Der Bedarf ist groß

Freude in der Speisekammer über Aktion des Lions Club

WEIHNACHTSAKTION in der Speisekammer: Rüdiger Schumacher, Frederic Krahn, Christine Christ, Linda Kauschat und „Weihnachtsfrau“ Ursula Bleckwenn-Oldenburg (von links) bei der Ausgabe der Geschenktüten. (Foto: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf (ula). Bescherung in der Speisekammer: In der Hofreite Langgasse 44 drängen sich am Dienstagmorgen rund 50 Menschen, die Augen erwartungsvoll auf die Pforte zum Nebengebäude gerichtet. Hier hat der Lions Club Mörfelden-Walldorf seine prall gepackten Weihnachtstüten angerichtet, um Menschen, die auf der wirtschaftlichen Schattenseite des Lebens stehen, mit besonderen Lebensmitteln zu beschenken.

Schokoladennikoläuse, Kaffee, Tee, feine Gewürze und vieles mehr steckt auch diesmal in den Tüten. Wie groß der Bedarf ist, dokumentieren aktuelle Zahlen. „190 Haushalte in Mörfelden-Walldorf haben derzeit einen Nutzerausweis für die Speisekammer“, so Anke Creachcadec vom Träger der Einrichtung, dem Sozialpsychiatrischen Verein (SPV) Kreis Groß-Gerau.
Vierzehntägig dürfen Klienten sich Lebensmittel oder gut erhaltene Kleidung, Bettwäsche, Kinderspielzeug und mehr abholen. „Jeder kann in diese Situation kommen“, Christine Christ, eine der zahlreichen Wartenden ist in eine wirtschaftliche Schieflage gerutscht, als ihr Ehemann starb. „Ich habe schon den zweiten Mann begraben“, erzählt die Mörfelderin. Als wäre dies nicht Tragik genug, reichten plötzlich die Einnahmen kaum noch zum Leben. Dankbar schaut sie in die Geschenktüte, „toll, eine Gewürzmühle, die war bestimmt nicht billig.“ 
Einen Kalender des Lions Clubs gibt es obendrauf. „Diesmal war es ein Kraftakt, den Kalender aufzulegen“, so Rüdiger Schumacher, Vorsitzender des Lions Fördervereins.
Durch die Hilfsbereitschaft lokaler Unternehmen gelang es doch noch, den beliebten Kalender herauszubringen, hinter dessen Türchen sich attraktive Gewinne verbergen können. „Ohne unsere Kalenderaktion könnten wir das hier nicht machen“, weist Rüdiger Schumacher auf die umstehenden Menschen. 
„Mich hat berührt, wie viele Leute hierherkommen und diese Hilfe benötigen“, erklärt Linda Kauschat. Die Schülerin der Bertha-von-Suttner-Schule packt mit an, hat auch schon Interviews geführt und wird in einem Schulreferat ihre Eindrücke zusammenfassen.
Weil das Schicksal armer Familien viele nicht kalt lässt, engagieren sich Menschen in Mörfelden-Walldorf. Wie die Lions, die zwei Mal jährlich, zur Oster- und Weihnachtszeit helfen und diesmal rund 150 Tüten ausgeben. Oder die 32 ehrenamtlichen Helfer der Speisekammer. Und: Geschäfte, die spenden. Aus zehn Supermärkten, sechs Bäckereien und einem Gemüseladen werden wöchentlich Lebensmittelspenden zusammengetragen.
Christine Christ weiß diese soziale Geste zu schätzen: „Ich bin heute zum letzten Mal als Klientin da, denn ab Januar bekomme ich meine Rente“, sagt sie glücklich. Wiederkommen will sie trotzdem, dann als ehrenamtliche Helferin.

 

 

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