Mit dem Bugatti-Nachbau ins Ziel

Beim Seifenkistenrennen flitzen 60 Starter die Bahnhofstraße hinunter

IM RENNFIEBER waren Fahrer und Zuschauer beim nunmehr dritten Seifenkistenrennen in der Bahnhofstraße, bei dem die Fahrer in insgesamt sieben Klassen an den Start gingen. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Rauf auf die Startrampe, Helm auf – und dann ging es mit dem flotten Gefährt rund 250 Meter die Bahnhofstraße hinunter Richtung Ziel, angefeuert von den begeisterten Zuschauern hinter den Absperrungen. Keine Frage: Es herrschte Seifenkisten-Rennfieber!

Zum mittlerweile dritten Mal fand das Gaudi-Rennen mit den selbst gebauten Gefährten statt und diesmal waren auch echte Profis dabei. Deren Flitzer waren besonders auf Aerodynamik ausgelegt, kamen in spitz zulaufenden Formen daher und erinnerten an alte Rennwagen. 
Nicht weniger Spaß hatte allerdings, wer in einer weniger ausgetüftelten Seifenkiste die Straße runterbrauste und den Nervenkitzel auskostete. Für viele war es überhaupt die erste richtige Fahrt, entsprechend stieg die Anspannung vor dem Start. Nach rund 29 Sekunden waren die Schnellsten im Ziel, die Langsamsten brauchten etwa 37 Sekunden.
„Für mich ist das Rennen eigentlich nur das i-Tüpfelchen“, sagte Streetworker Philipp Gempe von der Jugendförderung. Seit März hatte er an 17 Seifenkisten mitgebaut und ganz nebenbei Kontakte geknüpft. Geschraubt und gesägt wurde mit Stammgästen des Jugendzentrums, minderjährigen Flüchtlingen, Mitgliedern des Jugendrats und Schülern der Bertha-von-Suttner-Schule. „Das ist das eigentlich Wertvolle für mich als Streetworker“, sagte Gempe, der die Veranstaltung vor zwei Jahren ins Leben gerufen hatte.
Diesmal waren 60 Starter in 35 Seifenkisten dabei. Doppelt so viele, wie noch im letzten Jahr. Gempe hatte den Eindruck, als breite sich das Rennfieber weiter aus. Immer mehr Eltern und Kinder aus Mörfelden-Walldorf hätten sich für das Seifenkistenfahren begeistert und fingen an, ihre eigenen Modelle zu bauen.
Dass zwischen einem Profiwagen und einem fertigen Bausatz beim Rennen einige Sekunden liegen, spielte keine Rolle. Denn gestartet wurde in sieben verschiedenen Klassen. Erstmals gab es zum Auftakt der Veranstaltung ein Bobby-Car-Rennen, bei dem Kinder zwischen vier und acht Jahren die Bahnhofstraße auf ihren kleinen Autos runterrollten. „Ich bin total zufrieden. Überall strahlende Kinderaugen“, lautete Gempes Fazit. Begeisterung auch im Fahrerlager. Marco Fleischer, der im Jugendrat mitmacht und zusammen mit dem Streetworker seine Kiste gebaut hat, fuhr einen Bugatti-Nachbau.
Hans Gruber hatte den Wagen extra aus dem Schwarzwald mitgebracht und sich einen Fahrer gesucht. Der elfjährige Marco musste nicht lange überlegen und stieg ein. Allein 60 Stunden hatte Gruber an der Lenkung gearbeitet, von der Marco Fleischer nach seiner Fahrt auch gleich schwärmte. Vorgestellt wurden die mitunter ausgefallenen und extravaganten Kisten samt Fahrern von Norman Krieg. Der Organisator des Stadtradelns moderierte das Rennen, die Event-AG des Jugend- und Kulturzentrums kümmerte sich um die Technik. Damit niemand etwas verpasste, standen entlang der gesamten Strecke Boxen. Für Bratwürstchen und kühle Getränke sorgte der Kulturbahnhof. Auch Freunde und Familie von Gempe waren eingespannt. 
Erstmals beteiligt war der Seifenkistenverband Baden-Württemberg, der die Veranstaltung in seinen offiziellen Rennkalender aufnahm sowie Startrampe und Zeitmessung stellte. „Im Profibereich liegen zwischen den besten zehn nur ein paar hundertstel Sekunden“, erzählte der Verbandsvorsitzende Robert Brandelik. In der Bahnhofstraße ging es weniger eng zu, was den vielen Zuschauern aber nicht so wichtig war. Sie erlebten einen aufregenden Renntag mit Polizeiwagen, Oldtimern, windschnittigen Rennflitzern und jeder Menge Spaß. 
Am Ende wurden die Sieger der sieben Rennklassen gekürt. Alexander Adam gewann in der Deutschen Seifenkisten-Derby (DSKD) Seniorklasse, in der DSKD-Juniorklasse lag Nils-Ramon Richter vorn, in der DSKD-Open-Klasse Thorben Ohla. Von den DSKD Elite XL-Fahrern stand Lucas Krebs oben auf dem Treppchen. Anna-Katharina Steidle war in der Fun-Klasse Junior die schnellste und Mohamud Ahmed-Adam in der Teeny-Klasse. Bei den Fun-Startern über 18 Jahren siegte Andreas Bloch. (seb)

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