Wunschbriefkästen für Kelsterbach gebastelt

Jugendförderung setzt auf Kinder- und Jugendbüro als offene Beteiligungsform

Konzentriert bei der Sache waren Daria (links) und Tara, die die Wunschbriefkästen gestalteten. Diese sollen unter anderem an der IGS, den Grundschulen und der Bibliothek aufgehängt werden. (Foto: Koslowski)

Kelsterbach (rko). „Zieht die Folie ganz vorsichtig ab, damit nicht so viel Farbe mit abgeht“, leitet Laura Brockmann vom Team des Jugendzentrums die Mädchen und Jungen an. Vor ihnen liegen mit bunter Farbe besprühte Briefkästen. Als die Kinder die Schutzfolie entfernen, kommen die Umrisse von Schriftzügen deutlich zum Vorschein. „Kinder- und Jugendbüro“ ist zu lesen. Diese Wörter sollen die Kinder nun noch ordentlich mit farbigen Acrylstiften ausmalen, diese Farbe ist nicht wasserlöslich und das ergibt Sinn.

Denn die acht, sogenannten Wunschbriefkästen werden an den Grundschulen, der Integrierten Ganztagsschule, am Sportpark, der Stadt- und Schulbibliothek und dem Jugendzentrum am Schloss aufgehängt. Ein Letzter werde für eine mögliche weitere Stelle in Reserve gehalten, informiert die Sozialarbeiterin. Das Kinder- und Jugendbüro ist das neue Projekt des Jugendzentrums und soll den bisherigen Kinder- und Jugendbeirat ersetzen. Die Gestaltung der Wunschbriefkästen in der zweiten Ferienwoche der Osterferien ist der Startschuss des Kinder- und Jugendbüros, dessen Leiterin Brockmann ist. Die Legislaturperiode des Kinder- und Jugendbeirats sei während der Corona-Pandemie ausgelaufen, gibt Brockmann Auskunft. Es sei schwer, Kinder und Jugendliche für eine dauerhafte Beteiligung zu finden, deshalb solle deren Partizipation an Gestaltungprozessen und Projekten neu aufgestellt werden. Dies sei vom Jugendzentrum vorgeschlagen worden, die Umsetzung sei politisch von Bürgermeister Manfred Ockel und der Stadt Kelsterbach gewünscht. 

Ersatz für Kinder- und Jugendbeirat

Ein Kinder- und Jugendbüro sei eine offene Form der Beteiligung des Nachwuchses. Brockmann bezeichnet sie als eine Mischform aus einer projektbezogenen Beteiligungsform und einem Forum. Die temporäre Beteiligung binde die Kinder eben nicht fest über mehrere Monate oder sogar einige Jahre wie an einen Beirat. Sie findet die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Gestaltungsprozessen wichtig, denn ihre Sichtweise unterscheide sich von dem Blickwinkel der Erwachsenen. Sie würden tolle Ideen haben, die sie zu Gehör bringen müssten. 
In der Praxis werfen Kinder und Jugendliche in die Briefkästen ihre schriftlich verfassten Wünsche und Ideen. Brockmann wählt aus den geäußerten Vorschlägen jene aus, die realisierbar sind. Sie entwickelt dann im Anschluss mit Kindern und Jugendlichen, die Lust haben, sich zu beteiligen, ein Konzept. Das können die Kinder dann in der Stadtverordnetenversammlung zur Entscheidung einbringen. „Die Kinder und Jugendlichen können kleine Projekte selbst umsetzen“, erklärt Brockmann das Konzept. Sie rechnet damit, dass sich die Kinder und Jugendlichen häufig an den Entwicklungsprozessen beteiligen, wenn sie erst einmal feststellen, dass das Kinder- und Jugendbüro erfolgreich arbeitet. 

Mitgestalten bei Festen oder kleine Projekte umsetzen

Projekte können beispielsweise die Mitgestaltung an einem Stadtfest oder neue Bänke für einen Ort sein, an dem sich Jugendliche häufig aufhalten. Die Wünsche und Ideen müssten realisierbar sein, betont Brockmann. Mal auf die Schnelle einen Kletterpark errichten, passt freilich nicht in diese Kategorie. 
Die bunten Briefkästen sind für die Mitarbeiterin des Jugendzentrums bereits eine Verschönerung der Stadt. Sie sollen möglichst noch im April an den festgelegten Standorten aufgehängt werden. Brockmann würde sich über eine starke Beteiligung, über eine Flut von Wünschen und Ideen freuen. Alle Kinder und Jugendliche dürfen Wunschzettel ausfüllen. Die Umsetzung der Projekte sei dann aber altersabhängig.
Daria und Tara finden die Gestaltung der Briefkästen toll und loben auch die Beteiligungsform des Nachwuchses über das neue Kinder- und Jugendbüro. Die Kinder hätten sich die Farbe aussuchen dürfen, das Sprayen sei dann am Anfang etwas chaotisch gewesen, berichtet die zehnjährige Daria. Der zwei Jahre jüngeren Tara macht es Spaß, mit den gleichaltrigen Kindern zusammenzuarbeiten. 
Die beiden Mädchen wissen schon, was sie auf ihrem Wunschzettel schreiben. Tara will, dass nicht so viele Bäume gefällt werden und Daria möchte mehr Fußgängerzonen und weniger Autos in der Stadt. Die Wunschzettel werden übrigens einheitlich gestaltet. Vorlagen werden die Kinder noch entwerfen. 

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