Gerade fahren und nicht viel lenken

Beim Seifenkistenrennen ging es mit ordentlich Speed die Bahnhofstraße runter

RENNFIEBER: 30 Piloten gingen beim Seifenkistenrennen in ihren selbst gebauten Gefährten auf die Piste. Schnellstes Mädchen war Laura Bellini im roten Flitzer. (Foto: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf. Schaulustige drängen sich an den Absperrungen, auf der Startrampe erhalten die Fahrer letzte Anweisungen. Helme werden festgezurrt, eine dynamische Position im Cockpit eingenommen, los geht’s. Die Stadt ist im Rennfieber! Gut 300 Zaungäste hat das zweite Seifenkistenrennen herbeigelockt – ein solches Sportspektakel ist Neuland.

Für das erste Rennen 2016, immerhin mit 20 Startern, hatte die Stadt für die Bahnhofstraße kein grünes Licht gegeben. Die Ausweich-Rennpiste Am Bahnhof „war zu kurz und zu flach“, beklagt Norman Krieg, Initiator des Stadtradelns und mit der städtischen Jugendförderung nun auch Organisator eines heißen Rennens. Denn diesmal geht es mit entsprechenden Sicherheitsstandards auf der 250 Meter langen Piste ordentlich bergab. Eine Rampe sorgt für zusätzliches Tempo beim Anfahren. 30 Piloten zwischen acht und 60 Jahren gehen bei dem kurzweiligen Spektakel auf die Strecke.
Die erste Marke im Rennzirkus setzt ein mutiges Mädchen: Angelina (12) hat an Bord ihres „Ghost-Sheep“ eine gute Zeit hingelegt. Überhaupt, die Damen in den selbst gebauten „Boliden“ schlagen sich hervorragend. Schnellstes Mädchen im Rennen ist Laura Bellini, die in ihrer roten Kiste auf dem dritten Platz der Jugend landet.
„Du musst gerade fahren und darfst nicht viel lenken.“ Emkel, einer der Jüngsten am Start, hat zwar schon geübt, wird jedoch von Lampenfieber gepiesackt. Wie sich die Tour beschleunigen lässt? Nicolai, in der Altersklasse der Erwachsenen unterwegs, gibt der Kiste durch rhythmisches Auf- und Abfedern einen zusätzlichen „Kick“. „An dem Gejuckel liegt’s“, trifft Moderator Norman Krieg die Erkenntnis für die Sonderbeschleunigung. Andreas Kunz ist auch ohne Juckeln pfeilschnell: Er siegt in seinem Gefährt „Roxane“ bei den Erwachsenen. An Bord der schnellen Roxane belegt auch das Team Platz eins.
Mit bis zu 40 Stundenkilometern flitzen die Kisten über den Asphalt. Strohballen säumen Strecke und Zieleinlauf, um Schlenzer zu dämpfen und missglückte Bremsmanöver abzufedern. Den schnellsten Fahrern winken Medaillen, aber auch die kreativsten Kisten werden prämiert. Akif Baha ist Erster in der Jugendwertung, gefolgt von Waleed Ahmad Abish. Beide haben an Bord der FC Barcelona eine starke Zeit herausgefahren.
„Das Eigentliche war das Bauprojekt“, erklärt Streetworker Philipp Gempe. Neun Seifenkisten sind unter Anleitung des JuZ-Baumeisters entstanden. Rund 20 junge Bastler haben sich an der Aktion beteiligt. Mädchen und Jungs haben aus Sperrholz, Bodenplatte und Rädern einträchtig ihre Rennfahrzeuge gezimmert. Auch beim Anstrich regierten die Geschlechter im kreativen Gleichklang: Das flotte Ghost-Sheep trägt beides, damenhaftes Rosa und ein maskulines Totenkopf-Design. (ula)

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