„Bertha“-Schüler beteiligen sich an Wettbewerb der Adenauer-Stiftung

Jugendliche arbeiten Thema Antisemitismus für Instagram auf

Sie fahren nach Berlin: Der Geschichtsgrundkurs (Jahrgang 13) der Bertha-von-Suttner-Schule ist für seine erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb „denkt@g“ zur Preisverleihung eingeladen worden. (Foto: Knodt)

Mörfelden-Walldorf (kno). Ein halbes Jahr lang haben sie an dem Projekt gearbeitet und sich mit den Themen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit befasst – nun sind die Schüler des Geschichtsgrundkurses von Faiza Bouhmara an der Bertha-von-Suttner-Schule mit ihrem Instagram-Account „bi.agaynst.nazis“ in den engeren Kreis des Wettbewerbs „denkt@g“ der Konrad-Adenauer-Stiftung gekommen. 

Unter 15 nominierten Gruppen von Schülern und Jugendlichen deutschlandweit hatte sich der Kurs aus dem Jahrgang 13 durchsetzen können. Zur Belohnung für ihren Einsatz dürfen die Schülerinnen und Schüler am Freitag, 27. Januar, zur Preisverleihung nach Berlin fahren. Dieser Tag gilt seit 1996 als Holocaust-Gedenktag sowie offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, denn es ist der Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz. Die Initiative war vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog ausgegangen. 

Schüler waren selbst für Recherche zuständig

Seit 2001 nimmt die Konrad-Adenauer-Stiftung den Holocaust-Gedenktag alle zwei Jahre zum Anlass, einen bundesweiten Internetwettbewerb für junge Menschen auszurichten, der sich mit Erinnerung und Gedenken, aber auch der Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Rechtsextremismus befasst.
Für die Bertha-Schüler, die in diesem Sommer ihr Abitur machen werden, hatte die Arbeit zu dem Thema Antisemitismus bereits vor einem halben Jahr begonnen: Gemäß Lehrplan beschäftigen sich Abiturienten in Hessen im ersten Halbjahr der 13. Klasse im Fach Geschichte überwiegend mit dem Holocaust und den Schrecken des Dritten Reichs. Im Kurs von Faiza Bouhmara sah der Unterricht jedoch etwas anders aus als gewöhnlich: Statt Frontalunterricht und Lesen von Texten war freie Projektarbeit angesagt, die Schüler waren selbst für ihre Recherche zuständig. „Dieses selbstgesteuerte Lernen ist fester Bestandteil des Unterrichts an der Bertha. Unsere Schulleitung ermutigt und bestärkt uns bei der Verwendung innovativer, projektorientierter Lehrmethoden“, erläutert Bouhmara.
„Wir konnten so mehr von unseren eigenen Ideen einbringen“, sagt der 18-jährige Giorgio Petriglieri. Er hatte für das Projekt eine befreundete Jüdin über ihre Erfahrungen mit Antisemitismus befragt. Ein Video des Interviews ist auf der Instagram-Seite zu finden und soll Jugendlichen veranschaulichen, dass auch heute noch jüdische Menschen in ihrem Alter unmittelbar Judenhass in Deutschland erleben. „Das Interview hat mir gezeigt, dass jüdisches Leben in Deutschland noch nicht das ist, was es sein sollte“, fügt Petriglieri hinzu. In einer Videofolge auf Instagram mit dem Titel „Gemeinsam“ halten die Schüler unterschiedliche Botschaften auf Plakaten in die Kamera, die vor dem Vergessen und einem Wiederholen der Vergangenheit warnen sollen. „Wir sind nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dafür, dass es sich nicht wiederholt“, heißt es zum Beispiel auf Bilal Muhumeds Plakat.

„Aufklärung ist unsere stärkste Waffe gegen den Antisemitismus“

Die Schüler hatten sich als Ziel gesetzt, mit ihrem Instagram-Account über Antisemitismus aufzuklären. Jeder hatte dafür ein spezielles Thema gewählt, über das er oder sie eine Power-Point-Präsentation halten sollte. Anschließend trugen sie die Informationen aus den entstandenen Präsentationen dann zusammen. Sie vereinfachten und visualisierten die Inhalte und passten diese so den Anforderungen der sozialen Medien an. „Auch ein einheitliches Design war uns wichtig. Es lässt die Seite professioneller aussehen und spiegelt den tatsächlichen Aufwand, der hinter dem ganzen Projekt steckt, wider“, erläutert Daniel Dürr, der gemeinsam mit einem seiner Mitschüler das Zusammentragen und Designen der Posts übernommen hatte. „Das Zusammentragen hat mehrere Wochen gedauert. Es war richtig zeitintensiv“, betont er. Der Wettbewerb der Konrad-Adenauer Stiftung fand in diesem Jahr ausschließlich auf dem Social-Media-Kanal Instagram statt. Der Themenschwerpunkt wird jedes Mal neu festgelegt: Aktuell ging es um den Vergleich im Laufe der Zeit: Antisemitismus früher und heute.
„Das Projektergebnis ist hervorragend“, lobt Lehrerin Bouhmara ihren Kurs. Der Account zeichne sich besonders durch die Aufarbeitung und Erklärung der Vergangenheit und der aktuellen Lage aus. Auf 21 Posts erläutern die Schüler Hintergründe und Geschichte des Antisemitismus im Dritten Reich, klären auf über die Art und Weise, wie das nationalsozialistische Regime den Judenhass schürte, und erinnern an antisemitische oder fremdenfeindliche Anschläge gestern und heute. „Aufklärung ist unsere stärkste Waffe gegen den Antisemitismus“, stellt Bouhmara fest. Die Arbeit an dem Projekt habe den Schüler die Möglichkeit gegeben, sich intensiver damit auseinanderzusetzen. Die Frage, ob die Unterrichtsmethode funktioniere, beantwortete Daniel Dürr klar: „Definitiv. So viel hätte ich sonst niemals über Antisemitismus gelernt.“

Infos im Internet
Wer einen Instagram-Account besitzt, findet den Beitrag der Bertha-Schüler auf: @bi.agaynst.nazis

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