Corona: Mörfelden-Walldorfs Stadtbild hat sich verändert

Schulen und Geschäfte dicht: So gehen die Menschen mit der Krise um

CORONA VERÄNDERT DAS STADTBILD: Statt Hochbetrieb herrscht auf dem Schulhof der Bertha-von-Suttner Schule gähnende Leere. Die Abiturienten müssen dennoch zu ihren Prüfungen antreten. (Foto: Schüler)

Mörfelden-Walldorf (msh). Ganz anders wirkt das Stadtbild der Doppelstadt in Zeiten der Corona-Epidemie. Viele Straßenzüge wirken leer gefegt, selbst am Dalles trifft man nur vereinzelt auf Menschen. Immer mehr Wirkung zeigen die Erlasse der Regierung, die versuchen, Menschen dazu zu bewegen, sich zu schützen und zu Hause zu bleiben.

Einige halten sich nicht an den Appell zu Hause zu bleiben

Dennoch: Gerade Jugendliche haben scheinbar den Ernst der Lage noch nicht ganz verstanden und so freuen sie sich während der schulfreien Zeit über ein gemeinsames Fußballspiel auf den Bolzplätzen der Bertha-von-Suttner-Schule oder sitzen gemeinsam im Gras auf den Spielplätzen und Parks.
Auch Sonja Herrmann und ihre Tochter Vivien sitzen gemeinsam in der Sonne vor der Kirche in der Langgasse und gönnen sich ein Eis. „Aber das machen wir jetzt nur kurz zusammen, dann gehen wir wieder nach Hause“, betonen sie. Herrmann arbeitet als Friseurin und ist froh, dass ihre Branche nicht zu den Geschäften gehört, die am Mittwoch schließen mussten. „Zum Wochenbeginn hatten wir eher mehr zu tun als sonst. Die Leute kommen und lassen sich die Haare schneiden“, erklärte sie. Für sie ist das ein Glück, denn so besteht kein Bedarf auf Teilzeit zurückzugehen oder eine Kurzarbeiterregelung in Anspruch zu nehmen. „Das Gehalt brauchen wir auch zum Leben“, bestätigt sie.
Ihre elfjährige Tochter Vivien ist wegen der aktuellen Situation geteilter Meinung. „Es ist toll, dass ich ausschlafen kann. Nur ist es sonst eher langweilig, denn Freunde treffen sollte ich besser nicht in der momentanen Lage.“ Von der Schule gibt es Aufgaben, wirklich Ferien sind es daher nicht für sie. „Das gemeinsame Eis heute, das lassen wir uns nun aber nicht nehmen“, sagen beide lachend und erinnern sich wie gut besucht die Eisdiele noch am Sonntag war. „Da standen sie bis zum Dalles hinter.“
Nur wenige Meter daneben ist das Familienzentrum, das zahlreiche Kinder betreut, derzeit aber so gut wie geschlossen ist. Kein einziges Kind dieser Einrichtung fällt unter die Notbetreuungs-Regelung. Deshalb hängen auch keine Informationen für die Eltern aus, die selber um diese Situation wissen.

So leer wie an einem Neujahrstag

Arbeitslos sind die Mitarbeiterinnen aber dennoch nicht. Sie nutzen die kinderfreie Zeit, um Dokumentationen nachzuholen, die Räume zu putzen, sie umzugestalten und kleine Reparaturen auszuführen. Dabei gibt es allerdings die Anweisung, dass jede Mitarbeiterin möglichst für sich arbeiten soll, um das Risiko einer Infektion zu minimieren. Genauso offiziell geschlossen, aber mit Hinweisen auf den Notbetrieb als Aushang, sind alle städtischen Kindertagesstätten und die Jugendzentren in beiden Stadtteilen.
Ebenfalls in der Langgasse steht der „Merfeller Shop“ von Denis Leistner. Er berichtet davon, dass der Kundenverkehr weniger geworden ist, vermutet aber, dass sich dieser erst einmal nur verlagert habe. „Die Leute kaufen ein und gehen sicher in die Läden, die ab der Wochenmitte geschlossen haben“, erklärte er am Dienstag. Sein Laden fällt nicht unter die Regelung, da er Zeitungen verkauft sowie Postfiliale ist und somit nach den Regelungen geöffnet haben darf. „Auf der Langgasse ist aber sehr wenig los. Da könnte man heute ohne Probleme Fußball spielen. Es wirkt wie am Neujahrstag gegen sieben Uhr, so wenige Menschen sind unterwegs“, sagt Leistner. „Aber das ist auch gut so und hilft die Verbreitung einzudämmen. Ich hoffe, die Leute bleiben zu Hause und machen nur noch das Notwendigste.“

"Was bringt es für zwei Jahre Klopapier und Nudeln einzukaufen?"

Fast ganz leer ist der Schulhof der Bertha-von-Suttner Schule. Nur Feyza Vatandas, Petar Krcmar und Liliane Kasimir sitzen dort in der Sonne und arbeiten konzentriert. „Wir lernen zusammen für unser Abitur“, erklärte Feyza und blickt hinter ihrem Laptop hervor. „Wir gehen zwar in Frankfurt auf die Schule, kommen aber alle drei aus Mörfelden-Walldorf.“ Genug Abstand halten sie zueinander, wenn das auch beim Lernen nicht immer ganz so möglich ist. Dennoch bevorzugen sie es auf dem Schulgelände für das Abitur zu lernen, anstatt zu Hause. „Da gibt es viel zu viele Ablenkungen. Daher lernen wir hier besser. Es ist schließlich für unser weiteres Leben wichtig“, erklärt das Trio gemeinsam.
Richtig voll ist es hingegen im Walldorfer Karree, da es dort neben Supermärkten wie Rewe und Penny zahlreiche weitere Geschäfte gibt und man am Dienstag noch fast alle benötigen Waren bekommen konnte.
Doch haben sich mittlerweile viele Bürger wieder beruhigt und sehen der Situation gelassen ins Auge, sodass die übervollen Einkaufswägen vom Wochenende nun eher Seltenheitswert haben. „Was bringt es für zwei Jahre Klopapier oder Nudeln einzukaufen? Nach vier Tagen können wir eh keine Nudeln mehr sehen und wollen etwas anderes essen“, sagt Angelika Münsterer dazu, die eigentlich aus Frankfurt kommt und einer Kollegin Unterlagen fürs Home Office vorbeibrachte.

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