Zwölf Punkte für Conchita Wurst

Der Funke fliegt in der Galasitzung der Feuerreiter schon beim Einzug auf das närrische Publikum über

VERWANDLUNGSKÜNSTLER: Die Lachmuskeln der Narren strapazierte Conchita Wurst alias Bürgermeister Manfred Ockel bei der Galasitzung der Kelsterbacher Feuerreiter. Über den gelungenen Auftritt mussten sogar die Mainzer Hofsänger schmunzeln. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Schwungvolle Showtänze, Lustiges aus der Bütt und eine Garde in neuem Gewand – beste Unterhaltung mit Musik, Tanz und guter Laune bot die Galasitzung der Feuerreiter. Die hatten sich wieder mächtig ins Zeug gelegt und im ausverkauften Bürgersaal des Fritz-Treutel-Hauses ein fast fünfstündiges, kurzweiliges Programm auf die Beine gestellt. Kräftig unterstützt wurde der Karnevalverein dabei von bekannten Gastrednern und Showtanzgruppen. Aber auch die Eigengewächse der Feuerreiter sorgten für prächtige Stimmung unter den rund 440 gut gelaunten und bunt kostümierten Narren.

Schon mit dem furiosen Auftakt erfüllte sich für Sitzungspräsident Anton Schmidt ein lang gehegter Wunsch: Einmal rauf auf die Bühne mit dem Laridah-Marsch, der sonst nur in Köln beim Einmarsch des Dreigestirns erklingt. Diesem Wunsch kam der Musikverein Weiterstadt-Gräfenhausen beim Einmarsch von Elferrat und Großer Garde nach.
Ein Fest wolle man heute zelebrieren, eins „das einem die Tränen in die Augen treibt und lange im Gedächtnis bleibt“, kündigte Anton Schmidt an. Und für die Abkürzung „Pegida“ hatte der Sitzungspräsident gleich eine eigene Deutung parat. Denn bei den Feuerreitern heiße das: „Programm erster Güte in dieser Arena“, so Schmidt. Und das wurde wie schon in den Jahren davor von der Band Modern Sound umrahmt, die das Publikum mit Schunkel- und Karnevalsliedern vor, während und nach der Sitzung bestens unterhielt.
Mit Schwung und guter Laune fegte dann die Sängerin Sylvia Martens mit einem Schlagermedley über die Bühne. Gewohnt launig kalauerte sich „De Pälzer“ Roman Chormann durch seinen Auftritt und begrüßte augenzwinkernd das „jugendlich frische Komitee“.
Tosenden Applaus gab es für den Auftritt von Corinna Kuhn als „Die Dolle“, die sich über ihren Mann, das Filigranmodell, echauffierte. „Seit elf Jahren wächst er, leider an den falschen Stellen“, so die Dolle. Heute sei ihr Hochzeitstag, da habe der Gatte Handschellen mitgebracht und sich ans Bett fesseln lassen. „Er hat gesagt, ich kann mit ihm machen, was ich will. Was soll ich sagen: Hier bin ich“, witzelte Kuhn zur Freude des Publikums.
Auch der „hesslichste aller Hausmeister“, der Begge Peder, gab sich die Ehre und klagte über schlechtes Essen beim Inder: „Pizza Vier-Jahreszeiten. Die war eiskalt, da war nur Winter drauf.“ Und er meckerte über unpassende Geschenke von seiner Frau: Ein elektrisches Krawattenkarussell. Dabei habe er nur eine, und die sei für Beerdigungen, so der Begge Peder.
Vom „Schoppetest“ jenseits der Promillegrenze mit Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann berichtete Bürgermeister Manfred Ockel, der versprach, wegen der finanziellen Situation der Stadt kleinere Brötchen zu backen.
Mit Anna-Lena Hofmann stieg dann ein Feuerreiter-Eigengewächs in die Bütt und berichtete von ihrer Oma im Fitness-Wahn. Im Schwimmbad und der Sauna sei sie Dauerkunde, danach ging es auf den Fußballplatz als Libero und Linksaußen. Und den Handstand an der Wand mache Oma nur mit einer Hand, so Hofmann.
Als der „Runkelreuwe-Schorsch“ und als „Kartoffel-Hannes“ traten Werner Georg und Anton Schmidt, die zwei letzten Landwirte Kelsterbachs, auf. Launig berichteten sie über den Streit mit den Ehefrauen, ihrer Tour mit Kanzlerin Merkel durch Frankfurt und die Schikane durch eine Drogerie-Verkäuferin und brachten damit das Publikum zum Lachen. Nicht fehlen durften die Trinksprüche am Schluss: „Ist das Fell des Lämmchens schön braun, liegt es am Elektrozaun.“
Blickfang der Galasitzung waren wieder die Showtänze. Einen zauberhaften „Alice im Wunderland“-Tanz zeigte die Gruppe Yes aus Klein-Krotzenburg. Mit aufwendigen Kostümen in Lila und einer tollen Choreografie punkteten die Magic Pearls aus Okriftel. Mit den „Herren des Rings“ bot das Feuerreiter-Männerballett eine Hommage an den Boxerfilm „Rocky“. Zwar gab es diesmal keinen Auftritt der Feuerreiter-Minis, dafür sorgte die Große Garde für eine echte Überraschung. Erstmals präsentierten die Tänzerinnen ihre neuen Kostüme in flammendem Rot und überzeugten mit einem gelungenen Gardetanz.
Höhepunkt des Abends war der Auftritt der Feuerreiter-Aktiven mit ihrer amüsanten Playback-Hitparade. Da brachten Klaus Preußner und Erich Hatzmann als Marianne und Michael die Narren zum Schunkeln, Feuerreiter-Vorsitzender Klaus Börner entzückte als Andreas Gabalier und Erster Stadtrat Kurt Linnert schmachtete als Semino Rossi über die Bühne. Angeführt von Werner Georg gaben sich noch die „Höhner“ die Ehre und Daniel Iriti zeigte, dass er auch in Strumpfhosen und als Andrea Berg eine gute Figur machte.
Für die Überraschung des Abends sorgte allerdings Bürgermeister Manfred Ockel, der sich als Conchita Wurst in ein Glitzerkleid warf und für den Auftritt locker zwölf Punkte verdiente.
Am Ende rockten die Hofheimer Zigeuner mit einem 80er-Jahre-Medley die Sitzung, die natürlich mit dem Lied „In Kelsterbach beim Ebbelwoi“ ausklang. (nad)

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