DRK Mörfelden erhält neues Fahrzeug

Kinderhilfsfond erfolgreich gestartet

Platzprobleme weiterhin ungelöst: Sebastian Kannstädter Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Mörfelden, demonstriert anschaulich, wie beengt es am Stammsitz an der Annastraße (in diesem Fall der Garage) zugeht. Foto: Schüler

Mörfelden-Walldorf -  „Unsere Einsatzbereitschaft hat nicht gelitten – trotz Corona“, sagt Sebastian Kannstädter, froh, dass beim DRK Mörfelden im Ernstfall alle 20 bis 25 Aktiven ausrücken können. Im Februar dürfte zudem ein Anlass zum Feiern sein: Der Ortsverein erhält ein neues Fahrzeug. Vielleicht lassen die Aktiven dann in einer Videoschalte bei einer virtuellen Zusammenkunft die Sektkorken ploppen – denn auch bei der Hilfsorganisation gestaltet sich wegen der Pandemie vieles schwierig.

So etwa die Ausbildung, wie Kannstädter, Vorsitzender des DRK Mörfelden, berichtet. Wichtig jedoch: Im Ernstfall ist die Einsatztruppe in voller Stärke verfügbar. Viermal schon hat sie im noch jungen Jahr ausrücken müssen, 2020 waren es insgesamt 78 Mal.
Das neue Fahrzeug, ein Mercedes Vito, haben sie sich selbst aus Eigenmitteln sowie Spenden finanziert. Rund 48  000 Euro wird der neue Mannschaftstransportwagen verschlingen, wenn die Technik, etwa Funkgerät und Blaulicht, eingebaut ist. Der betagte Vorgänger, ein bereits 1996 angeschafftes Mannschaftsfahrzeug, in dem es inzwischen durchs Dach regnet, kann dann endlich ausgemustert werden. Eingesetzt wird das Fahrzeug bei Veranstaltungen, Ausfahrten mit dem Jugendrotkreuz, aber auch im Ernstfall, wie etwa im November, als es nachts in einer Shisha-Bar gebrannt hatte und die verschreckten Hausbewohner im Schlafanzug dankbar im warmen DRK-Fahrzeug Unterschlupf fanden.
Wermutstropfen: „Das neue Fahrzeug ist ein Kompromiss“, berichtet Kannstädter – so etwa werden aus derzeit neun Sitzplätzen mit dem neuen Gefährt acht. „Aber alle Neunsitzer waren zu hoch“, erläutert der Vorsitzende. Zu hoch für die niedrige Garage am Stammsitz an der Annastraße, wo ganz allgemein Platznot herrscht. „Unsere Platzprobleme sind ungelöst“, bedauert Kannstädter.
Das bleibt eine Zukunftsaufgabe. Genau so, wie die Finanzierung des zweiten Fahrzeugs, das dringend angeschafft werden muss. Der aktuelle DRK-Rettungswagen hat 190  000 Kilometer auf dem Tacho und in diesem Jahr 18. Geburtstag – Ersatz muss her. Diesmal wird es teurer, Kannstädter rechnet mit 70 bis 80 000 Euro Investitionskosten. Das Technische Hilfswerk und auch die Feuerwehren werden von öffentlicher Hand finanziert – das Deutsche Rote Kreuz dagegen ist eine Hilfsorganisation, die nicht staatlich finanziert wird. Spenden, Zuschüsse und Mitgliedsbeiträge sind die drei Einnahmesäulen. Wobei die Zahl der knapp 700 Mitglieder tendenziell sinkt. „Trotz der jeweiligen Haushaltssituation wurden wir von der Stadt immer unterstützt“, sagt der Vereinsvorsitzende, der auch in Zukunft auf kommunale Hilfe hofft. Spenden kann man dem DRK generell vieles: Der 1925 gegründete Mörfelder Verein lädt regelmäßig zum Blutspenden und sammelt Altkleider. Ja, man kann sogar Eigenleistung spenden, denn bereits die Kleinsten werden im Jugendrotkreuz, den „Blutströpfchen“, auf kommende Aufgaben vorbereitet.
Das jüngste soziale Projekt des DRK heißt Kinderhilfsfond. Im November ist es an den Start gegangen. Erste Etappe war der Verkauf eines selbst erstellten Motivkalenders, von dem bereits alle 250 Exemplare vergriffen sind. Der Name des Fonds ist selbsterklärend: Ziel ist es, Kindern aus finanziell schwächeren Familien Unterstützung zu gewähren. 1200 Euro konnten damit bislang angespart werden. Das Ausschütten des Fördergelds allerdings gestaltet sich dann doch nicht ganz so einfach: „Derzeit werden die Förderrichtlinien erarbeitet“, erläutert Kannstädter – und dazu suche man den Kontakt zur Stadt, zu Kirchen und weiteren Institutionen. Die zentralen Fragen lauten: Wie können wir unsere Zielgruppen – auch ausländische Mitbürger – erreichen? Und wird es Gutscheine geben oder Bargeld?
Dass Handlungsbedarf besteht, ist spätestens seit 2018 klar, als eine Statistik des Kreises aufzeigte, dass in Mörfelden-Walldorf die Kinderarmut kreisweit am höchsten ist. „Corona macht das Ganze nicht einfach, Arbeitnehmer sind in Kurzarbeit, kleine Zusatzjobs fallen weg“, listet Kannstädter auf, überzeugt, dass „die sozial Schwachen und Kleinverdiener von der Krise überproportional betroffen sind“.
Das DRK will nun besonders Kindern helfen. Klassenfahrten, Schulmaterialien, Kultur- und Sportteilhabe, Lernhilfen oder Sportsachen – damit sollen bedürftige Familien unterstützt werden. „Wir sind überzeugt, dass sozial schwache Kinder in unserer Gesellschaft nach wie vor benachteiligt werden“, meint Kannstädter, „ausreichende und gute Bildung ist das A und O.“ Von Ursula Friedrich

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