Gegen das Vergessen angekämpft

Ehrenbürgermeister Bernhard Brehl mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

AUF VORSCHLAG des Holocaust-Überlebenden Arno Lustiger (links) bekam Ehrenbürgermeister Bernhard Brehl am Montag das Bundesverdienstkreuz verliehen. Während der Feierstunde wurde besonders sein Engagement für die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit betont. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Die emotionalsten Momente während seiner politischen Laufbahn erlebte Ehrenbürgermeister Bernhard Brehl bei der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit. Immer wieder sei er tief ergriffen gewesen von den Gesprächen und Begegnungen mit den ehemaligen Insassen des KZ-Außenlagers bei Walldorf, berichtete Brehl am Montagmittag im Stadtverordnetensitzungssaal, wo er vom Darmstädter Regierungspräsidenten Johannes Baron mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für sein Engagement geehrt wurde. Musikalisch begleitete das Duo Tastenstreich die Feierstunde mit rund 50 Besuchern.
 

„Die hohe Auszeichnung, die Du heute erhältst, bezieht sich nicht auf Deine über dreißigjährige Tätigkeit als Bürgermeister der Stadt Mörfelden-Walldorf, sondern auf Dein ehrenamtliches und persönliches Engagement“, erklärte Bürgermeister und Laudator Heinz-Peter Becker (SPD). Nach dem Ende seiner Amtszeit habe sich Brehl stark in der Margit-Horváth-Stiftung engagiert, wobei der Satz „Aus der Geschichte lernen“ stets sein Handeln bestimmt habe.
Als Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung habe der Ehrenbürgermeister Gesicht gezeigt und geholfen, andere zur Zivilcourage zu bewegen. Der große Respekt gegenüber den Überlebenden des Holocaust sei während persönlichen Begegnungen immer zu spüren gewesen. „Oft sprichst Du dann wenig. Du beobachtest und hörst zu“, sagte Becker. Damit habe Bernhard Brehl es geschafft, für die Überlebenden ein wichtiger Bezugspunkt in der gesellschaftspolitischen Landschaft zu werden.
Als bürgernah, bescheiden und als Diener seiner Kommune charakterisierte Landrat Thomas Will (SPD) den Geehrten. Obwohl er in vielen wichtigen Kommissionen und Gremien aktiv war und noch immer ist, habe er nie die Erdung in seiner Familie verloren. „Hinter der harten und ruppigen Schale verbirgt sich ein weicher Kern, ein großes Herz und ein liebevoller Familienmensch“, so Will.
„Er ist ein Ausbund an Bescheidenheit“, betonte der Holocaust-Überlebende Arno Lustiger, mit dem Brehl in der Horváth-Stiftung zusammenarbeitet. Der renommierte Historiker erinnerte in seiner kurzen Ansprache an die Wiederentdeckung des KZ-Außenlagers, die Stiftungsgründung und die zahlreichen Work-and-Study-Camps, die in den letzten Jahren mit vielen jugendlichen Teilnehmern organisiert wurden.
Brehl habe sich nicht nur als Bürgermeister für die Aufarbeitung der Lokalgeschichte stark gemacht. Auch als engagierter Bürger, außerhalb seiner Amtspflicht, habe er gegen das Vergessen angekämpft.
„Die lokale Aufarbeitung ist wichtig, damit die Geschichte nichts Abstraktes bleibt“, erklärte der Darmstädter Regierungspräsident Johannes Baron. Brehl habe dazu beigetragen, dass die KZ-Außenstelle zu einem Ort der Erinnerung werden konnte. Das Bundesverdienstkreuz überreichte Baron aber nicht nur für Brehls Einsatz bei der Geschichtsaufarbeitung, sondern auch für sein vielfältiges weiteres politisches Engagement. So ist Brehl lange Jahre im Kreistag des Kreises Groß-Gerau aktiv, engagierte sich als sich Vizepräsident und Präsident des Hessischen Städte- und Gemeindebundes und brachte sich darüber hinaus als Präsidiumsmitglied in den Städte- und Gemeindebund ein.
„Ich habe diese Auszeichnung doppelt gerne angenommen“, sagte Bernhard Brehl mit Blick auf Arno Lustiger, der ihn für das Bundesverdienstkreuz ins Spiel brachte. „Es ist eine Ehre, von ihm vorgeschlagen zu werden“. Die Auszeichnung nahm der Geehrte auch für die vielen Mitstreiter entgegen, wie er in seiner Ansprache betonte. Während seiner Beschäftigung mit dem ehemaligen KZ-Außenlager und der nationalsozialistischen Vergangenheit sei es zu vielen besonderen Erlebnissen gekommen, die er nicht missen wolle. (seb)

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