Jetzt kommt der große Moment für Nuria Petino: Sie greift mit beiden Händen in einen Karton und fischt einen Haufen Eicheln heraus, um sie lachend auf den Tisch zu werfen. Stolz bewundern die Naturschützer ihr Werk. Noch „betrachtet“ lediglich ein ausgestopfter Eichelhäher die vielen Eicheln. Die Aktiven hoffen indes, dass sich nun auch die lebenden Singvögel aus der Familie der Rabenvögel am Rande des sogenannten Hähertisches niederlassen und die Eicheln mit ihrem Schnabel aufnehmen. Denn die Waldfüchse, die Jugendorganisation der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), will die Nahrungssuche der Eichelhäher unterstützen. Betreuer Kamenicky und insgesamt fünf junge Begleiter stellen an diesem Samstagnachmittag noch drei weitere Hähertische auf. Mit einer voll beladenen Schubkarre machen sie sich auf einen etwa fünf Kilometer langen Rundweg. Neben dem ersten Tisch auf dem Vereinsgrundstück im Rücken des Vereinsheims Rudolfsruh werden sie noch jeweils einen Tisch an der Zufahrt zu dem Areal, einen unweit der Autobahn 5 und einen am Parkplatz Bornbruch West aufstellen. Die Aktion läuft unter dem Titel „Wir füttern den Eichelhäher“, informiert Kamenicky.
Nahrungssuche der Vögel unterstützen
Während sich der Vogel im Sommer von fleischlicher Nahrung ernährt, nimmt er im Winter mit pflanzlicher Nahrung wie etwa Nüssen und Eicheln vorlieb. Auch wenn der Vogel keine vom Aussterben bedrohte Art ist, wollen die Waldfüchse ihn bei der Nahrungssuche unterstützen. Denn zum Ende des Winters finden die Eichelhäher nicht mehr viele Eicheln. Deshalb wollen die Waldfüchse den 32 bis 35 Zentimeter großen und farbenprächtigen Tieren bei der Nahrungssuche helfen. Die Eicheln hatten sie bereits im Herbst gesammelt, die Tische selbst zusammengezimmert – Kamenicky schnitt den Boden und die Seiten zu, die Kinder und Jugendlichen schraubten die Teile zusammen.
So ein Eichelhäher kann bis zu zehn Eicheln in seinem Schlund sammeln. Die Waldfrucht versteckt er – ähnlich dem Eichhörnchen – in seinen Vorratskammern, in Löchern, Spalten, in der Vegetation und an Baumwurzeln. Der Vogel nutzt indessen nicht seinen ganzen Vorrat. Somit trägt der Eichelhäher zur Verbreitung von Eichensämlingen bei. Kamenicky bezeichnet denn auch die Naturverjüngung des Waldes, der Eichen, als einen Nebeneffekt der Aktion der Waldfüchse.
Waldfüchse freuen sich über weiteere Unterstützer
Nuria beteiligt sich gerne an der Aktion und findet sie cool. Sie ist eins von derzeit 15 Kindern im Alter von acht bis 19 Jahren, die sich bei den Waldfüchsen beteiligen. Die Nachwuchsorganisation erfährt unter anderem alles Wissenswerte über den Wald und die Baumarten, baut Nistkästen – in diesem Jahr etwa wollen sie noch welche für Fledermäuse aufhängen – und ist am Mönchbruch auch mit Pflegemaßnahmen befasst. Die Waldfüchse treffen sich jeden ersten Samstag im Monat ab 14 Uhr am Vereinsheim. Interessierte Kinder und Jugendliche können über die Homepage der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (sdw-gg.de) Kontakt zu den Waldfüchsen aufnehmen. Kamenicky freut sich über weiteren Nachwuchs, der sich ihnen anschließen möchte. Benjamin Mecellem jedenfalls gefällt es bei den Waldfüchsen. Der 17-Jährige ist seit zehn Jahren dabei. Er habe Interesse am Wald, wolle ihn schützen und halte sich gerne an der frischen Luft auf, sagt er – und ergreift einen Spaten, um ein weiteres Loch zu buddeln.