„Das ist für uns eine Katastrophe“

150 Teilnehmer bei Demonstration gegen Supermarkt-Schließung in der Klingler-Straße

KUNDGEBUNG gegen die Schließung des Mörfelder Netto-Markts: Organisatorin Ursula Bleckwenn-Oldenburg informierte die Teilnehmer mit dem Megaphon über die aktuelle Entwicklung. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Gegen die Schließung der Netto-Filiale in der Bürgermeister-Klingler-Straße demonstrierten am Samstag rund 150 Menschen. Vor Ort waren auch Bürgermeister Heinz-Peter Becker und ein Unternehmensvertreter. Beide konnten den Protestierenden aber keine Hoffnungen machen, dass der Supermarkt geöffnet bleibt.

„Mir hat man gesagt, dass die Kunden einfach zum Netto im Vitrolles-Ring gehen sollen“, berichtete Ursula Bleckwenn-Oldenburg, die zu der Kundgebung aufgerufen hatte. Viele Kunden seien aber schon älter und kämen mit ihren Rollatoren gar nicht bis nach Walldorf . „Ohne Auto ist es hier ideal“, meinte Demoteilnehmerin Ingrid Hahne. „Der Netto ist übersichtlich, nicht zu groß und es gibt alles“, sagte sie weiter.
Die Größe des Supermarkts ist aber ein Knackpunkt, wie Bürgermeister Becker erklärte. Netto möchte einen größeren Verkaufsraum sowie eine moderner gestaltete Filiale, der Gebäudeeigentümer wolle die Investitionskosten dafür aber nicht alleine tragen. Falls es doch zu Umgestaltungsarbeiten komme, habe Netto eine höhere Miete in Aussicht gestellt. Zu einer Einigung sei es aber dennoch nicht gekommen. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und können dem Eigentümer nichts vorschreiben“, betonte Becker.
Grundsätzlich möchte der Discounter auch weiterhin vor Ort bleiben, ergänzte der zuständige Netto-Mitarbeiter Manfred Kratz. „Sonst wäre ich heute gar nicht hier bei Ihnen“. Wenn das Gebäude durch den Eigentümer aufgewertet werde, wolle man die Filiale geöffnet halten. Auf der Suche nach einem neuen Standort sei man derzeit nicht. Als einziges Verhandlungsergebnis konnte Kratz den Kundgebungsteilnehmern eine Öffnung bis Ende Januar verkünden. Bislang hieß es, der Supermarkt schließe zum Jahresende.
„Wir erwarten mehr“, entgegnete Ursula Bleckwenn-Oldenburg, die auf eine langfristige Perspektive setzt. Auch viele der überwiegend älteren Demonstranten zeigten sich von der nur aufgeschobenen Schließung wenig begeistert. „Das ist für uns eine Katastrophe“, sagte Mercedes Kuschel, die vor rund zwei Monaten eine Unterschriftenaktion gestartet hatte. Mittlerweile hätten rund 600 Menschen für den Erhalt der Netto-Filiale unterschrieben, meinte Kuschel. Für viele ältere Menschen sei der Supermarkt die einzige Einkaufsmöglichkeit und zudem eine Gelegenheit, aus der Wohnung zu kommen.
Wenn der Netto in der Klingler-Straße im Januar schließt, ist es bereits die zweite Filiale, die innerhalb kurzer Zeit aufgegeben wird. Erst im März schloss ein Markt in der Kelsterbacher Straße. Auch hier wurden Uneinigkeiten mit dem Gebäudeeigentümer als Grund angegeben.
Zur Diskussion standen die Filialen bereits im Zuge der Eröffnung des neuen Markts am Vitrolles-Ring. 2011 hatte der Discounter erklärt, einen der bereits bestehenden Märkte schließen zu wollen. Nach Protesten blieben die Filialen in der Kelsterbacher Straße und der Bürgermeister-Klingler-Straße damals erhalten. (seb)

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