Wie es früher einmal war

Hilde Haase zeigt im Kunstfenster ihre Bilder von Alt-Mörfelden

DAMALS UND HEUTE – Wie sich einige Ortsteile Mörfeldens im Laufe der Jahre verändert haben, zeigen die Ölgemälde von Hilde Haase. (Foto: Sonnabend)

Mörfelden-Walldorf. Ein echter Hingucker ist die erste Ausstellung, die im neuen Jahr im Mörfelder Kunstfenster zu sehen ist. – Immer wieder bleiben Passanten stehen und schauen sich die Bilder von Hilde Haase an. So manch älterer Bewohner der Doppelstadt schwelgt dabei sicher in Erinnerungen. Denn die mit Ölfarben entstandenen Gemälde zeigen Mörfelder Ortsteile aus früheren Jahren.

Aber auch für Jüngere dürfte es interessant sein zu sehen, wie sich das Städtchen im Laufe der Zeit verändert hat. Damit der Betrachter damals und heute vergleichen kann, liegen neben den Gemälden aktuelle Fotos.
„Das ist meine beste und wertvollste Ausstellung“, betonte Erika Herdt begeistert. Die Initiatorin des Kunstfensters freut sich, dass die Gemälde nochmals gezeigt werden. Schon im November 2015 hatte Haase ihre Bilder von Alt-Mörfelden gezeigt, allerdings war die Ausstellung wegen der erweiterten Nutzung der Kreisvolkshochschule vorzeitig beendet worden (wir berichteten).
Viele Bilder malte Haase, die in Mörfelden geboren und aufgewachsen ist, aus ihrer Erinnerung. Weil sie nicht mehr so gut sieht, gab sie ihr Hobby schließlich auf und widmet sich seitdem stattdessen Handarbeiten, wie Stricken, Häkeln und Seidenmalerei.
Ihr Klassenlehrer habe ihre künstlerischen Fähigkeiten erkannt. „Er forderte mich“, erinnerte sich die 88-Jährige. Hilde Haase absolvierte zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine Ausbildung an der Handelsschule in Offenbach und wurde als einzige von vier Frauen in der Fachklasse Lithografie und Schrift zugelassen. Eine Abschrift von Goethes Ballade „Der Zauberlehrling“ in gotischer Schrift, die ebenfalls im Kunstfenster gezeigt wird, fertigte sie in dieser Zeit an. 
Deutlich erinnere sie sich noch an einen Angriff der Tiefflieger, die vor Kriegsende im November 1944 die Uferstraße in Offenbach bombardierten. Um nach Hause zu kommen, habe sie an diesem Tag zu Fuß gehen müssen, weil keine Züge mehr fuhren. Über Trümmerfelder führte ihr Weg von Offenbach nach Frankfurt-Sportfeld, wo sie schließlich jemand nach Mörfelden mitnahm.
Die Mörfelderin malte viele Jahre nicht und kümmerte sich stattdessen um die Familie, zog Tochter und Sohn groß. Mit 50 Jahren begann sie – ermuntert von ihrem Mann Kurt – wieder damit, ihren Heimatort auf der Leinwand festzuhalten. Im November 2000 ereilte Haase ein Schicksalsschlag, als Tochter, Schwiegersohn und Enkeltochter – die Freestyle-Weltmeisterin Sandra Schmitt – bei dem Brand einer Gletscherbahn in Kaprun ums Leben kamen. 
Bei der Vereinigung der Hobbykünstler war die Mörfelderin von Beginn an dabei und wirkte 20 Jahre lang aktiv mit. Auch Ehemann Kurt Haase, der Tiffanylampen restaurierte, schloss sich den Hobbykünstlern an. Bei der Eröffnung des Mörfelder Heimatmuseums war Hilde Haase mit einer Ausstellung ihrer Bilder vertreten.
Ihre Gemälde von Alt-Mörfelden sind noch bis Sonntag, 12. Februar, im Kunstfenster zu sehen. Interessierte sind darüber hinaus am Freitag, 20. Januar, zu einem Treffen im Ladengeschäft in der Bahnhofstraße 10 eingeladen. Ab 15 Uhr können die Besucher mit dem Ehepaar Haase über die Gemälde sprechen und Erinnerungen an die alten Zeiten austauschen. (ine) 

Noch keine Bewertungen vorhanden


X