Die Bürger haben jetzt das Wort

Am Sonntag wird über einen zentralen Feuerwehrstandort abgestimmt

HIER WÜRDE SIE STEHEN, die neue zentrale Feuerwache. Noch fällt der Blick über freies Feld auf die Kreuzung der B44 (von links kommend) mit der Wageninger Straße. Ob das von Magistrat und Rathauskoalition gewünschte Projekt tatsächlich realisiert wird, darüber entscheiden am Sonntag die Bürger. (Foto: Keim)

Mörfelden-Walldorf (seb). Die Auseinandersetzung um die Zukunft der Feuerwehrgerätehäuser hat sich im Laufe des Jahres zu einem hoch brisanten Thema entwickelt. Gespalten sind längst nicht nur Stadtparlament und Bevölkerung. Auch innerhalb der Feuerwehr trifft man auf unterschiedliche Lager. Nun steht eine Entscheidung an: Am kommenden Sonntag, dem 16. Dezember, sind alle Wahlberechtigten zur Stimmabgabe beim Bürgerentscheid aufgerufen.

 

Um den Parlamentsbeschluss für eine zentrale Wache zu kippen, muss sich nicht nur eine Mehrheit für die Beibehaltung von zwei Standorten aussprechen. Es sind darüber hinaus mindestens 25 Prozent der Stimmen aller Wahlberechtigte erforderlich. Nach aktuellem Stand sind das rund 6500.
In Mörfelden kann man sein Kreuz in der Kita VI in der Parkstraße sowie in der Kita VII im Kollwitzweg machen. In Walldorf sind die Wahllokale in der Kita VIII in der Jean-Calvin-Straße und dem Stadtwerkehaus in der Farmstraße eingerichtet. Die Wahllokale haben von 8 bis 18 Uhr geöffnet.
Die Zahl der Wahllokale wurde im Vorfeld als zu niedrig kritisiert und auf deutlich mehr Wahllokale bei Kommunal- und Landtagswahlen verwiesen.
Der Streit um den Feuerwehrstandort hat in den Einsatzabteilungen für viel Unruhe und Verdruss gesorgt. So wird die Politik auch nicht müde, zur Zurückhaltung aufzurufen. Man dürfe sich nicht überwerfen und müsse sich nach dem Bürgerentscheid noch in die Augen schauen können, heißt es immer wieder. Bleibt zu hoffen, dass dies alle Lager beherzigen. Andernfalls könnten die Einsatzabteilungen geschwächt und zerstritten aus der Auseinandersetzung hervorgehen. 
Dabei hatten Politik und Feuerwehr eigentlich Zeit, das Thema anzupacken und eine Lösung auf breiter Basis zu finden. Dass die Gerätehäuser saniert und umgebaut werden müssen, ist seit Jahren bekannt.
Die Frage nach einer Sanierung oder einem Neubau hat eine lange Geschichte. Noch im Dezember 2017 hatte sich eine Mehrheit der Brandschutzkommission für zwei Wachen ausgesprochen. Anfang 2018 waren es dann die Freien Wähler, die das Thema auf die Tagesordnung setzten, sich für einen zentralen Standort stark machten und bis zur Sommerpause eine Entscheidung ankündigten.
Im Juni landete das Thema tatsächlich im Parlament, wo die Koalition aus SPD, Freien Wählern und FDP die Magistratsvorlage zum Bau einer neuen Wache an der Wageninger Straße verabschiedete.
Längst hatte sich da Protest aus den Reihen der Feuerwehr formiert. Rund 60 Einsatzkräfte reichten nach dem Beschluss einen Urlaubsantrag ein. In den nächsten Wochen heulten die Sirenen. Bei großen Einsätzen wurden Wehren aus Nachbarkommunen mitalarmiert. Die Fronten waren verhärtet, in Walldorf kam es zu Mobbing innerhalb der Feuerwehr. 
Kurz darauf lief die Unterschriftensammlung für das Bürgerbegehren an. Statt der geforderten 2200 kamen schnell 4371 Unterstützer zusammen. Im September gründete sich die Bürgerinitiative „MöWa für zwei“, die von der gesamten Opposition im Stadtparlament unterstützt wird.
Zwei Monate darauf meldete sich erstmals eine Interessengemeinschaft von Feuerwehrleuten zu Wort, die der BI nicht das Feld überlassen möchte und für eine zentrale Wache eintritt. Dabei decken sich Argumente von Magistrat, Koalition und Interessengemeinschaft.
So verweisen die Befürworter einer zentralen Lösung auf den demografischen Wandel und einen Rückgang beim Ehrenamt. Dies mache eine Bündelung der Kräfte zwischen den Stadtteilen nötig. Hier gebe es genügend Platz für ein moderne Wache und Raum für Erweiterungen. So ließe sich für die nächsten Jahrzehnte planen.
Für den Fall, dass hauptamtliche Unterstützung notwendig werde, sei ein Standort besser. Personal müsse so nur einmal vorgehalten werden. Auf dem neuen Areal will der Magistrat außerdem Bauhof sowie DRK-Walldorf unterbringen und Synergien erzielen. Die bisherigen Standorte sollen für eine Wohnbebauung genutzt werden. 
Aufseiten der Bürgerinitiative befürchtet man eine massive Verschlechterung der Sicherheit. Bedingt durch die Lage verlängerten sich Anfahrtszeiten, und es bestehe die Gefahr, im Berufsverkehr stecken zu bleiben, argumentiert sie. Auch könnten deutlich weniger Einsatzkräfte schnell genug an der Wageninger Straße sein, als an den aktuellen Wachen. Gleichzeitig brauche man länger, um zurück in die Stadtteile zu gelangen.
All das untergräbt laut Bürgerinitiative den ehrenamtlichen Brandschutz und macht hauptamtliche Unterstützung notwendig. Diese führe zu höheren Kosten einer zentralen Lösung, da abzusehen sei, dass Personal eingestellt werden müsse.

 

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