Beliebtes Gasthaus mit Tradition

Der Grüne Haag blickt auf eine hundertjährige Geschichte zurück

DER GRÜNE HAAG ist seit Generationen fest in der Hand der Familie Kemmler. Über das einhundertjährige Bestehen des Traditionsgasthauses freuen sich (von links) Thomas, Anke und Klaus Kemmler. (Fotos: A. Keim)

Mörfelden-Walldorf. Das Traditionsgasthaus „Zum Grünen Haag“ feiert in diesen Tagen sein einhundertjähriges Bestehen. Anke Kemmler, die gemeinsam mit ihrem Vater Klaus und Bruder Thomas das Familienunternehmen in der vierten Generation führt, berichtet, wie alles begann:

Ihr Urgroßvater Johann Hermann Kemmler ging im Frühjahr 1910 in der Flur „Am Haag“ auf einen Besichtigungsgang am Heuweg, der nach Rüsselsheim führte. An diesem Tag begegnete er einem Jagdherrn aus Frankfurt, der einen Reitausflug zum nahen Mönchbruch machte. Die Männer kamen ins Gespräch und der Jagdherr bedauerte, dass es in der Nähe kein Gasthaus gab. So auf eine Idee gebracht, reifte bei Johann Hermann Kemmler der Plan, ein Gasthaus an dieser Stelle zu errichten. Er selbst stammte aus dem Gasthaus „Zum Taunus“ und genau dort wurde das Thema auch zum ersten Mal zur Sprache gebracht. Ein guter Freund, Architekt von Beruf, unterstützte Urgroßvater Kemmler bei der Planung.
Wie Anke Kemmler weiter erzählt, wurde ihr Urgroßvater zunächst von vielen Mörfeldern belächelt. Sie dachten, dass ein so abgelegenes Gasthaus keinen Erfolg bringen würde. Doch allen Zweiflern zum Trotz, konnte das Haus am 2. April 1912 Eröffnung feiern. Der Flurbezeichnung entsprechend taufte Johann Hermann Kemmler sein Gasthaus „Zum Grünen Haag“.
Die Versorgung mit elektrischem Strom konnte erst 1927 installiert werden, bis dahin wurde die Gaststätte mit einer hauseigenen Karbidgasanlage versorgt. Der „Grüne Haag“ entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugslokal und im Garten, der einen großen Biergarten beherbergte, fanden regelmäßig Tanzveranstaltungen statt.
Während des Zweiten Weltkrieges ruhte der Betrieb. Hermann Kemmler, der Großvater von Anke Kemmler, musste ebenso wie seine Brüder Erich und Walter in den Krieg ziehen. Nach Kriegsende diente der „Grüne Haag“ der amerikanischen Armee als Küchenlager.
Hermann Kemmler kehrte als einziger Überlebender der Brüder aus dem Krieg und aus der Gefangenschaft in Sibirien zurück, eröffnete das Lokal 1949 wieder. Im Jahr darauf heiratete er Luise Geiß (geborene Scherer), die ihren ersten Ehemann Philipp Geiß im Krieg verloren hatte. Gemeinsam führte das Paar fortan den „Grünen Haag“.
Klaus Kemmler, Vater von Anke Kemmler, übernahm 1975 die Gaststätte und erweiterte diese zu einem kleinen Hotel mit angegliederter Tankstelle.
Bis Anfang der neunziger Jahre war der „Grüne Haag“ ein beliebtes Speiselokal, in dem Anke Kemmlers Mutter Ingrid (geborene Schmidt) gemeinsam mit Großmutter Luise kochte. Aufgrund einer schweren Erkrankung von Ingrid Kemmler entschied sich die Familie, den Gaststättenbetrieb zu schließen und den „Grünen Haag“ nur noch als „Hotel Garni“ zu führen.
Hermann Kemmler, der ursprünglich den Bäckerberuf erlernt hatte, aber im Krieg eine Leidenschaft für Autos und Tankstellen entwickelte, kümmerte sich bis kurz vor seinem Tod im Jahre 1997, um die Tankstelle.
Bald nach dem Tod von Ingrid Kemmler im Januar 2001 beendete Thomas Kemmler erfolgreich seine Ausbildung zum Hotelfachmann im „Kempinski“ in Gravenbruch und wechselte in das elterliche Hotel. Im gleichen Jahr eröffnete der „Grüne Haag“ das Appartementhaus für Kurz- und Langzeitgäste.
Anke Kemmler selbst stieg 2004 in den elterlichen Betrieb ein, nachdem sie ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Erfolg abgeschlossen hatte. Seniorchefin, Oma und Herz des „Grünen Haag“ Luise Kemmler starb im Mai 2006. In ihrem Andenken führe die Familie das Unternehmen gerne weiter, wie Anke Kemmler betont.
In den letzten Jahren hat die Familie sämtliche Zimmer modern eingerichtet und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Auch energetisch ist das komplette Hotel auf dem aktuellen Stand. Nicht umsonst wurde der „Grüne Haag“ vom Bund für Umwelt- und Naturschutz im Kreis Groß-Gerau mit der „Umwelteule 2010“ für erfolgreiches Energiemanagement im Betrieb ausgezeichnet. Zudem wurde der Haupteingang neu gestaltet und das Haus bekam eine moderne Außenansicht. Heute bietet das Appartementhotel „Zum Grünen Haag“ seinen Gästen in zwei Häusern komfortables und modernes Wohnen und Schlafen auf Zeit an. (ake)

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