Eigentlich entstand die Idee aus einem Jux zwischen Baitinger und Tontechniker Rene Papp. „Wir haben telefoniert und über eine Veranstaltungsabsage, sowie die Entwicklung der Ausbreitung von Corona gesprochen. Da kam Rene mit der Idee, ein ‚Geisterkonzert’ zu machen und es via Live-Stream im Internet zu übertragen. Rund eine Stunde später hatten wir alle Zusagen und fast alles organisiert“, erzählt Ralf Baitinger von der Entstehung der Idee. „Uns ist es wichtig in dieser Zeit mit vielen Einschränkungen, den Leuten die Chance zu bieten, zu Hause zu bleiben und trotzdem ein Konzert zu erleben. Kultur und Musik waren in Krisenzeiten schon immer wichtig und haben den Menschen Hoffnung gegeben.“

Dabei hätte die aktuelle Entwicklung den Planungen fast einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dass die Bandmitglieder und ihre Techniker Abstand halten sollen, war allen Beteiligten klar. Doch 24 Stunden vor dem Konzert gab es vom Land Hessen die Verordnung, die Versammlungen von mehr als fünf Personen untersagte.

Geisterkonzert mit "We can be Heroes" und Titellied der "Ghostbusters" eröffnet

Ein Problem für Orange Box, denn die Band besteht bereits aus fünf Personen mit Baitinger, Keim, Schlagzeuger Andreas Feistl, Keyboarder Jürgen Köhler und Gitarrist Holger Münker. Glücklicherweise konnte ein Technikraum improvisiert werden, sodass Tontechniker Rene Papp und Video-Regisseur Damir Klaushofer trotzdem ordentlich arbeiten konnten. „Damit das Konzert authentisch beim Zuschauer ankommt, muss die Bühnentechnik (Licht und Ton) genauso aufgebaut werden wie bei einem Livekonzert auch. Anstelle des Publikums, schauen sich Kameras das Konzert an. Das Signal haben wir über mehrere Richtfunkstrecken des Moewa-Nets übertragen. Dazu habe ich das Netz so eingestellt, dass die Konzertdaten Vorrang haben und mindestens 20 M-Bit pro Sekunde ins Internet zu den Servern von livestream.watch übertragen werden“, erklärte Joachim Sonnabend, der die technische Vorbereitung der Übertragung übernommen hatte. 
Mit „We can be Heroes“ von David Bowie begann Orange Box das Konzert, gefolgt von der Titelmelodie von Ghostbusters. „Das ist doch passend für das Geisterkonzert“, verkündete Baitinger, der zugab, einen höheren Puls vor dem Livestream-Konzert zu haben als vor einem Auftritt mit 1000 Besuchern.
Rund eine Stunde spielte die Band Orange Box anstatt der geplanten 45 Minuten. „Wir hoffen, dass alle Zuschauer an den Bildschirmen Spaß hatten. Für uns war es einer der emotionalsten Auftritte, auch wenn heute niemand da war“, gab Baitinger zu, nachdem die letzten Töne der „Zugabe“ („Purple Rain“ von Prince) verklungen waren.

Neue Verstaltungsreihe mit Lesungen und Konzerten online startet am 1. April

„Wenn die Menschen nicht mehr auf Veranstaltungen gehen können, bringen wir Konzerte und Lesungen einfach ins Wohnzimmer“, kündigen Rene Papp und Ralf Baitinger an. In den nächsten Wochen werden Konzerte und Lesungen live aus dem Bürgerhaus ins Internet übertragen. „Wir möchten während der Corona-Krise für Abwechslung sorgen und den Menschen etwas Ablenkung bieten“, sagt Baitinger.

Los gehen die Geisterveranstaltungen ohne Publikum am Mittwoch, 1. April, mit einem Auftritt des brasilianischen Grammy-Preisträger Ivan Santos. Am 8. April ist Comedian Jürgen Leber zu Gast im Bürgerhaus und am 15. April tritt Riedblues-Musiker Bodo Kolbe auf. Beginn ist jeweils um 18 Uhr auf der Seite www.livestream.watch. „Ich musste nicht lange überlegen, als ich von der Idee hörte“, sagt Bürgermeister Thomas Winkler. Sofort gab er grünes Licht für die Veranstaltungsreihe, bei der sämtliche Verhaltensregeln eingehalten werden. Wegen der Corona-Pandemie werden auf der Bühne höchstens zwei Personen stehen und die Technik für die Live-Übertragung wird von einem Nebenraum bedient. Technische und organisatorische Unterstützung kommt von Joachim Sonnabend, der das MOEWA-NET betreibt. Außerdem ist Sebastian Greiner mit an Bord, über dessen Homepage die Veranstaltungen zu sehen sind. 

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