Erster Stadtrat von Mörfelden-Walldorf tritt zurück

Burkhard Ziegler räumt Büro im Rathaus und nimmt das Mandat als Stadtverordneter an

Hat sich entschieden: Burkhard Ziegler möchte künftig an anderer Stelle politisch wirken. (Foto: Stadt)

Mörfelden-Walldorf (ula). Burkhard Ziegler tritt vom Amt des Ersten Stadtrats zurück. „Wir haben eine schwere Konstellation: Es gibt klare Wahlsieger und ich als Erster Stadtrat hätte keine Möglichkeit mehr zu gestalten und nicht nur zu verwalten“, sagte der 52-Jährige gegenüber dem Freitags-Anzeiger. Burkhard Ziegler ist Vorsitzender der Freien Wähler, die nach fünf Jahren Koalition und Regierungsverantwortung in dieser Legislaturperiode vermutlich die Oppositionsrolle übernehmen werden.

„Durch das jetzige Wahlergebnis und die eventuell neuen Zuordnungen der Dezernate und Aufgabengebiete, ist mein Gestaltungs- und Handlungsspielraum geschrumpft und abhängig von Entscheidungen anderer. Das erschwert eine gestalterische Arbeit und bremst mich an der einen oder anderen Stelle aus“, gab Ziegler am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt. Als Erster Stadtrat wäre er offiziell noch bis zum ersten Quartal 2023 im Amt gewesen. So ist die Entscheidung gefallen: Er möchte nach seinem persönlichen Wahlerfolg bei den Kommunalwahlen an anderer Stelle mitgestalten. Burkhard Ziegler wird als Stadtverordneter für die Freien Wähler ins städtische Parlament einziehen, auch auf sein Mandat im Kreistag Groß-Gerau freue er sich sehr. Die Entscheidung, hauptamtlicher Dezernent zu bleiben oder die Stadtverordneten- und Kreistagsmandate anzunehmen, musste nach den Vorgaben der Hessischen Gemeindeordnung sehr schnell fallen – innerhalb einer Woche nach Bestätigung des Wahlergebnisses durch den Wahlausschuss. Beide Ämter auszuüben, ist gesetzlich nicht zulässig.

Ziegler: Schätze das Vetrauen der Bürger und will weiter in der Politik aktiv bleiben

Am Donnerstag, 1. April, wird der Magistrat in einer Sondersitzung über die Entlassung Burkhard Zieglers aus dem Beamtenverhältnis auf Zeit beschließen – dann ist es auch schon vorbei. Nach den Osterfeiertagen räumt Burkhard Ziegler sein Büro. Die Wähler hätten ihm großes Vertrauen entgegengebracht, so Ziegler, der auf dem Wahlschein auf Listenplatz 10 der Freien Wähler stand und bei der Kommunalwahl auf Platz zwei hoch kumuliert worden ist. Er schätze dieses Vertrauen und wolle auf jeden Fall in der Politik aktiv bleiben. „Ich möchte Verantwortung übernehmen und das wird mir nun durch das Wahlergebnis in der Position als Erster Stadtrat erschwert. Mir liegt die Zukunft von Mörfelden-Walldorf am Herzen und ich will mich weiterhin politisch engagieren. Das kann ich am besten mit dem neuen Mandat.“ 
Trotzdem, etwas Wehmut klingt da mit. „Ich war sehr sehr gerne Erster Stadtrat“, so der Bankfachwirt, der seinen Mitarbeitern in den unterschiedlichen Dezernaten dankt: „Ohne sie hätte nichts umgesetzt werden können. Während meiner Amtszeit gab es immer eine sehr gute Arbeitsatmosphäre, eine konstruktive Zusammenarbeit und einen respektvollen Umgang. Meine Bürotür stand immer offen.“
Burkhard Ziegler war in seiner vierjährigen Amtszeit für das Sozial- und Wohnungsamt, das Amt für Finanzen, die Wirtschaftsförderung, das Stadtmarketing und die Stadtwerke verantwortlich.

Als Kämmerer trieb er die Sanierung des städtischen Haushalts voran

Herzensthemen waren die Kitas und der Ausbau der Ganztagsbetreuung, die Sanierung des Haushalts und der Bereich Soziale Stadt, um benachteiligten Menschen zu helfen. In seine Amtszeit als Dezernent fallen unter anderem zwei neue Kitas, der Ausbau zwei weiterer Einrichtungen – ein Plus von 200 Betreuungsplätzen. Als Kämmerer trieb er die Sanierung des städtischen Haushalts voran, trug Verantwortung für den Ausbau der Kläranlage in Mörfelden und das Stadtentwicklungsprojekt „Soziale Stadt“. In der Kürze der Zeit war für eine berufliche Neuorientierung kein Raum. „Ich bin gut qualifiziert und werde mit Sicherheit etwa finden“, meint der Bankfachwirt zuversichtlich. Seine Ressorts im Rathaus fallen jetzt formal an Bürgermeister Thomas Winkler zurück, dem auch das Dezernatsverteilungsrecht obliegt. Ziegler, der zwei Kinder im Alter von 11 und 13 Jahren hat, freut sich auf die Zeit mit der Familie. Der passionierte Hobbykoch will zunächst einmal „etwas Gutes kochen“.
Politisch sieht er mehrere große Herausforderungen: „Neben den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und der großen Menge an fehlendem bezahlbarem Wohnraum müssen Maßnahmen zum Klimaschutz und die Finanzen nachhaltig und enkeltauglich gemacht werden.“ Die Initiativen der neuen Kommunalregierung wolle er konstruktiv, aber auch kritisch begleiten. 
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