Bahn soll für alle nutzbar sein

Jusos sammeln Unterschriften für barrierefreien Bahnhof – Kein Termin für die Stadt

NUR ÜBER EINE TREPPE kommt man zum Gleis nach Frankfurt. Die Jusos haben nun eine Unterschriftensammlung für den barrierefreien Ausbau des Walldorfer Bahnhofs gestartet. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf (seb). Unter dem Motto „Bahnhof Walldorf – jetzt barrierefrei“, haben die örtlichen Jusos eine Unterschriftensammlung gestartet.

 

Mit der Aktion soll Druck auf die Deutsche Bahn gemacht werden, die laut den Jusos einen komplett barrierefreien Bahnhof in Walldorf verzögere und nicht konstruktiv mit der Stadt zusammenarbeite. Bei der ersten Unterschriftensammlung am Bahnhof unterzeichneten rund 120 Menschen die Petition.
„Die Deutsche Bahn beschneidet mobilitätseingeschränkte Menschen in ihrem Grundrecht und schränkt sie in ihrer Mobilität zusätzlich ein. Aus diesem Grund solidarisieren wir uns mit allen betroffenen Personen, damit der öffentliche Nahverkehr künftig für alle vollständig nutzbar ist“, betont Maximilian Gegenheimer.
Der Vorsitzende der Jusos Mörfelden-Walldorf erinnert daran, dass sich die Stadt schon seit 1999 dafür einsetzt, beide Bahnhöfe barrierefrei auszubauen. Im Stadtteil Mörfelden sei dies gelungen, auch wenn der Fahrstuhl häufig für längere Zeit defekt sei. Am Walldorfer Bahnhof ist der mittlere Bahnsteig zum Gleis nach Frankfurt dagegen nur über Treppen zu erreichen.
„Für mobilitätseingeschränkte Menschen bedeutet die momentane Situation bereits vor Reiseantritt Richtung Frankfurt Endstation“, so Gegenheimer. Die Stadt bemühe sich in einem zähen Diskussionsprozess um eine Lösung mit der Deutschen Bahn. Dabei präsentiere das Unternehmen allerdings lediglich nicht umsetzbare Vorschläge und verzögere die Barrierefreiheit.
Dabei verweist der Juso-Vorsitzende auf den dritten Grundgesetzartikel, in dem es heißt, niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Der entsprechende Absatz wurde vor 24 Jahren in das Grundgesetz aufgenommen, der öffentliche Nahverkehr sei aber an vielen Orten immer noch nicht für alle Menschen zugänglich gemacht, heißt es von den Jusos. Man setzt daher auf eine breite Unterstützung der Bevölkerung, damit die Deutsche Bahn möglichst schnell auf die Petition aufmerksam wird und handelt. Bei der ersten Unterschriftensammlung waren SPD-Landtagsabgeordneter Gerald Kummer, Bürgermeister Heinz-Peter Becker und SPD-Fraktionsvorsitzender Alexander Best dabei.
Auf Nachfrage des Freitags-Anzeiger machte Bürgermeister Becker wenig Hoffnungen, dass sich an der Situation schnell etwas ändern lässt. So hatte das Parlament Ende letzten Jahres 50 000 Euro für eine mögliche juristische Auseinandersetzung im Haushalt bereitgestellt. Mittlerweile habe eine Anwaltskanzlei die Angelegenheit geprüft und sei zu dem Schluss gekommen, dass es kein einklagbares Recht auf einen barrierefreien Ausbau gebe. Daher bemühe man sich mittlerweile erneut um ein Treffen mit Verantwortlichen der Bahn. Seit rund einem halben Jahr habe man aber keinen Termin mehr bekommen.
Da der Bahnhof im Besitz der Bahn ist, kann die Stadt nicht ohne deren Einverständnis aktiv werden. Die Vorstellungen, wie man zu einer Lösung kommt, gehen dabei weit auseinander. Die Bahn setzt auf einen Tunnel samt Aufzügen, während die Stadt eine lange Rampe präferiert. Auch um technische Defekte und Vandalismus an Aufzügen auszuschließen, will die Verwaltung eine Rampe realisiert sehen.
Da die Bahn aber nicht mitzieht, zeigt sich Bürgermeister Becker bereit, nun den Bau eines Tunnels in Erwägung zu ziehen. Allerdings ist er weiterhin sehr skeptisch, ob dies baulich überhaupt möglich und praktikabel ist. 
Wer die Aktion der Jusos unterstützen möchte, findet Unterschriftenlisten bei den Infoständen der SPD auf den Wochenmärkten. Auch online kann man sich über die Seite www.openpetition.de/petition/online/bahnhof-walldorf-jetzt-barrierefrei beteiligen.

 

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