Wald als Müllkippe missbraucht

Aufräumarbeiten nach Sturmtief – Waldzustand und Wildtierbestand

ABGEBROCHENE BUCHENKRONE: Etwa 60 Bäume sind im Kelsterbacher Wald dem Sturmtief Egon zum Opfer gefallen. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Massive Schneefälle, Verkehrsunfälle und umgestürzte Bäume – Sturmtief „Egon“ hatte Mitte Januar in ganz Deutschland einige Schäden hinterlassen. „Wir haben auch die Luft angehalten, aber es war nicht so schlimm, wie zunächst befürchtet“, sagte Forstassessor Martin Klepper, der mit dem Leiter des Kelsterbacher Kommunalbetriebs (KKB), Eric Schulz-Gabel, im Bauausschuss den Jahresbericht 2016 für den Kelsterbacher Stadtwald vorstellte.

Gleich nach dem Sturm seien von KKB-Mitarbeitern die Zufahrts- und Verkehrswege auf umgestürzte oder querliegende Bäume kontrolliert worden. In der Summe habe man etwa 60 Festmeter Holz – was in diesem Fall ungefähr 60 Bäumen entspricht – durch den Sturm verloren, so Klepper. Rund 80 Prozent der umgestürzten Bäume waren Kiefern, bei dem Rest handelte es sich um Buchen. Viele der umgestürzten Bäume waren vorgeschädigt und hatten die üblichen Rückbildungen im Wurzelwerk, so dass sie dem Sturm nicht standhalten konnten. 
Laut Klepper waren die Aufräumarbeiten schnell erledigt. Das Holz, das abtransportiert wurde, ergab drei Lkw-Ladungen. „Mit dieser Größenordnung können wir leben“, so der Forstassessor über die Sturmschäden. Die häufiger auftretenden Sturmereignisse, aber auch klimatische Veränderungen seien Themen, mit denen man sich in Zukunft beschäftigen müsse, betonte Klepper.
Der durch den Bau der Landebahn Nordwest stark zerstückelte 306 Hektar große Stadtwald, ist ein reiner Erholungswald, dessen Bewirtschaftung die Stadt 2012 von Hessenforst übernommen hat. Unterstützt wird sie dabei von Martin Klepper als externem Berater.
Neben den klimatischen und geologischen Schwierigkeiten – darunter Trockenperioden sowie ein an Nährstoffen und Wasser armer Boden – macht auch die Destabilisierung des Ökosystems durch den Flughafenausbau dem Wald zu schaffen. Statt großflächig in die Bestände einzugreifen, setze man bei der Waldpflege und bei Pflanzungen auf Einzelmaßnahmen, so Klepper. 
Insgesamt wurden im letzten Jahr 17 855 Bäume und Sträucher gepflanzt, unter anderem für den Vor- und Unterbau. Denn auch die Außenränder des Waldes müssen nach dem Kahlschlag durch den Flughafenausbau neu aufgebaut werden. Durch den Schneisenschlag ist der Baumbestand am Rand ungeschützt Sonne und Wind ausgesetzt. Neu gepflanzte Sträucher und Bäume, wie der mittelgroße Feldahorn, sollen in einigen Jahren Wind und Sonne abfangen. Im dritten Quartal 2017 sind an der Südseite des Waldes erste Pflanzungen zum Randaufbau vorgesehen. 
Bei der Waldpflege hat sich die Stadt nach den detaillierten Auflagen des Planfestellungsbeschlusses zu richten. Der sieht unter anderem vor, dass nicht heimische oder standortgerechte Baumarten entfernt und durch heimisches Holz ersetzt werden. Laut Martin Klepper wurde im letzten Herbst an vielen Stellen die Traubenkirsche beseitigt, eine invasive Baumart, die durch ihr rasantes und dichtes Wachstum heimische Baumarten verdrängt. Allerdings sei das ein Kampf, der bis zu zehn Jahre dauere, wenn man dranbleibe, betonte Klepper. Auch 2017 soll die Traubenkirsche ganzflächig entfernt werden.
Teil des Waldes ist auch das Dam- und Schwarzwild. Entsprechend der Waldgröße muss der Wildtierbestand jedoch jedes Jahr nach einem Plan der Unteren Naturschutzbehörde per Jagd reduziert werden. Im Schnitt werden beim Damwild deshalb etwa 15 Tiere pro Jahr geschossen, so Klepper. Bei den Wildschweinen könne man jedoch den Bestand nicht einschätzen und entsprechend gebe es hier auch keinen Abschussplan.
Einige Waldbereiche wurden mit Baumstämmen gesperrt, um den Tieren Rückzugsorte zu bieten. Leider würden diese Absperrungen von manchen Waldbesuchern ignoriert, bedauerte der Forstassessor. Allein im letzten Jahr hat es 18 Verwarnungen und 122 Anzeigen gegen Auto- oder Rollerfahrer gegeben, die trotz Verbotsschilder und Schranken ihre Fahrzeuge teils im Wald abgestellt oder die Wege befahren hatten.
Oft seien im Sommer auch die Rettungswege zugeparkt, da Besucher Richtung Mönchwaldsee strömen, obwohl das Baden dort ausdrücklich verboten ist. „Am nächsten Morgen muss außerdem immer ein Mitarbeiter dort eingesetzt werden, der den Müll entfernt, den die Leute da hinterlassen“, berichtete Martin Klepper. Zudem werde der Wald als Müllkippe missbraucht. Mindestens ein Mal im Monat wird eine Truppe KKB-Mitarbeiter losgeschickt, um achtlos abgeladenen Sperrmüll, darunter Möbel, Kühlschränke und Autoreifen, zu entsorgen. (nad)

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