„Wir sind wie eine große Familie“

Generationenhilfe informierte auf dem Dalles über ihre Aktivitäten

OPEN-AIR-CAFÉ mit sozialem Charakter: Die Aktiven der Generationenhilfe eröffneten ihren Aktionstag auf dem Dalles mit Kaffee und selbst gebackenem Kuchen. (Foto: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf. Hilfsbereitschaft unter Nachbarn droht in der schnelllebigen Gesellschaft ebenso zu verkümmern wie das Selbstverständnis des Helfens. Mit der Gründung der Generationenhilfe Mörfelden-Waldorf hat man zu diesem Trend einen sozialen Gegenpol gesetzt. Am Samstagmorgen kamen die tüchtigen Aktiven auf dem Dalles zusammen, um mit ihrem sechsten Aktionstag weitere Mitstreiter zu werben.

„Inzwischen haben wir 157 Mitglieder“, sagte Claudia Köhler, Vorsitzende des 2009 gegründeten Vereins. Nicht alle sind aktiv, wie etwa der Schriftsteller Peter Härtling, der die gute Sache jedoch als Fördermitglied unterstützt. Das Prinzip der Generationenhilfe ist simpel, der Effekt groß: Aktive erbringen eine Leistung, vom Rasenmähen über kleine handwerkliche Tätigkeiten bis zum Babysitten. Dafür gibt es Bonuspunkte, für die man wiederum eine Leistung buchen kann.
„Die häufigste Hilfe war in diesem Jahr die Begleitung von Patienten zum Arzt oder ins Krankenhaus“, resümiert Claudia Köhler. Gerade ältere Menschen greifen gerne auf die individuelle und persönliche Hilfe zurück. „Mein Enkel hat mir das Notebook geschenkt, bisher habe ich es immer nur abgestaubt“ – natürlich erläuterte man auch der Rentnerin gerne, dass der mobile Computer mehr kann, als Staub ansetzen.
Ein Nebeneffekt der Nachbarschaftshilfe sind zwischenmenschliche Beziehungen, ja Freundschaften, die entstehen. Als in einer pakistanischen Familie Drillinge erwartet wurden, war Wiltrud Klundt zur Stelle, um sich des älteren Geschwisterkinds anzunehmen. Knapp vier Jahre später hat die „Leihoma“ echten Großmutterstatus und wird von vier „Enkeln“ innig geliebt.
Die Begegnung mit Omar, einem jungen Syrier, hatte auch für Lieselotte Gahn persönliche Folgen. Inzwischen wohnt der junge Mann im gleichen Haus wie die ältere Dame. Aus einem ersten Beschnuppern im Rahmen des Begegnungscafés im Hotel Albatros ist eine Freundschaft erwachsen. Omar hat inzwischen in Deutschland Fuß gefasst und vor einigen Tagen seine Lehre bei der Telekom begonnen. „Als er zum Bewerbungsgespräch musste, haben wir ihm alle zusammen einen Anzug ausgesucht“, lacht Claudia Köhler.
Der Besuchsdienst im Begegnungscafé steht regelmäßig mittwochs auf der Agenda, rund 30 Euro spendet die Generationenhilfe für die Bewirtung. Mit finanzieller und personeller Kraft wurde auch zwei Schulklassen der Albert-Schweitzer-Schule ein Ausflug zum Bauernhof ermöglicht (wir berichteten). 2017 sollen Walldorfer Schüler zum Kuhmelken, Butter machen und Kälbchen streicheln mit.
Viele der Mitglieder des sozialen Netzwerks sind gerade in Rente gegangen, gehören jedoch längst nicht zum alten Eisen, sondern suchen neue Aufgaben. „Wir sind wie eine große Familie, die sich häufig trifft“, sagt die Vorsitzende. Jeden Dienstag zum Wandern, monatlich zum Stammtisch.
Trotz dieser Termine legt das Bündnis Wert darauf, dass Hilfeleistungen situationsbedingt und nicht verpflichtend sind. Alle Infos zum Verein gibt es im Internet www.generationenhilfe-moewa.de. Das Büro der Generationenhilfe ist am Dalles (Langgasse 46) und immer montags und freitags von 10 bis 12, mittwochs von 16 bis 18 Uhr sowie am ersten Samstag im Monat von 10 bis 12 Uhr geöffnet. (ula)

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