Betäubung mit dem Blasrohr

Bei ihrem Abtransport zog Tigerin Cara nochmals großes Medieninteresse auf sich

VOR DEM TRANSPORT musste Cara betäubt werden. Tierärzte nutzten die Gelegenheit, um die Tigerin eingehend zu untersuchen. (Foto: Sonnabend)

Rüsselsheim. Cara, die Tigerdame aus dem Marianne-Friebe-Tierheim in Rüsselsheim, wurde am Samstag in ihr neues Zuhause nach Maßweiler in der Nähe von Pirmasens in der Pfalz umgesiedelt.

Der von der Hamburger Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ koordinierte Umzug fand großes Medieninteresse. Etliche Journalisten und mehrere Filmteams hatten sich im Tierheim eingefunden. Allerdings mussten sie sich zunächst in Geduld üben, weil Fahrer Roy Smith mit seinem Spezial-Lkw im Stau auf der Autobahn feststeckte. Er war aus Wien angereist und traf mit rund dreistündiger Verspätung im Tierheim ein.
Bis zum Eintreffen des Transporters vertrieb man sich die Zeit mit Gesprächen. Helfer des Tierheims hatten Tische und Bänke aufgestellt, und es wurden Getränke und Kuchen angeboten. Caras Faszination könne man sich kaum entziehen schwärmte Harald Konrad, der zusammen mit Sohn Martin die Raubkatze im Tierheim betreute. Als er abwechselnd die Hand oder den Kopf an das Käfiggitter hielt, schob sich Cara mit ihrem Kopf von innen an der Stelle entlang, schmuste und schnurrte. Cara sei sehr zutraulich und habe gerne Besuch, so Konrad.
Für den Transport musste Cara betäubt werden. Diese Gelegenheit wollten die Tierärzte des Leibniz-Instituts Berlin, das mit „Vier Pfoten“ zusammenarbeitet, nutzen, um die Raubkatze von Kopf bis Fuß zu untersuchen. Vor dem Gehege wurden die dafür notwendigen Gerätschaften aufgebaut und die entsprechenden Vorbereitungen getroffen.
 Tierärztin Johanna Painer erklärte die Vorgehensweise bei der Betäubung. Mit dem Blasrohr schießen und treffen könne eigentlich jeder, das könne man mit etwas Übung lernen. Die schwierigere Aufgabe sei, die richtige Dosis für das Medikament zusammenzustellen, weil sie das Gewicht schätzen musste. Wer den Tiger anschließend anfassen wolle, müsse auf jeden Fall Handschuhe tragen, weil das Medikament über die Haut wirke und es beim direkten Kontakt auch Auswirkungen auf den Menschen haben könne, informierte Painer.
 Die Betäubung wurde im Haus vorgenommen. Weil es dort für alle zu eng war und Cara nun doch etwas nervös reagierte, mussten die Journalisten draußen warten. Es dauerte etwas, bis die etwa 120 Kilo schwere Tigerdame auf einer Trage nach draußen ins Gehege geschleppt werden konnte. Cara war sicher etwas aufgeregt, erklärte Painer, was erkläre, weshalb es etwas dauerte, bis die Narkose wirkte, und weshalb ihre Körpertemperatur angestiegen war. Mit Kühlpacks und nassen Tüchern wurde die Temperatur der Großkatze gesenkt. Caras Augen wurden mit einem Tuch bedeckt, weil sie unter Narkose offen sind und sonst zu viel Licht daran käme.
Neben einer allgemeinen Kontrolle untersuchten die Ärzte unter anderem Caras Bauch mittels Ultraschall und röntgen die Gelenke. „Sie ist in einem guten Gesamtzustand“, erklärte Painer nach der rund 45-minütigen Untersuchung. Ein paar Kleinigkeiten habe man gefunden, dies könne man aber mit einer Ernährungsumstellung in den Griff bekommen, so die Tierärztin.
Schließlich wurde Cara in die Transportbox getragen, wo ihr Painer die Spritze mit dem Gegenmittel verabreichte. Erleichtert atmete Claudia Vietmeier-Kemmler, die Leiterin des Tierheimes auf, als die Tigerin recht schnell wieder zu sich kam und alles gut überstanden hatte. (ine)

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