Den Blues eingefangen

Martin Feldmann zeigt Porträts bekannter Musiker

BLUES-AUSSTELLUNG – In den 1980er Jahren reiste Martin Feldmann mehrfach in die USA. Seine dort entstandenen Aufnahmen zeigt er seit Sonntag im Kulturbahnhof. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Auf Martin Feldmanns USA-Reisen entstanden tausende Blues-Fotografien. Die besten davon wurden in Musikmagazinen und Zeitungen abgedruckt. Noch nie stellte der freie Autor aber eine eigene Ausstellung zusammen. Im Kulturbahnhof zeigte er nun mit „Further on up the Road“ Aufnahmen aus verrufenen Stadtvierteln, kleinen Clubs und Kneipen. Entstanden sind sie während der 1980er Jahre in Clarksdale und Chicago, aber auch im Frankfurter Sinkkasten und beim WDR-Rockpalast in der Dortmunder Westfalenhalle.

Eine Serie von vier Bildern zeigt den Barbershop von Wade Walton. Wer sich hier seinen Bart schneiden ließ, musste häufig warten. Hatte der Besitzer gerade den Blues, griff er zur Mundharmonika. Andere Aufnahmen zeigen Auftritte von Albert King, Otis Rush, Buddy Guy und Junior Wells.
Der Andrang zur Ausstellungseröffnung war groß. Nicht nur alle Tische waren belegt, auch die Stehplätze wurden knapp. Rund 100 Besucher, darunter zahlreiche eingefleischte Blueshörer von Frankfurt bis Köln, kamen in das alte Bahnhofsgebäude. Was es bis Ende März zu sehen gibt stellte Feldmann selbst vor, bevor Klaus Kilian und Bodo Kolbe zum Blues-Konzert samt kleiner Geschichtsstunde einluden.
Dabei war es so eng, dass man Schwierigkeiten hatte, bis zur Ausstellung durchzukommen. Konnte man einen Blick auf die schwarz-weißen Bilder werfen, sah man intensive Konzertaufnahmen, deren Alter nicht zu verleugnen ist. Die Fotografien atmen den Zeitgeist der 1980er Jahre, und liegen damit genau im Trend. Retro- und Vintage-Stil ist wieder angesagt, was überhaupt erst dafür sorgte, dass Feldmann sein Archiv durchstöberte.
Zwei Schulfreunde, die eine Agentur für Print- und Webdesign leiten, fragten Feldmann, ob er seine Aufnahmen für einen Wandkalender mit alten Blues-Fotos bereitstelle. Mittlerweile sind zwei Kalender erschienen, die auch in den USA und England Beachtung fanden. Wenn die Schulfreunde nicht angefragt hätten, wären die Bilder für immer in der Versenkung verschwunden, erzählte Feldmann.
Insgesamt unternahm er vier Reisen in die USA. Die ersten Aufnahmen knipste er noch mit einer Agfa-Rapid-Kamera, die er zur Kommunion geschenkt bekam. Später wurde die Ausrüstung professioneller und die Fotos wanderten in Magazine wie das deutsche „Jazz Podium“ und „Blues Life“ in Österreich. Auch die Frankfurter Rundschau, für die Feldmann 35 Jahre als Redakteur arbeitete, druckte seine Reportagen.
Geweckt wurde Feldmanns Begeisterung für den Blues durch die Radiosendung des Südwestfunks „Bluestime“. Einmal in der Woche wurde nach 23 Uhr Blues gespielt, den Feldmann auf Band mitschnitt und bald darauf seine ersten Platten in der USA bestellte. „Obwohl ich lange nicht mehr die USA besuchte – stattdessen war ich in den letzten 20 Jahren viel in Australien, Neuseeland und Ozeanien unterwegs – begeistert mich diese Musik immer noch. Und ich sammle auch weiterhin Platten, was man in meiner Wohnung sehen kann“, erzählte Feldmann. (seb)

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