Badestelle Walldorf öffnet am 1. Juli

Stadtverordnete geben einstimmig grünes Licht / Breite Kritik am vorgestellten Konzept

Im Gegensatz zu vergangenem Jahr wird die Badestelle Walldorf diesen Sommer geöffnet: Allerdings dürfen sich nur 500 Menschen gleichzeitig dort aufhalten. Der Einlass wird über sogenannte Null-Tickets geregelt. (Archivfoto: Schüler)

Mörfelden-Walldorf (ako).  Die Badestelle Walldorfer See soll ab 1. Juli und damit auch in den gesamten Sommerferien für den Badespaß öffnen. Dieser Beschluss fiel in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung im Bürgerhaus Mörfelden einstimmig. Die FDP-Fraktion sowie mehrere Stadtverordnete aus unterschiedlichen Fraktionen enthielten sich aber der Stimme, weil sie erhebliche Bedenken gegen das von Bürgermeister Thomas Winkler (Grüne) vorgestellte Konzept haben. 

Mehrere Stadtverordnete waren der Auffassung, dass zentrale Fragen noch ungeklärt seien. Doch herrscht ein parteiübergreifender Konsens, dass die Badestelle öffnen soll. Daher stimmte auch kein Stadtverordneter gegen die Hauptvorlage, welche die Öffnung der Badestelle vom 1. Juli bis 12. September vorsieht. Darüber hinaus wurden weitere Anträge gestellt. So etwa beantragten die Freien Wähler, dass die rund 200  000 Euro Mehrkosten für ein Onlineticketsystem in den Nachtragshaushalt 2021 eingestellt werden – der Beschluss hierfür fiel einstimmig. Ebenfalls einmütig wurde ein Prüfantrag der SPD beschlossen, ob eine Stelle in Walldorf eingerichtet werden kann, wo Tickets auch ohne Online-Zugang erworben werden können. Hingegen scheiterte ein SPD-Antrag, die Parkgebühren deutlich anzuheben, um hiermit einen Anreiz für eine umwelt- und klimafreundliche Anreise zu setzen. Die anderen fünf Fraktionen lehnten ab, weil sie befürchten, dass dadurch nicht weniger Badegäste mit dem Auto kommen, sondern stattdessen nahe der Badestelle illegal parken würden. Zu den SPD-Anträgen meldeten sich mehrere Redner mit Pro und Contra zu Wort, darunter Alexander Best, Werner Schmidt (beide SPD), Bernhard Kinkel (Grüne) und Karsten Groß (CDU).

Einlasskontrolle soll über Online-Ticketsystem erfolgen

Den ersten Redebeitrag in der Debatte über die Hauptvorlage hatte Bürgermeister Winkler: „Es ist wichtig, dass wir die Badestelle öffnen.“ Dies gelte gerade in Pandemiezeiten, da auch in diesem Jahr vermutlich viele Menschen keinen Sommerurlaub machen können. Laut Konzept dürfen sich nur 500 Menschen gleichzeitig an der Badestelle aufhalten. Dies trage laut Winkler auch dazu bei, Verkehrsprobleme und Staus zu vermeiden, zumal niemand ein Ticket vor Ort erwerben kann. Dies soll über ein Online-Ticketsystem erfolgen, der Einlass erfolgt dann über eine Zugangskontrolle an der Badestelle. Ein Erwerb ohne Online-Zugang ist nur im Merfeller Shop in Mörfelden möglich. Eine Besonderheit ist, dass die Besucher sogenannte Null-Tickets buchen, die nichts kosten. Sie dienen der Einlasskontrolle. Wenn ein Gast die Badestelle verlässt, wird dieser mit seinem Onlineticket ausgebucht. „Das freie Ticketkontingent erhöht sich dann wieder um eine Person und kann neu vergeben werden“, so Winkler. Zeitfenster, wie sie beim Online-Ticketsystem im Waldschwimmbad praktiziert werden, sind nicht vorgesehen. 
In der kontroversen Debatte erhielt Winkler sowohl viel Zuspruch als auch Kritik. Ioannis Karathanasis, Mahwish Shahad-Niazi (beide Grüne), Jan Körner (CDU) und Gerd Schulmeyer (DKP/Linke Liste) lobten Winkler und die Stadtverwaltung dafür, dass ein Weg gefunden worden sei, die Badestelle anders als 2020 in Pandemiezeiten zu öffnen. Dies sei gerade für viele Familien sehr wichtig.

FDP und FW sehen Nachholbedarf beim Hygiene-, Sicherheits- und Verkehrskonzept

Kritik kam dagegen von Daniel Brandenburg, Carsten Röcken (beide FDP) sowie von Burkhard Ziegler und Stephan Middelberg (beide Freie Wähler). Sie vermissen insbesondere ein Hygienekonzept. Auch seien das Verkehrs- und Sicherheitskonzept nicht fertig durchdacht. Bürger- und Ordnungsdezernent Bernd Körner (CDU) sagte diesbezüglich zu, kritische Anregungen zu prüfen und gegebenenfalls aufzunehmen. Ziegler sagte zudem: „Es gab gute Gründe, warum die Badestelle 2020 geschlossen geblieben ist.“ Die damals offenen Fragen sieht der ehemalige Erste Stadtrat auch heute noch als unbeantwortet an. Alle Redner betonten, eine Öffnung der Badestelle grundsätzlich zu befürworten. Brandenburg, Röcken, Ziegler und Middelberg jedoch forderten hinsichtlich des Hygiene-, Sicherheits- und Verkehrskonzepts dringend Nacharbeiten an. Winkler konterte, die Verwaltung habe sich gut vorbereitet.
Ein besonders spannender Moment der Debatte war der Beitrag Holger Höfleins (CDU), der kritische Fragen zu dem Konzept stellte. Dies gewann dadurch an Gewicht, da Höflein einer Regierungsfraktion angehört. So wollte er wissen, ob für das riesige Areal genügend Sicherheitspersonal zur Verfügung steht, um die Einhaltung der Corona-Regeln zu gewährleisten. Zudem erkundigte er sich, welche Vorkehrungen getroffen wurden, dass sich niemand einen bösen Scherz erlaubt und 500 Tickets pro Tag bucht – diese kosteten schließlich nichts. Zudem fragte er, warum keine Zeitfenster wie im Waldschwimmbad vorgesehen sind. Höflein betonte, er wolle, dass die Badestelle öffnet, aber ein reibungsloser Ablauf garantiert ist. Middelberg und Sven Tolksdorf (SPD) schlossen sich ihm an: Die Fragen seien wichtig und müssten überzeugend beantwortet werden. In der Parlamentssitzung indes blieben sie zunächst offen. 
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