30 Jahre Kino Lichtblick Walldorf

Große Feier mit illustren Gästen, Musik und Kurzfilm

Kinobetreiber, Moderator, Laienschauspieler: Ottmar Schaffner (links) bei einem besonderen Jubiläumsabend im „Lichtblick Kinotreff“. (Foto: Koch)

Walldorf (ako). Ein besonderer Geburtstag ist kürzlich im „Lichtblick Kinotreff“ in der Mörfelder Straße in Walldorf begangen worden: Im voll besetzten Haus wurde an einem bunten, musikalisch hochklassigen Abend das 30-jährige Bestehen dieses Kinos in gelöster Stimmung gefeiert.

„Ich mag vor allem die familiäre Atmosphäre hier“, sagte die Walldorferin Jördis Barran-Remler. Sie ist eine treue Kinogängerin und bezeichnet das Walldorfer Kino als „soziale Institution“. Sie komme so gerne hierher, dass sie sich manchmal auch Filme ansehe, für die sie sonst nicht unbedingt ins Kino gehen würde. Wie viele weitere treue Stammgäste ließ auch sie sich die besondere Jubiläumsfeier daher nicht entgehen. Ottmar Schaffner führte als Moderator durch den Abend, der von vielen Höhepunkten geprägt war. Er konnte nicht nur viele regelmäßige Kinogänger, sondern mit Bürgermeister Thomas Winkler, Erstem Stadtrat Karsten Groß und Kulturdezernent Achim Sibeth auch drei Vertreter der Stadt als Ehrengäste begrüßen. Zunächst erinnerte Schaffner an den Start des Kinos, das er zusammen mit Andrea, Hella und Thomas Winkler aufgebaut und geprägt hat. Zuvor hatte das Quartett seit 1986 bereits zusammen die „Löwen-Lichtspiele“ in der Langstraße betrieben. Dann folgte 1992 der Umzug in das Gebäude in der Mörfelder Straße, in dem früher schon einmal ein Kino und später dann ein Tonstudio betrieben worden waren.

„Wir sind noch da, das Kino geht weiter.“

Das vierköpfige Team harmonierte bis 2019, als Thomas Winkler zum Bürgermeister gewählt wurde. Die größte Herausforderung und härteste Zeit für das Kino, die Coronapandemie, musste nun zu dritt bewältigt werden. Schaffner berichtete denn auch, wie hart die Lockdowns gewesen waren. Doch unter dem Jubel der Zuschauer betonte er: „Wir sind noch da, das Kino geht weiter.“ Schaffner bedankte sich entsprechend bei den treuen Stammgästen und der Stadt für deren Rückhalt und Unterstützung. Das Kino sei mehr als eine Lichtspielstätte, nämlich auch ein sozialer Treffpunkt – wo bereits diverse Heiratsanträge gemacht und erste Küsse getauscht worden seien, sagte er.
Hieran knüpfte der Erste Stadtrat in seiner Rede an. Das Walldorfer Kino sei ein „Zuhause für Cineasten“ und ein „Kleinod für Mörfelden-Walldorf“, ein großes Wohnzimmer für alle Generationen mit besonderer Atmosphäre. Die Besucher bekämen dort für wenig Geld gute und anspruchsvolle Filme ebenso wie Blockbuster geboten. Insbesondere während der Lockdowns habe man gemerkt, wie schön doch ein Kinoerlebnis ist, das in dieser Zeit sehr schmerzlich gefehlt habe. Weiter betonte Groß: „Es ist einfach gut, ein Kino der kurzen Wege vor Ort zu haben – und eben nicht so anonym wie in der Großstadt oder bei einem Kino-Center auf der grünen Wiese.“ 

Für Musik sorgten Ralf Baitinger, Christoph Oeser und Doris Assenheimer

Für fulminante musikalische Höhepunkte, die das Publikum von den Sitzen rissen, sorgten Ralf Baitinger, Christoph Oeser und Doris Assenheimer. Ersterer hatte extra ein cineastisches Musikprogramm mit Filmhits aus vielen Jahrzehnten einstudiert. So begeisterte er am E-Piano und als Sänger mit einem breiten Repertoire vom „Zauberer von Oz“ (1939) über „Casablanca“ (1942) bis hin zu „Dirty Dancing“ (1987) und vielen weiteren unvergesslichen Soundtracks. Zu vielen Filmhits erläuterte Baitinger die Hintergründe und teilte mit dem Publikum seine eigenen persönlichen Kinoerlebnisse. Auch auf einige Wünsche der Besucher ging Baitinger ein, etwa, als er den „Time Warp“ aus dem Kultfilm „The Rocky Horror Picture Show“ spielte, der 1977 in die deutschen Kinos gekommen war. Der ganze Saal tanzte mit, was so eigentlich gar nicht im Programm vorgesehen war.
Im Anschluss dann hatte der Kurzfilm „Er geht in die Dunkelheit“ von Og Reis Premiere, an dem zahlreiche Hobby-Schauspieler mitwirkten, darunter auch Schaffner selbst, der einen Pater spielte. Dieser fand im Film allerdings unter schaurigen Umständen den Tod – passend zu Halloween nämlich lud der Kurzfilm die Zuschauer zum Gruseln ein.
Mit Christoph Oeser am Piano und Doris Assenheimer am Saxofon rundete ein kongeniales Duo den Abend musikalisch ab. Sie präsentierten viele Klassiker des Boogie-Woogie, darunter etwa „The Fat Man“ von Fats Domino – und erhielten eine Menge Applaus. Bei Oeser kam noch die optische Faszination hinzu, denn der Pianist ließ spektakulär die Finger über die Tasten tanzen. Die Veranstaltung endete nach 23 Uhr mit dem guten Gefühl, dass dieser besondere Jubiläumsabend sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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