Erste Nacht der Demokratie im JuKuZ

Politik auf Augenhöhe soll Jugendliche sensibilisieren

DER LANDTAGSABGEORDNETE Lukas Schauder (hinten) berichtete vom Alltagsgeschäft in der Politik. (Foto: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf (ula). „Wir wollen Politik und Demokratie hipp machen“, so lautet die Maxime von Fabian Pausch von der städtischen Kinder- und Jugendförderung. Er war der Impulsgeber der ersten Nacht der Demokratie im JuKuZ, die am Samstag „junge Demokraten“ mobil machte.
Ein interessantes Angebot an Mitmachaktionen, Infoständen, Begegnungen mit echten Politikern und entspanntes Sofa-Kino machten die Veranstaltung zur runden Sache.

Nur wenige Besucher begeistern sich für Politik

Allerdings war das Publikum dünn gesät. „Ich bin etwas enttäuscht“, sagte Pausch, denn gerade dieses Ziel, eine junge Generation für Demokratie und Menschenrechte zu begeistern, wurde nur in bescheidenem Maß erreicht.
Dennoch, wer kam, war interessiert und machte mit. „Was macht ihr da eigentlich den ganzen Tag im Landtag?“ „Abgeordneter, ist das ein richtiger Beruf?“ Die beiden Landtagsabgeordneten Lukas Schauder (22) und Nina Eisenhardt (29), verglichen mit manchem Politikerkollegen blutjung, standen ihrem Publikum Rede und Antwort. Im Nachbarraum lief derweil ein weiterer Workshop. Auch zum Thema Judentum in Deutschland war es gelungen, einen Fachmann zu engagieren. „Über die Initiative „Rent a Jew“, sagte Pausch, „kein Witz: kann man sich Juden für Veranstaltungen leihen.“
Dass die Jugendpfleger neben dem Alltagsgeschäft der Kinder- und Jugendpflege ihren Bildungsauftrag in dieser Form wahrnehmen, zeugt von Engagement und dem Wissen, dass eine junge Generation für Demokratie sensibilisiert und mobil gemacht werden muss. Pausch: „In anderen Ländern wird um Demokratie hart gekämpft.“

Jugendrat als Sinnbild für junge Demokratie

Zu den Infoständen zählte auch der Aktionsstand des Jugendrats. Das Gremium vertritt die Interessen junger Bürger und ist Sinnbild für junge Demokratie. „Der Rat wird jährlich gewählt. Wahlberechtigt sind alle zwischen acht und 21 Jahren“, sagte Jugendpflegerin Janine Somorowsky. Weil auch dort die Demokratie noch ein wenig in den Kinderschuhen steckt, sprich die Wahlen nur wenige Menschen erreichen, wird derzeit getestet, wie eine Online-Abstimmung möglich gemacht werden kann. Die Räte selbst luden zur Mal-Aktion ein. „Du kannst dir eins von den zwölf Kinderrechten als Thema wählen“, so die Jugendräte. „Ich finde das Recht auf gewaltlose Erziehung sehr wichtig“, sagte die 15-jährige Sandrine, ihre Schwester Fabienne pickte sich das „Recht auf Schutz vor Misshandlung“ heraus.

Youtuber MrWissen2go spricht über die Grundrechte

Dass man moderne Wege wählen muss, um die junge Generation zu erreichen, hat auch der Journalist Mirko Drotschmann erkannt. Als MrWissen2go ist er im Internet aktiv, gibt als Youtuber quasi Nachhilfe rund ums Schulwissen und vieles mehr. Diesmal durfte man ihn leibhaftig erleben, denn mit Drotschmann ging es zurück in die Anfänge der Demokratie und der Geburtsstunde der Grundrechte.
„Immer wenn man sich Gedanken machte, Menschen Rechte zu geben, ist vorher etwas Schreckliches passiert“, so das Resümee des Referenten. Dass die Menschenrechte nur in 173 von 192 Staaten umgesetzt, in den USA nicht einmal offiziell anerkannt sind, verblüffte sein Publikum ebenso wie der Hinweis, „dass in euren Smartphones Kinderarbeit steckt.“ Mit pädagogischem Einfühlungsvermögen und modernem Verständnis für die junge Generation gelang es, die Teilnehmer der ersten Nacht der Demokratie zu ködern – bleibt zu hoffen, dass es bei einer Neuauflage mehr werden.

Lesen Sie außerdem:

"Luger" und "Frau Ruth" rocken das JuKuZ

Noch keine Bewertungen vorhanden

HerunterladenQR Code URL: https://www.freitags-anzeiger.de/34547


X