Die Band extra einfliegen lassen

Griechische Gemeinde feierte ihr 30-jähriges Bestehen mit einem munteren Fest

MIT TRADITIONELLEN TÄNZEN feierte die Griechische Gemeinde ihren 30. Geburtstag. In der Stadthalle gehörte auch ein Auftritt der eigenen Tanzgruppe zum Programm. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Im Feinkostladen von Vassilios Orfanos wurde 1988 der Grundstein für die Griechische Gemeinde Mörfelden-Walldorf gelegt. Gemeinsam wollte man Werte und Traditionen hochhalten und einen Anlaufpunkt für die damals rund 600 Griechen in der Stadt schaffen. Ihren 30. Geburtstag feierte die Gemeinde nun am Samstagabend mit einem großen Fest in der Stadthalle.

Ouzo, Souvlaki vom Grill, Tanzvorführungen und Livemusik versetzten die Besucher direkt nach Griechenland. Die Band ließ man extra aus der alten Heimat einfliegen. Denn spielen auf griechischen Feiern oft die gleichen Musiker, wollte man diesmal etwas Besonderes bieten, erzählte Vorsitzender Walandos Fingas. 
Die Band setzte zu einer musikalischen Reise durch ganz Griechenland an und hatte Stücke aus allen Regionen im Programm. Während die ersten Griechen aus den nordöstlichen Landesteilen nach Mörfelden-Walldorf kamen, sind hier mittlerweile längst Menschen aus ganz Griechenland zu Hause, sagte Fingas.
Die ersten Griechen waren auf der Suche nach Arbeit in Deutschland gelandet. Zuerst richteten sich die Männer ein, dann kamen die Ehefrauen und als letztes holte man die Kinder nach. 
„Mein Vater wollte eigentlich nach Venedig, irgendwie ist er aber hier gelandet“, meinte der Vorsitzende lachend. In Deutschland geboren und aufgewachsen, ist das Auswandern nach Griechenland für Walandos Fingas kein Thema. Mit Freunden und Familie ist er hier zu Hause. So geht es vielen der aktuell rund 300 Gemeindemitglieder. 
Während es viele der ersten Einwanderergeneration zurück in ihre Heimat zog, sind die Jüngeren fest in Mörfelden-Walldorf verwurzelt. Und was man von Freunden und Familie aus Griechenland hört, macht wohl wenig Lust aufs Auswandern. „Viele leben am Existenzminimum oder sogar darunter“, sagte Fingas angesichts von Wirtschaftskrise und Sparprogrammen. 
Besonders schlimm sei es in den Städten, während es der Bevölkerung auf dem Land noch besser gehe. Wer seine Lebensmittel selbst anpflanzen könne, bekomme immerhin etwas auf den Tisch. „Die schaffen das aber“, zeigt sich der Gemeindevorsitzende überzeugt. Allerdings könne man Fehler der Vergangenheit nicht in wenigen Jahren wiedergutmachen. Es brauche Zeit, bis es Griechenland wirtschaftlich wieder besser gehe.
Zum Gemeindeleben in Mörfelden-Walldorf gehören Feiern an Silvester und erst kürzlich ein Fest zum 1. Mai auf dem Mörfelder Grillplatz. Beide Veranstaltungen locken Jahr für Jahr Gäste aus der ganzen Region an und sind für alle Bürger gedacht. Intern gehören Ausflüge, eine Faschingsparty und eine Nikolausfeier zum Programm. Außerdem gibt es eine Tanzgruppe, die natürlich in der Stadthalle nicht fehlen durfte. 
Im Rahmen der Geburtstagsfeier ehrte die Gemeinde auch die drei Gründungsmitglieder Vassilios Orfanos, Dimitrios Kadoglou und Charalambos Tavlaridis sowie weitere Vorstandsmitglieder der letzten Jahrzehnte. 
In Zukunft möchte Walandos Fingas die Gemeinde noch aktiver machen und weitere Mitglieder gewinnen. Rund 660 Menschen mit griechischen Pässen leben vor Ort, längst nicht alle sind in der Gemeinde. Angedacht sind unter anderem eine eigene Fußballmannschaft und regelmäßige Treffen. Für letztere sucht man noch einen geeigneten Raum, in dem man sich ungezwungen kennenlernen und austauschen kann.
In einem kurzen Grußwort bedankte sich Bürgermeister Heinz-Peter Becker für den Einsatz der aktiven Gemeindemitglieder über die letzten 30 Jahre. Mit ihrem Engagement hätten sie einen wichtigen Beitrag zu einer vielfältigen und bunten Stadtgesellschaft geleistet. (seb)

Noch keine Bewertungen vorhanden

HerunterladenQR Code URL: https://www.freitags-anzeiger.de/29594


X