WIK kritisiert Radwege am neuen Kreisel

Nicht breit genug und unklare Markierungen

NACHGEMESSEN: Bei einer „Fraktionssitzung im öffentlichen Raum“ nahmen Christian Hufgard (hinten), Jürgen Wälther (Mitte) und Bruno Zecha die Fahrradschutzstreifen am neuen Kreisel an der Südlichen Ringstraße unter die Lupe. (Foto: Postl)

Kelsterbach (pos). Die geplante Gestaltung der Grünflächen rund um den neuen Kreisel in der Mörfelder Straße/Südliche Ringstraße hatte die Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) noch gelobt. Anders sieht es bei den Radwegen am Kreisel aus. Hier kritisiert die Fraktion unter anderem unklare Vorgaben für Radler beim Befahren und eine zu geringe Breite der Schutzstreifen.

Vier Mitglieder der WIK nahmen bei einer Begehung am Sonntagnachmittag den Kreisverkehr unter die Lupe. Die Genehmigung dafür hatte es vom städtischen Ordnungsamt nur unter Auflagen gegeben. „Wir wurden darauf hingewiesen, dass eine Versammlung als lose Gruppe nicht genehmigt werden kann, sondern nur als Fraktionssitzung im öffentlichen Raum – mit der Einhaltung der entsprechenden Personenabstände“, sagte der Fraktionsvorsitzende Bruno Zecha. Neben Zecha nahmen an der Sitzung noch der WIK-Pressesprecher Jürgen Wälther, Stadtrat Hans Schuler und der Bürgermeisterkandidat Christian Hufgard teil.

„Das ist selbst für uns Erwachsene verwirrend und nicht nachvollziehbar“

Von Radfahrern und Fußgängern gab es beim Ortstermin auch die ein oder andere Meinung zum Kreisel. „Völlig verwirrend, unmöglich“, kommentierte ein Vater, dessen Familienmitglieder plötzlich auf unterschiedlichen Wegen von der Südlichen Ringstraße gen Flughafen unterwegs waren: Der Vater fuhr auf dem Schutzstreifen weiter in den Kreisel und bog Richtung Taubengrund ab, die Mutter nutzte mit dem jüngsten Kind den Rad- und Fußweg, der ältere Sohn suchte sich seinen Weg auf der roten Pflasterung, auf der noch eine entfernte Radwegmarkierung zu erkennen ist. „Das ist selbst für uns Erwachsene verwirrend und nicht nachvollziehbar“, fand Christian Hufgard.
Alle am Kreisel für Radfahrer markierten Wege seien nur Fahrradschutzstreifen beziehungsweise Mehrbereichsstreifen, kritisierten die WIK-Mitglieder. Schutzstreifen sind nur durch eine unterbrochene weiße Linie vom übrigen Verkehr getrennt. Dieser Streifen darf überfahren werden, wenn sich dort kein Radfahrer befindet. Radfahrstreifen dagegen haben eine durchgezogene weiße Linie und dürfen auch dann nicht überfahren werden, wenn hier kein Radfahrer unterwegs ist.

WIK: Nur wenige Änderungen der ADFC-Stellungnahme wurden umgesetzt 

Doch nicht einmal die Fahrradschutzstreifen seien ordentlich ausgeführt, mancher ende gar in einem Schotterbett, kommentierte Hufgard den Gesamtzustand. Bereits am 4. November 2017 hatte die WIK-Fraktion den Mitgliedern des Bauausschusses, dem Fahrradbeauftragten der Stadt Kelsterbach und dem Magistrat eine Stellungnahme zur Planung des neuen Kreisels zukommen lassen. Im Dezember 2017 gab der ADFC Kreis Groß-Gerau ebenfalls eine Stellungnahme zu dem Projekt ab.
Trotz der Vorlage beider Stellungnahmen, die verbesserte Bedingungen für Radfahrer vorschlugen, seien nur wenige Änderungen der ADFC-Stellungnahme umgesetzt worden. „Wir hatten auf der Südlichen Ringstraße einen Radfahrstreifen mit 1,85 Meter Breite gefordert, jetzt ist daraus auch nur ein Schutzstreifen mit 1,50 Meter Breite geworden – und dies nicht einmal durchgängig“, kritisierte Jürgen Wälther.
Besonders prekär ist die Situation auf der Südlichen Ringstraße nach Verlassen des Kreisels gen Westen. „Damit Radfahrer regelkonform, also mit einem Abstand von 1,50 Meter, überholt werden können, muss eine Fahrbahn mit Mittellinie mindestens 5,50 Meter breit sein. Hier haben wir aber nur zwei Mal 2,50 Meter, somit dürfte keine Mittellinie aufgetragen sein“, so Wälther weiter.

Fahrrad endlich als umweltfreundliches Verkehrsmittel ernst nehmen

Genau an dieser Stelle würden wieder die altbekannten Überholmanöver mit überhöhter Geschwindigkeit stattfinden. Weiter kritisiert die WIK dass es nach der Ausfahrt des Kreisels auf die Mörfelder Straße gen Stadtmitte überhaupt keinen Schutzstreifen für Radfahrer gibt. „Ab hier müsste zumindest ein Tempo-30-Limit her“, forderte Hufgard. Es sei peinlich und beschämend, dass nach zwei Radverkehrskonzepten, ausführlichen Stellungnahmen und seit Jahren gültigen Richtlinien in Kelsterbach immer noch so ein Murks in Sachen Radverkehr gemacht werde, erklärte die WIK in ihrem Fazit und fragt, wann die umweltfreundlichen Verkehrsmittel ernst genommen werden.

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