Verweis auf enormen Waldverlust

BI-Protestaktion im Treburer Oberwald – Aktivisten besetzen vier Bäume

DEMONSTRATION IM WALD: Rund 150 Teilnehmer protestierten am Sonntag gegen die geplante Rodung von Teilen des Treburer Oberwalds für einen Autobahnanschluss des dritten Terminals an die A 5. (ch)

Mörfelden-Walldorf. Mit einer Aktion der Bürgerinitiative haben am Sonntag die Proteste gegen die Abholzung eines weiteren Waldstücks für den Ausbau des Frankfurter Flughafens begonnen. 

Diesmal geht es um ein rund sechs Hektar großes Areal an der Autobahn A 5, direkt angrenzend an Walldorf gelegen, aber im Besitz der Gemeinde Trebur. Das Gelände wird gebraucht, um das geplante dritte Terminal des Flughafens an die Autobahn anzuschließen. 
Umweltaktivisten befürchten zudem, dass der Wald deutlich vor dem Bau des Terminals fallen wird, weil der Bereich als Baustellenzufahrt benötigt werde, denn die jetzige Anschlussstelle Zeppelinheim/Cargo-City sei heute schon überlastet.
Die Protestaktion am Sonntag in Form eines Kuchenstandes und eines Waldspaziergangs, wie man es aus Zeiten des Baus der Startbahn-West kennt, war vor allem von Petra Schmidt von der Bürgerinitiative gegen den Flughafenausbau in Mörfelden-Walldorf initiiert und von der Bürgerinitiative aus Trebur unterstützt worden.
Trotz des kühlen Wetters kamen rund 150 Menschen in den Wald, kritisch beäugt von der Polizei. Während sich rund um den Kuchenstand die Waldspaziergänger formierten, machten sich rund hundert Meter weiter mehrere Aktivisten bereit, um vier Bäume zu besetzen. Sie wollen dort bis Ende Februar ausharren, denn so lange dürften Bäume gefällt werden. Danach gilt bis Herbst die Brut- und Setzzeit und damit ein Fällverbot.
Petra Schmidt wies auf den enormen Waldverlust der vergangenen Jahre im Zusammenhang mit dem Flughafenausbau hin. Neben dem Kelsterbacher Wald sei auch Wald für die A 380-Halle gerodet worden, nun sollen Bäume für einen Autobahnanschluss fallen. Zudem sei in unmittelbarer Nähe gerade ein großes Waldstück für die Erweiterung des Kiesabbaus am Langener Waldsee verschwunden. 
Immer würden die Interessen der Bürger und die Schutzfunktion des Waldes den wirtschaftlichen Interessen von Unternehmen untergeordnet, so Schmidt. Gerade in einer dicht besiedelten Region sei Wald ein wertvolles Gut. Dass der Wald einmal als Bannwald ausgewiesen wurde, erweise sich jetzt als Farce.
Monika Lege von der Umweltorganisation Robin Wood begrüßte den Protest ausdrücklich. Es sei unwahrscheinlich, dadurch die Rodung zu verhindern, doch es sei wichtig, dass Bürger immer wieder Flagge zeigten und gegen solche Beschlüsse demonstrierten.
Petra Schmidt kündigte ein „aktionsreiches Jahr 2018“ an und machte damit klar, dass es in dem betreffenden Waldgebiet auch in den kommenden Monaten weitere Proteste geben wird. Schmidt betonte zudem, es sei ursprünglich nicht Ziel der Flughafenerweiterung gewesen, dort ein Terminal für Billigflieger wie Ryan Air zu bauen.
Seit Montag dieser Woche ist Flughafenbetreiber Fraport durch eine vorläufige Besitzeinweisung formal Eigentümer des Waldes. Nach Mitteilung eines Fraport-Sprechers sollen zunächst jedoch keine Bäume fallen. Vielmehr würden in den nächsten Wochen umfangreiche Untersuchungen vorgenommen, um Klarheit über womöglich seltene Tierarten in diesem Waldstück zu bekommen, die dann umgesiedelt werden sollen. 
Fraport will die vier besetzten Bäume derzeit nicht räumen lassen. Der Autobahnschluss muss erst 2021 fertig sein. Denn erst dann wird der erste Teil des neuen Terminals nach den derzeitigen Planungen eingeweiht. (ch)

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