Was nicht alles vergessen wird

Bei der Fundsachenaktion kamen bei weitem nicht nur Koffer unter den Hammer

ZAHLREICHE INTERESSENTEN fanden sich zur Fundsachenversteigerung im Bürgerhaus Mörfelden ein. (Foto: Post)

Mörfelden-Walldorf. Unglaublich, was so alles im Bereich des Flughafens oder in den Flugzeugen selbst vergessen wird oder einfach liegen bleibt. Die zu versteigernden Fundsachen, die am Samstag im Bürgerhaus Mörfelden ausgebreitet waren, legten ein beredtes Zeugnis von der Vergesslichkeit so mancher Zeitgenossen ab. 

„Wie kann man nur einen Kinderwagen einfach vergessen?“, fragte sich eine junge Mutter, als sie gleich mehrere rollende Kindertransportmittel sah. Gut, einen Schirm oder eine Tasche kann man durchaus mal schnell vergessen, aber einen Laptop? Im Fundus der Fundsachenversteigerung war nahezu alles, was Menschen mit auf Reisen nehmen – oder glauben, mitnehmen zu müssen. Gut für jene, die auf entsprechende Schnäppchen bei der Fundsachenversteigerung aus sind.
Schon vor Beginn der Versteigerung, die durch das Auktionshaus Wendt aus Darmstadt durchgeführt wurde, hatten Interessenten die Möglichkeit, bestimmte Artikel zu begutachten. In den Schau-Vitrinen lagen mehr oder weniger wertvolle Uhren, Schmuck und auch viele Handys. „Wenn man ein iPad ersteigert, das noch gesperrt ist, hat man ein echtes Problem“, machte ein Kenner auf so manche Überraschung nach der Ersteigerung aufmerksam.
Entsprechend wies die Auktionatorin Meike Nahli vor Beginn der Versteigerungsaktion noch einmal darauf hin, dass es keine Garantie und auch keine Rücknahme gibt. „Es gilt der Grundsatz: ersteigert wie gesehen“, so Nahli. Die vielen Koffer blieben ohnehin ungeöffnet, hier war also der Überraschungseffekt umso größer.
Dann noch ein wichtiger Hinweis der Auktionatorin: „Zum ersteigerten Preis kommt eine Gebühr von 18 Prozent plus Mehrwertsteuer, also 21,4 Prozent – und die Helfer freuen sich auch über ein kleines Trinkgeld. Dann konnte es losgehen. 
In der ersten Reihe saß Ashley mit ihren Eltern Cornelia und Ronny, dazu noch ihr Bruder Mike. „Ich würde gerne einen Koffer voll toller Spielsachen ersteigern“, so die junge Dame. Dafür wollte sie bis 140 Euro gehen. „Was, da wüsste ich aber was davon“, mischte sich die überraschte Mama ein. Also einigte man sich im Vorfeld auf maximal 99 Euro. Ashley sicherte sich schon mal die grüne Bieterkarte.
Los ging es mit einem Designer-Trolley für Mädchen. Da wollte Ashley auch schon mal mitbieten, denn es könnten ja auch Spielsachen drin sein. „Denk dran, das geht alles von den 99 Euro ab“, mahnte Mama Cornelia. Bei 10 Euro stieg Ashley aus – der Trolley ging für 16 Euro weg. 
Anschließend wurden ein Laptop und ein Handy ersteigert – zu überraschend hohen Preisen. Dann zeigte die Helferin der Auktionatorin eine kleine weiße Tasche, aus der sie ein weißes Ballkleid zauberte und dann ein weiteres Partykleid und schließlich noch Strandbekleidung. Was so alles in eine so kleine Tasche passt“, wunderte sich eine Dame und steigerte eifrig mit. „Das würde ich gerne meiner Tochter schenken“, begründete sie ihr Interesse. 
Ob Ashley noch zu ihrem Koffer mit den erhofften Spielsachen kam, ist nicht bekannt. Hin und wieder hob sie ihre Bieterkarte, stieg dann aber frühzeitig aus. Ihr Bruder wollte ein tolles Mountainbike ersteigern, doch ein solches war nicht dabei. Aber mit leeren Händen wollte die Familie auch nicht nach Hause gehen. Bei einem vermeintlich lohnenden Koffer schlug man zu. Ob der gewünschte Inhalt darin war, wollten sie aber nicht verraten.
„Wir haben einen schönen Familienausflug gemacht, und bei so einer Versteigerung dabei zu sein, macht einfach Spaß – das gönnen wir uns hin und wieder mal“, meinte Mama Cornelia, und alle waren zufrieden. (pos)

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