Eltern fordern Verzicht

Stadt soll Kinder kostenfrei betreuen – Im Gespräch mit Fraktion

STREITGESPRÄCH: Am Rande der Fotoaktion des Stadtkitabeirates stellte sich Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD) den aufgebrachten Eltern. Sie warfen der Stadt arrogantes Verhalten vor und forderten, dass ihre Argumente und Ideen ernster genommen werden. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Der Elternbeirat der Kindertagesstätten (Stadtkitabeirat) geht auf Konfrontationskurs. Nachdem er sich in der Vergangenheit mit einer „moderaten Gebührenerhöhung“ einverstanden erklärte, vertrat der Beirat bei der jüngsten Protestfotoaktion eine andere Position: Die Stadt solle auf eine Anhebung der Gebühren grundsätzlich verzichten, forderte Sophie Schmauß, Vorsitzende des Stadtkitabeirates, am Samstag im Steinweg.
 

Dort hatten sich rund 50 Eltern und Kinder versammelt, um gegen die Umgestaltung der Straße zu protestieren. Mit der Aktion wolle man dafür sorgen, dass die Kommunalpolitiker im Stadtparlament bei jeder Abstimmung an die Kinder denken. Eine ähnliche Aktion organisierte der Stadtkitabeirat bereits auf dem Kreisel am Zillering (wir berichteten).
Da die örtlichen Parteien in ihren Wahlprogrammen eine kostenlose vorschulische Erziehung fordern, wolle man sie nun darauf festnageln und gegen jegliche Gebührenerhöhung protestieren, so Schmauß weiter. Um diesen Punkt hatte es bereits früher Streit gegeben. So warf Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD) dem Beirat Täuschung vor, da er die Positionen von SPD und Grünen nicht richtig darstelle. Beide Parteien würden eine gebührenfreie Kinderbetreuung zwar grundsätzlich befürworten, allerdings könne die Stadt dafür nicht alleine aufkommen. Sowohl das Land als auch der Bund müssten sich stärker in der vorschulischen Erziehung engagieren, um diese kostenlos anbieten zu können.
Laut einer von der Stadt vorgelegten Übersicht, wurden im letzten Jahr 11,75 Millionen Euro für die Kinderbetreuung ausgegeben. Der Zuschuss von Bund und Land beläuft sich demnach lediglich auf knapp 1,9 Millionen Euro. Durch die Gebühren der Eltern nimmt die Stadt 1,6 Millionen Euro ein. Unter dem Strich bleibt demnach ein kommunaler Zuschussin Höhe von 8,25 Millionen Euro.
Eine Scheuklappenmentalität oder gar Egoismus wollte sich der Stadtkitabeirat am Samstag nicht vorwerfen lassen. Für Eltern sei die Kinderbetreuung nun mal existentieller als ein Besuch im Waldschwimmbad, auf den man eher verzichten könne, erklärte die stellvertretende Stadtkitabeirat-Vorsitzende Ina Mack.
„Eltern sind verwundbar, da sie ihre kleinen Kinder über alles lieben und bereit sind alles für sie zu tun“, ergänzte Schmauß. Dies nutze die Politik aus, indem sie eine Gebührenerhöhung plane. Ob diese letztlich umgesetzt wird, ist für Schmauß noch lange keine ausgemachte Sache.
Auch in den nächsten Wochen will der Beirat weiter Unterschriften für seine Position sammeln und neue Fotoaktionen organisieren. Außerdem seien Gespräche mit politischen Fraktionen geplant. Mit der Opposition habe man bereits gesprochen, von der SPD und dem Kreisverband der Piraten gäbe es eine Zusage. Nur von den Grünen habe man noch nichts gehört.
Mit dem Grünen Ersten Stadtrat Franz-Rudolf Urhahn kam der Beirat am gestrigen Mittwoch in einer öffentlichen Sitzung des Stadtkitabeirates zusammen. Ein Bericht darüber folgt in der nächsten Ausgabe. (seb)

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