Größere Einheiten im Blick

„Quartierskonzept“ zur energetischen Sanierung bei Bürgerversammlung vorgestellt

DIE ZIELE des „Klimaquartiers“ stellte Jürgen Werner von der der „Deutschen Städte- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft“ bei einer Bürgerversammlungvor. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Bei einer Bürgerversammlung ist ein Projekt zur energetischen Modernisierung eines ganzen Stadtteils vorgestellt worden. Mit einer Reihe von Sanierungsmaßnahmen und dem Austausch veralteter Heizungstechnik könnten Energieverbrauch sowie CO2-Ausstoß nördlich des Walldorfer Festplatzes bis zum Jahr 2030 deutlich gesenkt werden. Rund 50 Menschen verfolgten die Präsentation des „Quartierskonzepts“ sowie zwei Fachvorträge in der Stadthalle.  

Für die Zukunft haben sich die Stadt und die „Deutsche Städte- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft“ (DSK) ehrgeizige Ziele gesetzt. Pro Jahr wird eine Sanierung von zwei Prozent der alten Bausubstanz angestrebt. Langfristig soll der Energiebedarf durch den Einsatz moderner Heizungsanlagen und die Anbringung von Gebäudedämmung um 41 Prozent gesenkt werden. Außerdem könnten so jährlich 1330 Tonnen Kohlendioxid (CO2) eingespart werden.
Bei dem Projekt geht der Blick weg vom einzelnen Haus, hin zu größeren Einheiten, erläuterte Jürgen Werner von der DSK. Das Konzept umfasst ein rund 32 Hektar großes Gebiet, in dem knapp 1160 Menschen leben. Es beginnt nördlich des Festplatzes und reicht bis zur Feuerwehr. Da energetische Lösungen für mehrere Gebäude gesucht würden, entstünden größere Synergien und bessere Einsparpotentiale, führte Werner aus.
Gestartet ist das Projekt schon Ende 2014, erläuterte Thomas Pöhlker von der DSK. Während in der Stadthalle die Anwohner im Mittelpunkt standen, wird auch mit Wohnungsbaugesellschaften, Vereinen sowie dem Kreis als Träger der Wilhelm-Arnoul-Schule über mögliche Konzepte gesprochen. Die Stadt ist mit Gebäuden wie der Stadthalle und dem Bauhof am „Klimaquartier“ beteiligt. Größere Vorhaben bieten sich vor allem in diesem Umkreis an, da etwa ein Blockheizkraftwerk nur bei einem hohen Energieverbrauch wirtschaftlich betrieben werden kann.
Für die privaten Hausbesitzer rechnete Pöhlker bei der Bürgerversammlung die energetische Sanierung anhand eines typischen Gebäudes aus den 60er Jahren durch. Mit verschiedenen Dämmmaßnahmen und neuen Fenstern kam der Experte hierbei auf Kosten von 47 000 Euro. Pöhlker betonte aber, dass jedes Haus individuell untersucht werden müsse.
Großes Potential sieht er bei der Nutzung von Solarthermie. Rund 35 Prozent aller Wohngebäude könnten mit einer siebe Quadratmeter großen Anlage zur Wärmegewinnung ausgestattet werden. Wird diese Maßnahme konsequent umgesetzt, wären 1,7 Prozent des Wärmebedarfs abgedeckt. Ein ähnliches Konzept zur Photovoltaik-Technik sieht eine Abdeckung des Strombedarfs von fünf Prozent vor.
Eingespart werden kann auch, wenn die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik weitergeht. Hier sei eine Senkung des Energieverbrauchs um 55 Prozent möglich. Die Nutzung von Abwasserwärme sei in dem Quartier leider nicht möglich, so der Experte. Bei einer weiteren Bürgerversammlung im Mai soll ein Konzept zur Nahwärmeversorgung vorgestellt werden.
Von den Zuhörern wurden die Ausführungen aufmerksam verfolgt, zahlreiche Detailfragen verdeutlichten das grundsätzliche Interesse. Allerdings schreckten die mitunter hohen Investitionskosten auch ab. Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD) betonte daher, dass niemand zur energetischen Sanierung gezwungen sei. „Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit schließen sich aber nicht aus“, so Becker.
Diesen Punkt stellte auch Ursula Otterbein in ihrem Fachvortrag heraus. Anhand eines Musterhauses spielte die Energieberaterin Wärmedämmungsmaßnahmen auf ihre Wirtschaftlichkeit durch. Steigen die Energiepreise wie in den letzten 15 Jahren weiter an, rechneten sich die Maßnahmen bereits nach wenigen Jahren. Für einen weiteren Fachvortrag war Hans-Dieter Scherer-Gerbig in die Stadthalle gekommen und räumte mit einer ganzen Reihe von Vorurteilen rund um die Wärmedämmungen auf.
Fertig sein soll das Konzept für das Klimaquartier im Herbst. Dann sollen im Bauausschuss die Resultate vorgestellt werden. Weitere Informationen und Ansprechpartner sind auf der Internetseite www.klimaquartier-walldorf.de zu finden. (seb)

Eigene Bewertung: Keine Durchschnitt: 5 (1 Bewertung)

HerunterladenQR Code URL: https://www.freitags-anzeiger.de/13271


X