Feuchter Lehm für stabile Nester

Nabu legt Schwalbenpfützen auf den Gundwiesen an – Population geht zurück

SCHWALBENPFÜTZEN haben Mitglieder des Nabu Walldorf auf den Gundwiesen angelegt. Die kleinen Kuhlen wurden mit Lehm befüllt, der den Vögeln als Baumaterial für ihre Nester dient. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Schwalben sind standorttreue Vögel und kehren nach dem Winter am liebsten in ihre alten Nester zurück. Häufig sind diese aber beschädigt und müssen dann mühsam ausgebessert werden. Die Walldorfer Ortsgruppe des Naturschutzbunds hat den Schwalben dafür nun ein Materiallager eingerichtet, mit dessen Hilfe sie ihre Nester stabiler und winterfest bauen können.

Ganz in der Nähe des Gundhofs und der Walldorfer Feuerwehr haben die Umwelt- und Vogelfreunde am Samstagvormittag zwei kleine Kuhlen ausgehoben und mit einer speziellen Lehmmischung befüllt. Rings um die „Schwalbenpfützen“ sind Gras und Gestrüpp entfernt worden, damit die Vögel das Materiallager aus der Luft wahrnehmen und gut anfliegen können. 
Wenn die Schwalben im Frühjahr zurückkehren, sind die Wiesen am Gundbach ein beliebtes Revier für die Insektenjagd. Hier nehmen sie außerdem Sand für den Nestbau auf, erzählte Nabu-Vorsitzende Ruth Ortwein. Allerdings halte der Sand aus dem Bachbett nicht lange und zerbrösele im Winter leicht. Im schlimmsten Fall kann ein Nest mit der ganzen Brut abstürzen.
Beim Naturschutzbund hofft man daher, dass Mehl- und Rauchschwalben die Pfützen mit dem Lehm annehmen und ihre Nester vor der Eiablage gut ausbessern. Die kleinen Kuhlen werden dafür extra feucht gehalten.
Neben wackligen und abstürzenden Nestern bedroht der Klimawandel die Schwalben, berichtete Ortwein weiter. Herrschen ungewöhnlich lange Regenperioden, finden die Vögel keine Insekten. Hierunter leidet besonders der Nachwuchs. Und falle ein Frühjahr aufgrund der Klimaveränderungen sehr kalt aus, wirke sich dies gleich auf die Population aus. Denn dann legten die Schwalben statt zweimal nur einmal Eier.
Schwierigkeiten bereitet den Vögeln auch die Suche nach geeigneten Nistplätzen. Infrage kommen dafür längere Dachvorsprünge, die ihnen Schutz bieten. Doch es komme leider immer wieder vor, dass Hauseigentümer keine Schwalben haben möchten und sie vertreiben, sagte Ortwein. 
Um künstliche Nistplätze anbieten zu können, ist der Bau eines Schwalbenhauses im Bereich der Mörfelder Bachgasse geplant. Hier wurden in der Vergangenheit Mehlschwalben gesichtet, weshalb Nabu und Stadtverwaltung an einem hohen Mast ein freistehendes Dach befestigen wollen. Finanziert wird das Projekt mit einem Gewinn von 5000 Euro aus der hessischen Umweltlotterie „Genau“. Das Umweltamt reichte den Schutz der seltenen Tiere bei der Lotterie ein, Ende Januar stand das Vorhaben als Gewinner fest. 
Beim Nabu hat die Pflege der Schwalbenbestände bereits eine lange Tradition, so Ruth Ortwein während des Arbeitseinsatzes. Dazu zählt auch die Ermittlung der Bestände. Von rund 300 Brutpaaren in den 1970er Jahren sei die Zahl der Mehlschwalben zuletzt auf etwa 100 Paare zurückgegangen. Im Sommer sollen daher Hausbesitzer ausgezeichnet werden, die Schwalbennester dulden. (seb)

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