Graffiti-Jam: 40 Künstler zeigen an der Sporthalle Walldorf ihr Können

Keine blasse Fassade mehr

RUND 40 GRAFFITI-KÜNSTLER aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet haben an der Kunst-Aktion an der Sporthalle Walldorf teilgenommen. (Foto: Koch)

Mörfelden-Walldorf (ako). Sporthallenfassaden sind normalerweise eintönig und langweilig. Doch spätestens seit Samstagabend gilt dies definitiv nicht mehr für die Rückseite der Sporthalle Walldorf. Rund 40 renommierte Graffiti-Künstler aus dem Rhein-Main-Gebiet zeigten, was sie auf einer breiten Fassade für gestochen scharfe Kunstwerke mit Spraydosen zaubern können.

Jetzt wird wohl öfter das Smartphone gezückt

„Heute sind Bilder entstanden, die Bestand haben werden und die Sporthalle deutlich verschönern. Diese wurde aufgewertet und belebt“, sagte Philipp Gempe von der städtischen Jugendförderung über die vielen originellen Motive.

Zur Umgebung passt eine farbenfrohe Fassade sehr viel besser als Eintönigkeit. Schließlich kommen zur Sporthalle zahlreiche Jugendliche, die dort Sport treiben. Zudem liegt das Jugendzentrum Walldorf direkt gegenüber und zwei Kindertagesstätten sind in der Nähe. Auf dem stark frequentierten Gehweg hinter der Sporthalle werden ab sofort wohl häufiger die Smartphones gezückt werden. So war es jedenfalls am Samstag, als überraschte Fußgänger beim Entstehen der Bilder ihre Handys für Fotos auspackten. Bislang war die Rückseite der Sporthalle nur mit provisorischen Graffitiflächen zum Teil künstlerisch gestaltet worden.

 "Der familiärste und idyllischste Jam im ganzen Rhein-Main-Gebiet"

Die Aktion ist Teil einer vor wenigen Jahren begonnenen Reihe, der „Walldorf-Jam“. Diese fand am Samstag bereits zum fünften Mal statt. Philipp Gempe von der städtischen Jugendförderung und der freischaffende Künstler Simon Jung sind die Köpfe der Aktion.
Was 2015 klein begann, zieht inzwischen die renommiertesten Graffiti-Künstler aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet an. „Wir sind die familiärste und idyllischste Jam im ganzen Rhein-Main-Gebiet“, sagte Jung. Die Atmosphäre am Samstag war sehr entspannt. Rund um das Jugendzentrum gibt es zahlreiche Sportmöglichkeiten, die in Pausen genutzt werden konnten. 
Dazu gab es ein vielseitiges Musikprogramm mit DJ-Sets, Live-Musik mit viel Rap und weiteren Musikarten, das für gute Stimmung sorgte. Zudem wurde eine Textildruckstation aufgebaut. Für Kinder und Jugendliche wurde ein Graffiti-Workshop angeboten: „Hier konnten die Künstler von morgen mit erfahrenen Profis üben“, sagte Jung. Zwischen ihm und Gempe gibt es eine bewährte Arbeitsteilung. Jung ist für die künstlerische Koordinierung zuständig, Philipp Gempe regelt die organisatorische Seite für die Stadt. „Wir brauchen unbedingt Simons gute Kontakte in die Künstler-Szene“, erklärte Gempe.

Graffiti-Jam stand vor dem Aus

Er selbst sucht für die „Walldorf-Jam“ ein öffentliches Gebäude mit einer eintönigen, verschmierten oder generell stark verbesserungswürdigen Fassade in Walldorf aus, dieses Jahr war das die Rückseite der Sporthalle. Vergangenes Jahr fand die Veranstaltung zur Abwechslung in Mörfelden statt, da dort die Unterführung am Bahnhof neu gestaltet wurde. 
Die diesjährige „Walldorf-Jam“ war für Gempe organisatorisch eine große Herausforderung. Das lag daran, dass für die Sporthalle ein zehn Meter hohes Gerüst aufgebaut werden musste. Die Firma „Gerüstbau Kurz“ aus Weiterstadt fand das Projekt so gut, dass sie das Gerüst zu stark vergünstigten Konditionen anbot. Allerdings war es nicht einfach, für die Kunst-Aktion in zehn Metern Höhe Versicherungsschutz zu bekommen. Die Veranstaltung stand kurzzeitig sogar vor dem Aus. 

Rückendeckung vom Ersten Stadtrat

Doch mit der Rückendeckung des zuständigen Dezernenten, dem Ersten Stadtrat Burkhard Ziegler, konnte Gempe kurzfristig eine Versicherung gewinnen. „Wir können hier kostengünstig die Sporthalle von renommierten Künstlern verschönern lassen, eine sehr gute Veranstaltung für die Stadt“, sagte Ziegler. 
Diese bezahlte lediglich das Gerüst und einen Teil der Spraydosen. Die meisten brachten die Künstler selbst mit, die zudem kein Honorar nahmen. Sie freuen sich, ihre Kunst der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Für nächstes Jahr hat Philipp Gempe bereits eine neue Idee parat: „Die Unterführung am Bahnhof Walldorf müsste dringend verschönert werden.“

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